Du scheinst mich gründlich zu missverstehen oder falsch einzuschätzen: Ich bin für keine einzige Aktie bullish. Ich kaufe auch seit langem keine. Ich ver- walte nur noch "Restbestände". Ich habe in den vergangenen Monaten mehr als einmal geschrieben, dass man derzeit keine Aktien haben muss. Ich habe so wenig Aktien, wie nie zuvor in 20 Jahren. Soviel zum Profil eines "Perma-Bullen".
Was die Wirtschaftskrise anbelangt, so wird die -wie alle Krisen jemals- irgendwann ihr Ende finden. Wann das sein wird, weiß ich nicht - ich habe auch nie irgendwel- che Zeitziele genannt. Die Heftigkeit spricht aber eher für eine nicht allzu lange Dauer. Man vergesse bitte nicht, dass sich viele Investitionen auf längere Dauer nicht auf- schieben lassen. Autos und Maschinen haben eben eine physikalisch begrenzte Lebensdauer. Und tausende von Milliarden Dollars werden irgendwann den Markt erreicht haben und zu wirken beginnen, auch wenn sich das momentan keiner vorstellen kann; die Krise hat sich auch keiner vorstellen können.
Davon abgesehen, gehört es zu typischen Ablauf von Krisen, dass die Börsen be- reits lange vor deren Ende wieder anziehen. Fast kann man umgekehrt die Börsen sogar als Seismographen für die Krisen betrachten. Wenn also die Indizes beginnen, sich zu stabilisieren, so ist das ein erstes Zeichen, dass SMART MONEY auf dem Weg ist.
Wenn ich also solche seismographischen Instrumente ablese und die "Zählerstände" poste (z.B. die von mir apostrophierten Indizes), so hat das mit meiner persönlichen Einstellung null und nichts zu tun; schon gar nicht lässt sich daraus ableiten, dass ich bullish wäre. Es ist nichts anderes, als ob Kachelmann ein neues Hoch über dem Baltikum meldet. Dass ein Hoch Wetterbesserung bedeutet, dafür kann Kachelmann doch nichts.
Auch was TUI anbelangt, bin ich keineswegs bullish. In diesem Sinne habe ich auch nicht geschrieben. Wenn ich also darüber schreibe, dass TUI-Reisen ab einem Kurs von 6 Euro umsonst ist, sage ich allenfalls, dass ich den Markt für verrückt halte. Mit einer Unternehmens- oder Kursprognose hat das nichts zu tun, bullish bin ich deshalb mitnichten. Die weiteren Geschäfte und Zukunftsaussichten des Unterneh- mens kann und will ich nämlich gar nicht beurteilen; sie interessieren mich auch ab- solut nicht. Mir geht und ging es immer nur um eines: um die Spekulation einer Zerschlagung. Diese Zerschlagung habe ich immer für möglich gehalten, im Visier gehabt. Heute ist sie Fakt. Fehlt nur noch das andere Mosaiksteinchen: der Reibach. Da hat es bis jetzt fast nur böse Überraschungen gegeben. Wäre es allerdings nicht zur Krise gekommen, wäre das vermutlich ganz anders gelaufen.. Immerhin aber hat sich TUI in der Krise "nur" etwa halbiert. Andere, renommierte Werte, haben sich gedritellt, geviertelt oder mehr.
So, und nun die Ausnahmen: Edelmetallaktien. Sie sind (unter-) bewertet wie zu Beginn der Edelmetallhausse. Damals aber kostete die Unze Gold 200 Euro, heute fast wieder tausend. Macht bei den Umsätzen im Schnitt Faktor fünf. Die Kosten sind dramatisch gesunken, was sich auf die kommenden Gewinne auswirken wird. Das Angebot verknappt sich jährlich weltweit um etwa 5 bis 7 Prozent; die Nach- frage nimmt per Saldo zu. Was mit solchen Unternehmen geschieht, lässt sich leicht ausrechnen. Gerade von Leuten, die es mit den Fundamentaldaten halten, sind die Minenwerte eine Spielwiese. |