Vermögensverwalter und "Börsenprofi" Jens Ehrhardt verwaltet gemäß Focus über 11 Milliarden an Kundenvermögen. Er betreibt dies professionell. Seine Einnahmen sind die Gebühren, die er seinen Kunden regelmäßig in Rechnung stellt. Die Höhe dieser Gebühren richtet sich prozentual nach der Höhe des angelegten Vermögens.
Herr Ehrhardt ist daher in mehrfacher Hinsicht "parteiisch":
1. Er hat ein Interesse daran, immer möglichst viel Kundengelder zu verwalten, weil dann auch seine Provisionen am höchsten sind.
2. Ob die Kunden mit seinen Anlagen Verluste erleiden, weil z. B. eine starke Rezession kommt, interessiert ihn nicht sonderlich, denn er verwaltet ja "other people's money". Entscheidend ist nur, dass er nicht schlechter als "der Benchmark" oder andere Fonds abschneidet, die freilich dasselbe "Kunden-melken"-Prinzip verfolgen.
Das Mantra der Vermögensverwalter, "den Benchmark" (meist SP-500) schlagen ist leicht, wenn der Anleger in DAX-Werten investiert. Denn in den DAX fließen - im Unterschied zum SP-500 - die Dividenden mit ein. Vergleicht also ein Fondmanager sein DAX-lastiges Portfolio mit der Performance des SP-500, so ist er immer schon mal um den Dividendenanteil "vorn" (reine Augenwischerei). SP-500-Firmen zahlen natürlich auch Dividende, aber die fließen eben nicht in den SP-500-Index ein.
Wegen des DAX-Divendenvorteils fällt dann auch nicht mehr so auf, wenn Erhardt für die Fondsverwaltung sagen wir 2 % Gebühren abzwackt.
2 % Verwaltungsgebühren sind bei 11 Milliarden Kundenvermögen immerhin ansehnliche 220 Millionen Euro Einkünfte für Erhardt PRO JAHR! Nur dafür, dass Erhardt seinen wohlklingenden Namen feilbietet und vielleicht noch minimale Extraperformance rausholt.
Die überwiegende Mehrzahl von Erhardts Kunden dürften in Geld- und Börsendingen eher unbedarft sein. Sie vertrauen ihm, weil der Fonds in der Vergangenheit gute Performance gezeigt hat. Dass dies in hohem Maße auf tendenziell unseriöser Bilanzaufblasungen der Notenbanken zurückgeht, sowie auch nicht-nachhaltige Aktienrückkäufe der Firmen, wofür sie sich haltlos verschuldet haben, interessiert seine Fonds-Kunden nicht sonderlich. Es zählt nur, was unten rauskommt.
Aufgrund dieser Gegebenheiten kann und darf man von Ehrhardt keine objektive Anlageberatung erwarten - schon gar nicht gratis in "Focus". Erhardt will viel Geld verdienen, und aus seiner ureigenen Sicht ist das, was er da macht und von sich gibt, hochprofessionell. Denn es maximiert seine eigenen Gebühreneinnahmen.
Portfolio-Verluste wegen sinkender Märkte sind hingegen Marktrisiken, die er zu 100 % an seine Kunden auslagert. Für ihn zählt nur, dass sein Fonds nicht stärker fällt als vergleichbare Fonds. Ist er einen Tick besser, hat er sogar "den Markt outperformt. Im krassesten Fall sackt sein Portfolio um nur 70 %, während die Konkurrenz um 80 % verliert. D.h. für seine Kunden aber DENNOCH 70 % Minus!
Wegen der implizierten Kundenhaftung muss Ehrhardt den Aspekt der Risikominimierung (z. B. Ausdünnen von Positionen angesichts eine drohenden schweren Rezession) nicht berücksichtigen. Dafür gibt es ja Hedgefonds, und die nehmen 20 % Gebühren.
Würde Erhardt seinen unbedarften Fondskunden wahrheitsgemäß mitteilen, dass aktuell eine (Junk-)Bond-Schuldenblase tickt und viele Firmen in Konkurs gehen könnten, würden sie nur ihre Gelder - schon aus purer Unsicherheit - abziehen. Was dann FÜR IHN, JENS ERHARDT, Verluste wegen sinkendem Verwaltungsvolumen bringt.
Daher sind solche Leute wie Erhardt immer bullisch, immer gut drauf, immer zuversichtlich, loben jeden noch so abenteuerlichen Geldflutungs-Winkelzug der Notenbanken und jede Marktmanipulation der Firmen selbst durch Aktienrückkäufe, refinanziert durch Junkbonds-Emissionen, und kreative Non-GAAP-Bilanzierung, die das Blaue vom Himmel herunterlügt.
Macht alles nichts, denn es bläht. Und wenn es bläht und steigt, sind die Kunden zufrieden. Erhardt bekommt noch mehr Kunden, noch mehr Volumen, noch mehr Gebühren - und all dies GANZ OHNE PERSÖNLICHES RISIKO! |