Bei Pfizer lag ich falsch. Ich hatte PFE im Schnitt um 23 Dollar rum gekauft, heute steht die Aktie bei 17,50. Da ich bekanntlich kein geduldiger Langzeit-Halter bin, hab ich die Aktie aber rechtzeitig (als sich die Engpässe in der Pipeline andeuteten) ohne nennenswerten Gewinn verkauft und nur ein paar Mal die hohe Dividende erhalten. Ein Verlustgeschäft war es nicht. Man hätte in der Zeit (der Bullenmarkt 2003 bis 2007 war noch intakt) mit anderen Aktien aber mehr verdienen können.
Zum Gesamtmarkt und Deiner Erwartung einer Wiederholung der 2003-Rallye:.
Bislang ist es dem Dax (leider) nicht gelungen, sich von der "Leitbörse" in USA abzukoppeln. Immer noch scheinen Tausende Trader hier zu Lande auf die US-Futures zu starren wie das Kaninchen auf die Schlange. Dabei wird jeder US-Move im DAX geradezu sklavisch "nachgeäfft".
Solange diese Abkopplung (geistig) nicht vollzogen ist, wird das Schicksal der US-Börsen weiterhin über den Dax bestimmen.
Könnte sich in USA (evtl. ab 2010) eine mehrjährige Erholung wie die von 2003 bis 2007 wiederholen? Ich glaube nicht. Dagegen sprechen folgende Gründe:
- die Rallye ab 2003 war liquiditätsgetrieben. Auslöser waren (viel zu) tiefe US-Leitzinsen, die alle Assetpreise hochtrieben (vor allem US-Immobilien) und eine extreme Verschuldung anschoben. Diese Verschuldung besteht nach wie vor, denn es wurde kaum was zurückgezahlt. Die Kreditkarten sind immer noch bis zum Anschlag überzogen, und die Reallöhne sinken in USA seit 20 Jahren.
- die jetzige Tiefzins-Arie der Fed wird dieses Blasen-Phänomen nicht wiederholen können. Die Häuser sind bereits bis zum Abwinken und darüber hinaus (Zwangsversteigerungen) beliehen. Selbst Tiefzinsen von jetzt 0,25 % in USA konnten den Preisverfall im Immo-Markt, der letzte Woche Rekordwerte erreichte - nicht aufhalten. Gegen neuerliche Haus-Spekus spricht auch die Charttechnik; der Karren ist tief im Dreck.
- die Märkte befinden sich immer noch im "Big Unwind" der letzten Assetblasen. Da die neuerlichen Tiefzinsen in USA keine Wende bringen, versucht die Fed es nun mit der Brechstange, indem sie faule Assets in ihre Bücher nimmt. Die Vertrauenskrise zwischen den Banken wurde dadurch keinen Deut besser. Sie verleihen aus Risikoscheu immer noch kein Geld. Das ist "betriebswirtschaftlich" sogar vernünftig, weil mit dem "Big Unwind" und der zunehmenden Arbeitslosigkeit die Ausfall-Risiken drastisch gestiegen sind.
- in einem solchen Umfeld wird mit Aktien über Jahre kein Blumentopf zu gewinnen sein - allenfalls in kurzfristigen Bärenmarkt-Rallyes, die über ein paar Wochen laufen.
FAZIT: Der Ausblick bleibt trübe, die Gewinnprognosen der Analysten sind nach wie vor viel zu hoch (es gibt laufend "Enttäuschungen"). Die Finanzkrise ist noch längst nicht zu Ende. Keine gute Zeit für längerfristige Long-Investments.
Die Vorstellung, ab 2010 wird "ein neuer Bullenmarkt" einsetzen - die die US-Medien laufend und gern streuen und die auch die Fonds (da sie dran verdienen wollen) eifrig verbreiten - wird sich als Illusion erweisen.
Dem DAX traue ich allenfalls technische Korrekturen bis ca. 5500 zu. Das Kursziel für 2010 sehe ich unter 3000 Punkten. Auf Sicht von einem Jahrzehnt KÖNNTEN die Charts in USA und Deutschland MIT PECH ähnlich entwickeln wie der Nikkei ab 1990 - d.h. in Schlangenlinien abwärts (auf so lange Sicht sind freilich keine verlässlichen Prognosen möglich).
Nur meine Meinung. |