schrieb unter anderem : Die Feudalherren hinter ihren Kühltürmen wissen, was dem Lande frommt: Sie bestimmen, was mit ihrem Geld geschieht – basta!
Und wenn Berlin nicht will, wie die Atomprovinz befiehlt? Was dann geschieht, kommentierte die Financial Times Deutschland so: „Atomkonzerne erpressen Regierung. Sofortiger Ausstieg aus Kernkraft angedroht. Energieversorger wollen Brennelementesteuer verhindern.“
Ein Schelm, wer da denkt, es gehe um die Verwandlung abgeschriebener Atomklitschen in Gelddruckmaschinen.
Und um was geht es wirklich? Im Gebiet von Tschernobyl werden wir fündig: 218.000 Quadratkilometer sind seit dem GAU von 1986 radioaktiv belastet – mit mehr als 37.000 Becquerel pro Quadratkilometer. Waldbrände können den verseuchten Staub erneut in den Himmel pusten, und Winde die Wolke nach Westen, nach Osten, nach Norden oder nach Süden wehen.
Was das mit dem deutschen Ausstieg aus dem Atomausstieg zu tun hat? Es hat zu tun mit dem Restrisiko, das jedem Atomkraftwerk anhaftet. Es ist ein Risiko, wie es keine andere Technik mit sich bringt – nicht der Öltanker, nicht die Bohrinsel, nicht der Staudamm.
Klassische Risiken führen, wenn sie eintreten, zu klassischen Katastrophen: zu Überschwemmungen, Verschmutzungen, Verheerungen, zu Hunderten, ja Tausenden Toten. Doch ist die klassische Katastrophe geschehen, ist sie vorbei: Es wird aufgeräumt und aufgebaut, bis die Schäden behoben sind.
Der GAU in einem Atomkraftwerk dagegen bedeutet: Katastrophe ohne Ende. Tschernobyl geschah nicht am 26. April vor 24 Jahren, Tschernobyl geschieht immer noch, Tschernobyl wird in 24 Jahren noch geschehen, auch in 48 Jahren – über Generationen und Generationen hinweg. Im Westen Russlands gelten heute 19 Regionen als radioaktiv kontaminiert.
Wenn das Restrisiko eintritt, bezahlt die Bevölkerung dafür mit Schilddrüsenkrebs und Missbildungen bei Neugeborenen. Wo vor dem GAU 2,7 Millionen Menschen lebten, leben heute noch 1,7 Millionen. Für eine demokratisch-zivilisierte, für eine verantwortungsbewusste Gesellschaft wären die verseuchten Regionen Russlands vollständig unbewohnbar.
Selbstverständlich kann so etwas in Deutschland nicht und nie und nimmer passieren. In Frankreich auch nicht. In der Schweiz erst recht nicht. Weshalb es im Grunde untersagt werden müsste, sich auch nur vorzustellen, was wäre, wenn jenes Unvorstellbare plötzlich Realität würde: Weite Gebiete Deutschlands unbewohnbar, Frankreichs Rebgebiete im Rhônetal auf immer abgeschrieben, die bewohnbare Schweiz womöglich halbiert.
Alles unstatthafte Polemik! Purer Pamphletismus! Öko-Populismus! Was aber, wenn es einfach nur Ethik wäre? Zitat Ende Qualität und gesellschaftliche Verantwortung ist geil. Gier & Geiz nur asi. Gruss aus der Bonner Altstadt, Joschi |