Israel plant massiven Militärschlag
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neuester Beitrag: 26.12.06 23:48
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eröffnet am: | 27.06.06 08:58 von: | börsenfüxlein | Anzahl Beiträge: | 3661 |
neuester Beitrag: | 26.12.06 23:48 von: | AbsoluterNe. | Leser gesamt: | 205270 |
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Alleine aus der Macht deines Amtes heraus kannst du mich immer wieder sperren. Wer aber, wie du, diese Macht hat und ihre Umsetzung mißbrauchen könnte, der sollte vor allem darauf achten, diese Machtfülle mit Bedacht auszunützen.
MfG/Johannah
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Menschen fliehen vor Luftangriffen und Kämpfen aus dem Libanon.Mit einem massiven Luftangriff auf eine Einrichtung im Süden der libanesischen Hauptstadt hat die israelische Luftwaffe in der Nacht zum Donnerstag offenbar versucht, den Anführer der radikalen Hisbollah-Miliz, Scheich Hassan Nasrallah, zu töten.
Der israelische Rundfunk meldete Donnerstagfrüh, es hätten Geheimdienstinformationen vorgelegen, denen zufolge Nasrallah sich gemeinsam mit anderen Hisbollah-Führungsmitgliedern in einem Bunker in einem örtlichen Flüchtlingslager aufhielt.
"Genaue Treffer"
Insgesamt seien 23 Tonnen Bomben auf den Bunker abgeworfen worden, meldete der Sender, darunter auch bunkerbrechende Waffen. Die Piloten hätten von "genauen Treffern" berichtet. "Wir haben den Bunker getroffen", sagte auch eine Armeesprecherin.
Hisbollah: Moschee, kein Bunker
Der Fernsehsender der Hisbollah, El Manar, wies die Darstellung als "völlig falsch" zurück. Bei dem Angriff sei eine im Bau befindliche Moschee getroffen worden. "Keiner unserer Führer wurde bei einem solchen Angriff verletzt", hieß es weiter.
Wieder Bodengefechte
Donnerstagfrüh lieferten sich israelische Bodentruppen an der Grenze zum Libanon wieder Gefechte mit der Hisbollah-Miliz. Das Militär teilte mit, es sei an zwei Stellen nahe dem israelischen Grenzdorf Awiwim zu Kämpfen gekommen. Unweit davon hatte die Hisbollah am Mittwoch zwei Soldaten bei Gefechten getötet.
Insgesamt starben in der Nacht über 50 Menschen.
15.000 Menschen eingeschlossen
Mindestens 15.000 Menschen sind unterdessen nach Angaben von Hilfsorganisationen in zwei Ortschaften im Südlibanon, wo die israelische Armee seit Mittwoch auch mit Bodentruppen gegen Hisbollah-Stellungen vorgeht, durch die israelische Angriffe von jeglicher Versorgung abgeschnitten.
Wie ein Mitarbeiter des libanesischen Roten Kreuzes der Deutschen Presse- Agentur (dpa) aus der Region telefonisch mitteilte, sind unter den Eingeschlossenen auch schwer Verletzte, die nicht versorgt werden könnten.
Über eine halbe Million auf der Flucht
Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) habe in den vergangenen Tagen vergeblich versucht, einen sicheren Zugang zu den Ortschaften zu erhalten.
Angesichts der anhaltender Luftangriffe und steigender Opferzahlen unter der Zivilbevölkerung versuchen immer mehr Menschen, den Libanon zu verlassen. Innerhalb des Landes sind nach Angabe der Regierung in Beirut mehr als eine halbe Million Menschen auf der Flucht.
Ausländer und Libanesen mit ausländischen Pässen versuchen zu Zehntausenden, aus dem Land zu kommen.
Der blutigste Tag
Nach Angaben libanesischer Krankenhausärzte kamen bei den Luftangriffen am Mittwoch 72 Menschen ums Leben, dies sei die höchste Opferzahl seit Beginn der Kampfhandlungen vor einer Woche.
In Nordisrael starben am Mittwoch zwei Kinder, als von der Hisbollah-Miliz aus dem Libanon abgefeuerte Raketen unter anderem in Nazareth einschlugen, zwölf Menschen wurden verletzt.
Rice und Annan beraten
Am Donnerstag will US-Außenministerin Condoleezza Rice in New York mit UNO-Generalsekretär Kofi Annan den Libanon-Konflikt erörtern. Bei dieser Gelegenheit werde sie sich über die Erkenntnisse eines Teams der Vereinten Nationen unterrichten lassen, das die Lage vor Ort einschätzt, teilte US-Außenamtssprecher Sean McCormack am Mittwoch in Washington mit.
Rice plant auch eine Reise in den Nahen Osten, aber ein Zeitpunkt ist bisher nicht bekannt.
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Syrien und der Iran schicken die Hisbollah vor.Einen nachdrücklichen Aufruf der internationalen Staatengemeinschaft zur Beendigung der israelischen Luftangriffe im Libanon hat es bisher nicht gegeben.
Stattdessen wollen US-Präsident George W. Bush und andere westliche Staatschefs die iranische Führung und den syrischen Präsidenten Baschar el Assad dazu bringen, die Hisbollah zur Einstellung ihrer Raketenangriffe auf Israel und zur Freilassung der verschleppten israelischen Soldaten zu zwingen.
"Syrien als Bindeglied"
"Das Dreieck, das Israel Sorge bereitet, beginnt in Teheran, führt über Damaskus und endet bei der Hisbollah, wobei Syrien das Bindeglied zwischen allen radikalen Gruppen ist, die sich der aggressiven, expansionistischen Politik des jüdischen Staates entgegenstellen", schreibt der Vorsitzende des Außenpolitischen Ausschusses des ägyptischen Parlaments, Mustafa el Fikki, in der arabischen Zeitung "El Hayat" (Dienstag-Ausgabe).
Hisbollah spielt Zusammenhang herunter
Dass die pro-iranische Schiitenmiliz Hisbollah ohne Unterstützung aus Teheran und Damaskus gegen Israel auf Dauer nicht viel ausrichten könnte, ist kein Geheimnis, obwohl alle Beteiligten die Bedeutung dieser Unterstützung gerne herunterspielen.
"Selbst wenn wir via Syrien keine Waffen beziehen könnten, würde uns das nicht handlungsunfähig machen", erklärte ein Hisbollah-Funktionär, als die Beziehungen seiner Organisation zu Damaskus im vergangenen Jahr zwischenzeitlich etwas abgekühlt waren.
Syrien und Iran für Waffenstillstand
Auf den ersten Blick scheint die jüngste Eskalation der militärischen Gewalt zwischen Israel und der Hisbollah das anti-israelische Dreieck gestärkt zu haben.
Syrien und der Iran rufen zwar zu einem Waffenstillstand und zur Freilassung der entführten Israelis auf, allerdings nur unter der Bedingung, dass Israel dafür eine größere Zahl palästinensischer und libanesischer Gefangener freilässt.
An dieser Position, die vollständig auf der Linie von Hamas und Hisbollah liegt, hat sich auch nichts geändert, als am vergangenen Wochenende klar wurde, dass sie aus dem arabischen Lager wahrscheinlich keine Hilfestellung erwarten können.
Syrien bleibt vorsichtig
Die syrische Regierung gibt sich unterdessen kämpferisch und kündigt für den Fall, dass Israel seine Angriffe auf Syrien ausdehnen sollte, eine "entschlossene Antwort, mit allen notwendigen Mitteln" an.
Doch eine direkte Konfrontation mit Israel will das schon durch interne Schwierigkeiten und stetigen Druck aus Washington destabilisierte Assad-Regime vermeiden - nicht zuletzt weil es der technologisch weit unterlegenen syrischen Armee wohl an gerade diesen nicht näher definierten "Mitteln" mangelt.
Da ist das Abschreckungspotenzial des iranischen Präsidenten Mahmoud Ahmedinejad, der Syrien militärische Unterstützung im Falle eines israelischen Angriffs zugesichert hat, schon größer.
Ausweitung auf die Region?
Die libanesische Armee, die bisher keine aktive Rolle in der militärischen Auseinandersetzung zwischen den Hisbollah-Milizionären und den israelischen Streitkräften gespielt hat, ist für israelische Militärstrategen auf jeden Fall schon jetzt ein Angriffsziel. Einen israelischen Angriff an der Grenze zu Syrien spielten sowohl Damaskus als auch die Israelis am vergangenen Wochenende herunter.
Noch ist unklar, ob sich der Konflikt, bei dem es nicht nur um entführte Soldaten und einen möglichen Gefangenenaustausch geht, sondern auch um Drohkulissen, Abschreckungspotenziale und strategische Gewinne, geographisch ausweiten wird. Optimisten sind in der Region aber jetzt schon schwer zu finden.
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Iranischer Präsident prophezeit "großen Wandel durch Triumph der Moslems über ihre Feinde".Für den iranischen Präsidenten Mahmoud Ahmadinedschad ist im Nahen Osten der "Tag des Jubels" nahe - angesichts eines bevorstehenden "großen Wandels, bei dem die Moslems über ihre aggressiven Feinde triumphieren werden".
Nach Angaben der amtlichen iranischen Nachrichtenagentur IRNA erklärte Ahmadinedschad am Mittwoch vor iranischen Universitätsvertretern, wegen der an den Moslems begangenen "Verbrechen und Massaker" sei der "Vulkan des Zorns der Völker gegen die Tyrannei der Imperialisten am Ausbrechen".
"Das Feuer der Wut wird sie verschlingen"
Heute seien die Umstände "völlig andere" und das Drehbuch der Aggressoren an sein Ende gelangt, meinte der ultrareligiöse Präsident. Auch sie hätten nun verstanden, dass sie mit dem Angriff auf Palästina und den Libanon etwas sehr Gefährliches gemacht hätten.
"Das Feuer der Wut der Völker des Nahen Ostens wird sie verschlingen", formulierte Ahmadinedschad. Die Feinde der Moslems seien am Ende, daher habe sich ihr Zorn und Hass gegen die Anhänger des Islam gesteigert.
"Die Völker um Verzeihung bitten"
Die "zionistischen Aggressoren und ihre Unterstützer" müssten ihre Aktionen beenden, ihre "Sieben Sachen packen" und die "Völker des Nahen Ostens um Verzeihung bitten", so Ahmadinedschad.
Sollte das schwierig für sie sein, müssten sie den Palästinensern freie Wahlen gestatten und ihnen das Recht zugestehen, über ihr Schicksal selbst zu bestimmen.
Ahmadinedschad äußerte die Überzeugung, dass "diese Kriminellen" den Konflikt nicht so bald beenden wollten, den sie schon lange geplant hätten. Sie hätten sich aber wieder einmal geirrt, denn sie hätten "weder einen guten Zeitpunkt, noch einen guten Ort, noch eine gute Gelegenheit dafür gewählt".
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Die Chronologie des Konflikts.In nur einer Woche eskalierte der Konflikt im Nahen Osten dramatisch:
12. Juli: Die pro-iranische Schiiten-Miliz Hisbollah entführt an der Grenze zum Libanon zwei israelische Soldaten und tötet acht weitere. Israel spricht von einem "Kriegsakt", für den es die libanesische Regierung, in der die Hisbollah vertreten ist, verantwortlich macht.
Nach dem am 28. Juni begonnenen Großangriff ("Operation Sommerregen") im Gazastreifen kämpft die israelische Armee damit an zwei Fronten.
13. Juli: Beginn der Offensive "Angemessener Preis". Die israelische Luftwaffe bombardiert den internationalen Flughafen von Beirut und einen Vorort der libanesischen Hauptstadt, der als Hochburg der Hisbollah gilt.
Gleichzeitig verhängt Israel eine Seeblockade gegen das Nachbarland. Bei Hisbollah-Raketenangriffen auf Nordisrael kommen drei Menschen ums Leben. Auch die drittgrößte israelische Stadt Haifa gerät erstmals unter Beschuss.
14. Juli: Israelische Kampfjets bombardieren das Hauptquartier der Hisbollah und das Haus ihres Führers, Scheich Hassan Nasrallah. Dieser droht Israel mit einem "offenen Krieg". Schiiten-Milizionäre feuern weiter Hunderte Katjuscha-Raketen auf den Norden Israels.
Der iranische Präsident Mahmut Ahmadinedschad warnt Israel vor einem Angriff auf Syrien. Ein solcher hätte unabsehbaren Folgen. Ein israelisches Kriegsschiff wird von einem von der Hisbollah abgefeuerten Marschflugkörper aus iranischer Produktion getroffen, vier Tote.
15. Juli: Israelische Kriegsschiffe nehmen die Häfen von Beirut, Tripoli und Jounieh unter Beschuss. Verschiedene europäische Staaten bereiten die Ausreise ihrer Landsleute aus dem Libanon vor.
16. Juli: Ungeachtet eines Appells des G-8-Gipfels in St. Petersburg werden die Kämpfe fortgesetzt. Bei einem Angriff der Hisbollah auf Haifa mit iranischen Raketen werden neun Israelis getötet.
Israelische Kampfflieger beschießen erneut die Hisbollah-Zentrale und den Hisbollah-Sender el Manar. Bei den bis dahin blutigsten Angriffen sind 60 tote Libanesen zu beklagen.
17. Juli: Israel will seine Offensive fortsetzen, bis die Hisbollah keine Bedrohung für das Land mehr darstellt. UNO-Generalsekretär Kofi Annan stellt sich hinter die Forderung der G-8 nach einer internationalen Friedenstruppe.
Der libanesische Staatspräsident Emile Lahoud wirft Israel den Einsatz international geächteter Phosphor-Brandbomben vor. Der ägyptische Präsident Hosni Mubarak warnt Israel davor, dass es aus der gegenwärtigen Krise nicht als Sieger hervorgehen werde, vielmehr ziehe es noch viel mehr Hass auf sich.
18. Juli: Der Iran spricht von einem "Krieg gegen Israel zur Befreiung des palästinensischen Volkes". US-Präsident George W. Bush wirft Syrien vor, wieder in den Libanon zurückkehren zu wollen, aus dem es sich 2005 hatte zurückziehen müssen.
"Wurzel des Problems" sei die Hisbollah, sagt Bush. Israel bombardiert eine libanesische Armeekaserne in der Nähe des Präsidentenpalastes im Osten Beiruts, elf Soldaten werden getötet, 40 weitere verletzt.
19. Juli: Israelische Bodentruppen dringen auf libanesisches Gebiet vor. Das Sicherheitskabinett unter Premier Ehud Olmert beschließt, die Angriffe "ohne Zeitlimit" fortzuführen. Nach UNHCR-Angaben sind mehr als 500.000 Libanesen auf der Flucht.
Der syrische Präsident Baschar el Assad fordert eine Waffenruhe. Der EU-Außenbeauftragte Javier Solana und Deutschland rufen Israel zur Zurückhaltung auf.
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Was sagt das Völkerrecht?
Mehr als eine Woche halten die Kämpfe in Nahost an, hunderte Zivilisten haben dabei ihr Leben verloren - und mit der zunehmenden Härte des Konflikts wird immer deutlicher: Israel hält sich offenbar nicht an die Regeln, die das humanitäre Völkerrecht für die Kriegsführung vorsieht. Das Recht Israels, sich gegen die Katjuscha-Raketen der Hisbollah-Milizen zur Wehr zu setzen, steht außer Frage. Allerdings gebietet die Genfer Konvention den größtmöglichen Schutz der Zivilbevölkerung.
Im Grundsatz allerdings ist spätestens seit den Anschlägen des 11. September 2001 anerkannt, dass das "naturgegebene" Selbstverteidigungsrecht der Staaten nach Artikel 51 der UN-Charta nicht nur bei militärischer Aggression staatlicher Armeen greift. Auch terroristische Aktivitäten können als "bewaffneter Angriff" eingestuft werden und einen militärischen Gegenschlag rechtfertigen. Denn jeder Staat ist verpflichtet, auf seinem Territorium gewaltsame Aktionen gegen andere Staaten zu unterbinden.
Das gilt auch für die Guerillatruppe der radikal-islamischen Hisbollah. Zwar dürfte die kraftlose libanesische Regierung kaum die Macht haben, die gut bewaffneten und trainierten Milizen in ihre Schranken zu weisen. "Wenn der Staat dazu zu schwach ist, ist Israel trotzdem zur Selbstverteidigung berechtigt", erläutert der Bochumer Völkerrechtler Hans-Joachim Heintze.
Allerdings steht eine erlaubte Selbstverteidigung - die im Übrigen die Einschaltung des UN-Sicherheitsrats voraussetzt - immer unter dem Gebot der Verhältnismäßigkeit. Die Haager Landkriegsordnung von 1907, mehrfach konkretisiert etwa durch Waffenkonventionen, sowie die Genfer Konvention und ihre beiden Zusatzprotokolle sollen auch im Krieg ein Minimum an Humanität gewährleisten.
Zu diesen Regeln der Kriegsführung gehört, dass nur "militärische Objekte" angegriffen werden dürfen. Das können, neben Kasernen und Raketenabschussbasen, auch die für den Nachschub genutzten Straßen oder militärisch bedeutsame Industrieanlagen sein. Nur: Was bei einer verdeckt agierenden Miliz wie der Hisbollah "militärisch" ist und was nicht, lässt sich schwer ausmachen - zumal, wenn die Angriffe aus der Luft geflogen werden.
Heintze, Privatdozent am Institut für Friedenssicherungsrecht und Humanitäres Völkerrecht der Bochumer Universität, entnimmt dem Völkerrecht dennoch eindeutige Grenzen. Die Wasser- oder die Energieversorgung dürfe nicht zerbombt werden, ebenso wenig militärisch unbedeutende Verkehrswege: "Eine Guerilla darf nicht dadurch bekämpft werden, dass die gesamte zivile Infrastruktur zerstört wird."
Vergleichsweise unproblematisch ist etwa gezielte Eindringen von Bodentruppen, mit dem Israel in der Nacht zum Mittwoch gegen Hisbollah-Stellungen im Grenzgebiet vorgegangen ist. Sehr viel größere Bedenken hat Heintze indes gegen die Luftangriffe. Denn der größtmögliche Schutz der Zivilbevölkerung, den die Genfer Konvention fordert, kann seiner Ansicht nach bei Bombardements im kleinen und dicht besiedelten Libanon kaum gewährleistet werden - zumal dort Hunderttausende auf der Flucht sind.
Zwar sind "Kollateralschäden", wie der Tod unschuldiger Zivilisten im Militärjargon heißt, nach dem Völkerrecht nicht gänzlich ausgeschlossen. "Man darf allerdings nicht eine ganze Zivilbevölkerung für das in Haftung nehmen, was einige Übeltäter angerichtet haben", sagt Heintze.
Ob israelische Verstöße gegen das Völkerrecht je geahndet werden, ist freilich höchst unwahrscheinlich. Theoretisch wären Sanktionen des UN-Sicherheitsrats möglich - was aber von der Vetomacht USA verhindert werden dürfte. Und ein Verfahren vor dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag setzt eine Zustimmung Israels voraus. Dennoch hält Heintze die Regeln der Staatengemeinschaft nicht für bloße Theorie: "Die Hauptmacht des Völkerrechts ist die öffentliche Meinung."
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Eine Betrachtung
Die Deutsche Presseagentur (dpa) hat am Mittwoch ein Interview mit dem Bochumer Völkerrechtler Hans-Joachim Heintze veröffentlicht. Dabei geht um die Rechtmäßigkeit eines Verteidigungskrieges, der jetzt im Nahen Osten geführt wird. Der n-tv Nahostkorrespondent Ulrich W. Sahm hat uns seine Randnotizen und Anmerkungen zu dem Thema geschickt. Sahms Kommentare und Überlegungen sind im Folgenden kursiv dargestellt.
Mehr als eine Woche halten die Kämpfe in Nahost an, hunderte Zivilisten haben dabei ihr Leben verloren - und mit der zunehmenden Härte des Konflikts wird immer deutlicher: Israel hält sich offenbar nicht an die Regeln, die das humanitäre Völkerrecht für die Kriegsführung vorsieht.
Die Hisbollah aber hält sich dran.
Das Recht Israels, sich gegen die Katjuscha-Raketen der Hisbollah-Milizen zur Wehr zu setzen, steht außer Frage.
Außer Frage auch das Recht der Hisbollah, Soldaten zu entführen, den Nachbarstaat anzugreifen und hunderte Raketen allein auf Bevölkerungszentren abzuschießen.
Allerdings gebietet die Genfer Konvention den größtmöglichen Schutz der Zivilbevölkerung.
Der libanesischen ja, nicht aber der israelischen.
Im Grundsatz allerdings ist spätestens seit den Anschlägen des 11. September 2001 anerkannt, dass das "naturgegebene" Selbstverteidigungsrecht der Staaten nach Artikel 51 der UN-Charta nicht nur bei militärischer Aggression staatlicher Armeen greift. Auch terroristische Aktivitäten können als "bewaffneter Angriff" eingestuft werden und einen militärischen Gegenschlag rechtfertigen. Denn jeder Staat ist verpflichtet, auf seinem Territorium gewaltsame Aktionen gegen andere Staaten zu unterbinden.
Das gilt auch für die Guerillatruppe der radikal-islamischen Hisbollah. Zwar dürfte die kraftlose libanesische Regierung kaum die Macht haben, die gut bewaffneten und trainierten Milizen in ihre Schranken zu weisen. "Wenn der Staat dazu zu schwach ist, ist Israel trotzdem zur Selbstverteidigung berechtigt", erläutert der Bochumer Völkerrechtler Hans-Joachim Heintze.
Allerdings steht eine erlaubte Selbstverteidigung - die im Übrigen die Einschaltung des UN-Sicherheitsrats voraussetzt - immer unter dem Gebot der Verhältnismäßigkeit.
Was verhältnismäßig ist, haben vor allem Menschenrechtsorganisationen festgelegt. Meistens ist es so, dass bewaffneten Gruppen wie Hisbollah so ziemlich alles erlaubt ist, einem Staat wie Israel aber nicht einmal die Selbstverteidigung. Siehe die berühmte Überschrift: "Israel droht dem Iran mit Selbstverteidigung". So war Hamas erlaubt, dutzende Menschen durch Selbstmordattentäter gezielt zu töten. Israels Reaktion, den Chef dieser Selbstmordattentäter gezielt zu töten ist klar "unverhältnismäßig".
Tausend Artilleriegranaten in menschenleere Gebiete zu schießen, von wo Kassamraketen abgeschossen werden und unverhältnismäßig. 1500 Kassamraketen auf israelische Städte zu schießen, nach dem Rückzug Israels aus Gaza ist durchaus angemessen.
Die Haager Landkriegsordnung von 1907, mehrfach konkretisiert etwa durch Waffenkonventionen, sowie die Genfer Konvention und ihre beiden Zusatzprotokolle sollen auch im Krieg ein Minimum an Humanität gewährleisten.
Zu diesen Regeln der Kriegsführung gehört, dass nur "militärische Objekte" angegriffen werden dürfen. Das können, neben Kasernen und Raketenabschussbasen, auch die für den Nachschub genutzten Straßen oder militärisch bedeutsame Industrieanlagen sein. Nur: Was bei einer verdeckt agierenden Miliz wie der Hisbollah "militärisch" ist und was nicht, lässt sich schwer ausmachen - zumal, wenn die Angriffe aus der Luft geflogen werden.
Richtig. Deshalb dürfen Haifa, Saffed, Tiberias und sogar die arabische Stadt Nazareth angegriffen sein, weil da ja vielleicht ein Soldaten an der Bushaltestelle steht.
Heintze, Privatdozent am Institut für Friedenssicherungsrecht und Humanitäres Völkerrecht der Bochumer Universität, entnimmt dem Völkerrecht dennoch eindeutige Grenzen. Die Wasser- oder die Energieversorgung dürfe nicht zerbombt werden, ebenso wenig militärisch unbedeutende Verkehrswege: "Eine Guerilla darf nicht dadurch bekämpft werden, dass die gesamte zivile Infrastruktur zerstört wird."
Also klar: Der Flughafen von Beirut darf nicht zerstört werden, der Bahnhof von Haifa aber ja.
Vergleichsweise unproblematisch ist etwa gezielte Eindringen von Bodentruppen, mit dem Israel in der Nacht zum Mittwoch gegen Hisbollah-Stellungen im Grenzgebiet vorgegangen ist. Sehr viel größere Bedenken hat Heintze indes gegen die Luftangriffe. Denn der größtmögliche Schutz der Zivilbevölkerung, den die Genfer Konvention fordert, kann seiner Ansicht nach bei Bombardements im kleinen und dicht besiedelten Libanon kaum gewährleistet werden - zumal dort Hunderttausende auf der Flucht sind.
Keine Bedenken hat Heintze natürlich gegen Raketen, die ausschließlich auf israelische Städte abgeschossen werden.
Zwar sind "Kollateralschäden", wie der Tod unschuldiger Zivilisten im Militärjargon heißt, nach dem Völkerrecht nicht gänzlich ausgeschlossen. "Man darf allerdings nicht eine ganze Zivilbevölkerung für das in Haftung nehmen, was einige Übeltäter angerichtet haben", sagt Heintze.
Aber die "einige Übeltäter" (wie viele Hisbollah Kämpfer gibt es, die im Auftrag und Namen von 68,017,860 Iranern handeln) dürfen sehr wohl die 6 Millionen Israelis in Geiselhaft nehmen.
Ob israelische Verstöße gegen das Völkerrecht je geahndet werden, ist freilich höchst unwahrscheinlich.
Zum Glück stellt sich ja gar nicht erst die Frage, ob die Hisbollah jemals gegen das Völkerrecht gehandelt hat und schon gar nicht ihr militärischer Chef, Imad Murgnije, der einige der größten Terroranschläge im Nahen Osten zu verantworten hat.
Theoretisch wären Sanktionen des UN-Sicherheitsrats möglich - was aber von der Vetomacht USA verhindert werden dürfte.
Und was ist mit Sanktionen gegen Iran, Syrien oder Libanon, die Hisbollah finanzieren, bewaffnen und widerspruchslos beherbergen?
Und ein Verfahren vor dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag setzt eine Zustimmung Israels voraus.
Und wer muss einem Verfahren gegen Hisbollah zustimmen?
Dennoch hält Heintze die Regeln der Staatengemeinschaft nicht für bloße Theorie: "Die Hauptmacht des Völkerrechts ist die öffentliche Meinung."
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Fischer enttäuscht
Der ehemalige Außenminister Joschka Fischer (Grüne) bezweifelt den Erfolg einer internationalen Friedenstruppe zur Eindämmung der Gewalt im Nahen Osten und hat dem Westen Versagen in dem Konflikt vorgeworfen. "Ein weiteres Blauhelmmandat wird wenig Sinn machen", sagte Fischer der Wochenzeitung "Die Zeit". "Nur ein robustes Mandat mit robusten Fähigkeiten könnte vielleicht etwas Positives erreichen."
Fischer schätzt aber auch das Risiko eines solchen Einsatzes als "gewaltig" sein. "Ich glaube, dass politischer Druck auf die Radikalen und das Engagement für einen Neustart von Verhandlungen sehr viel wichtiger sind." UN-Generalsekretär Kofi Annan hatte eine internationale Friedenstruppe ins Gespräch gebracht.
Konflikt sträflich vernachlässigt
Der Ex-Außenminister warf dem Westen, der UN und Russland vor, nicht genügend Anstrengungen zur Entschärfung des Nahost-Konfliktes zu unternehmen: "Noch nie hat der Westen, haben die USA diesen brandgefährlichen Konflikt so vernachlässigt, noch nie war das so genannte Nahost-Quartett, also die USA, die EU, die UN und Russland, so wenig engagiert. Das ist eine Tragödie."
Falls es nicht zu einer "gemeinsamen, energischen diplomatischen Offensive komme", könne aus den einzelnen Krisenherden des Nahen Ostens "schnell eine gewaltige, nicht mehr beherrschbare Konfrontation in der Region entstehen". Fischer äußerte sich auch enttäuscht über die Ergebnisse des G8-Gipfels am vergangenen Wochenende in St. Petersburg zu dem Thema. "Nicht alle Regierenden im Westen" hätten den Zusammenhang der Probleme im Nahen Osten erkannt.
Auf den manchen Politikern geäußerten Wunsch, er möge eine Vermittlerrolle in dem gegenwärtigen Konflikt übernehmen, geht Fischer in dem Interview nicht ein. Er hatte kürzlich sein Bundestagsmandat niedergelegt und sich damit aus der Politik verabschiedet.
Reisediplomatie
Der EU-Außenbeauftragte Javier Solana traf unterdessen in Jerusalem die israelische Außenministerin Zipi Liwni. Dies bestätigte ein Sprecher des israelischen Außenministeriums. Solanas Reise in die Nahost-Region dient der Suche nach Lösungen, um die kriegerischen Auseinandersetzungen im Libanon und in den Palästinensergebieten zu beenden. In den Abendstunden wollte Solana in Gaza den Palästinenserpräsidenten Mahmud Abbas treffen.
Mehr Friedenssoldaten
Die Vereinten Nationen arbeiten inzwischen an den Details einer UN-Friedensmission. Diplomaten zufolge sollen ihre Friedenstruppen im Südlibanon aufgestockt werden, noch stehen die Truppenstärke der Unifil-Friedenssoldaten und der Rahmen des Einsatzes noch nicht fest. Auch libanesische Truppen sollten im Süden des Landes stationiert werden. Sie sollten eine noch nicht definierte Sicherheitszone kontrollieren. Der Süden wird bislang von der Hisbollah-Miliz dominiert.
Die UN-Gesandten würden die Vorschläge Annan am Samstag vorlegen, erklärten die Diplomaten. Zuvor würden sie in dieser Woche mit hochrangigen Vertretern Israels und des Libanons sprechen. Dies bedeute jedoch nicht, dass eine der Parteien bereits in den Plan eingewilligt habe. Diplomaten zufolge hat Israel klar gemacht, dass es den Libanon noch ein oder zwei Wochen lang bombardieren wolle.
Paris fordert Resolution
Frankreich forderte eine Resolution des UN-Sicherheitsrats zu der Krise. Das mächtigste Organ der Vereinten Nationen solle in dem Beschluss einen dauerhaften Waffenstillstand in der Region verlangen, schlug die Regierung in Paris in einem Diskussionspapier vor. Zudem solle sich der Rat für die Freilassung entführter israelischer Soldaten und die Auflösung aller Milizen im Libanon aussprechen. Frankreich setzt sich auch dafür ein, dass das Gremium sich bereit zeigt, eine stärkere UN-Präsenz zu erwägen.
Israel hat vor etwa einer Woche mit der Offensive gegen die libanesische Hisbollah-Miliz begonnen, die Hisbollah antwortete mit Raketenangriffen.
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A scant 50 miles from the war-torn capital of Beirut, thousands of Lebanese refugees packed a stadium Wednesday in Damascus, Syria.
Thousands more were on the road, fleeing their homes for points north, or east to Syria -- anywhere to escape the bombardment of what Israel says are Hezbollah strongholds dotting the landscape.
On the main thoroughfare between Beirut and Damascus, 20 times the normal traffic clogged the border, officials said. Thousands were trying to cross into Syria, many with no idea where their final destination will be.
Lebanese Prime Minister Fouad Siniora said that dozens had been killed, scores injured and as many as a half-million Lebanese people had been displaced in the eight days of the Israeli onslaught.
"Is the value of human life in Lebanon less than that of the citizens of other countries?" Siniora asked during a Wednesday speech to diplomats. "Can the international community stand by while such callous retribution by the State of Israel is inflicted on us?"
He added, "Is this what the international community calls self defense? Is this the price we pay for aspiring to build our democratic institutions?"
Meanwhile, the U.N. echoed Siniora's call for a cease-fire.
Calling for a "cessation of hostilities," U.N. Deputy Secretary General Mark Malloch Brown said, "Civilians are very unfairly bearing the greatest brunt of this conflict in Lebanon."
No one knows that better than the refugees.
"They destroyed our entire city," said Samira Saysadiya, who went to the Syrian border in a bus with 10 relatives. "They are killing civilians, even those who came to help us. I pulled seven people by my hand to the hospital. People were trapped under the rubble. I saw men without heads, without legs. It was horrible."
Saysadiya's 70-year-old mother flashed a bank note that represented all the money she had -- the equivalent of about 50 cents. The 11 family members carried only three bags among them.
What the Saysadiyas want is an end to the violence.
"Where are the Arab countries?" asked Samira Saysadiya, who said she didn't know where she and her family would spend the night. "The leaders, they are just watching us die. They are doing nothing. Nothing."
Civilians in Israel are targets, too -- Hezbollah rockets have rained down on northern cities and towns daily, killing 15 civilians. While many civilians scurry to shelters when the bombs come, others take refuge with friends and family in other parts of Israel, out of the rockets' range.
At the Damascus stadium, a woman named Lela comforted her young daughter, who was crying for water. They hadn't had any for hours, Lela said.
But beneath Lela's uncertainty was anger -- not only at those who are refusing to help, but also at the Israelis, whose assault on her homeland forced her to flee.
"I didn't escape," she said. "I came to save my children. To see them grow up and send them back to fight Israel."
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Uno erwägt Untersuchung wegen Kriegverbrechen
Bei den gewalttätigen Auseinandersetzungen im Nahen Osten sind nach Auffassung der Vereinten Nationen möglicherweise Kriegsverbrechen verübt worden. Kommissarin Louise Abour drohte den Verantwortlichen mit Konsequenzen.
Genf - Besonders durch das Ausmaß und die Vorhersagbarkeit der Tötung und Verletzung von Zivilisten im Libanon, in Israel und in den Palästinensergebieten könnte der Tatbestand des Kriegsverbrechens erfüllt sein, erkläre Uno-Menschenrechtskommissarin Louise Arbour. Der Schutz der Zivilbevölkerung sei im internationalen Strafrecht festgeschrieben, das auch Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit ahnde.
Die Art und Weise der Tötungen an Zivilisten könnte eine strafrechtliche Verantwortung derjenigen mit sich bringen, die in eine führende Rolle in den Auseinandersetzungen spielten, erklärte Arbour. Sie nannte in dem Zusammenhang Befehlshaber sowie Personen, die Kontrollfunktionen ausübten, beschuldigte aber niemanden konkret.
Bei den schwersten Luftangriffen Israels auf den Libanon seit Kriegsbeginn vor acht Tagen kamen am Mittwoch 58 Menschen ums Leben. Bis auf einen Kämpfer der radikal-islamischen Hisbollah-Miliz handelte es sich bei allen Todesopfern um Zivilisten. In Israel kamen bei Raketenangriffen der Hisbollah zwei Kinder ums Leben.
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"Israel hat nur auf eine Gelegenheit gewartet"
Scharfe Kritik an der eigenen Regierung: Israels Militäroffensive im Libanon sei lange geplant gewesen, glaubt der israelische Historiker Tom Segev. Die Regierung habe nur auf einen Anlass gewartet. Im Interview mit SPIEGEL ONLINE erläutert Segev, warum es im Moment keinen Frieden geben kann.
SPIEGEL ONLINE: Herr Segev, hätte sich die Krise im Norden Israels vermeiden lassen?
Tom Segev: "Olmert hat versagt"
Tom Segev: Ja. Die Entführung der beiden Soldaten ist keine Rechtfertigung, um so eine Krise loszutreten, und sie wird auch nicht dazu beitragen, die beiden Soldaten zu befreien. Es sieht vielmehr so aus, als ob die Militäraktion vorbereitet war und man bloß auf eine Gelegenheit wartete, zum Beispiel die Entführung von Soldaten. Israel hat sich, so glaube ich, in eine Situation verstrickt, die viel umfangreicher und gefährlicher ist, als dies dem Interesse Israels entspricht.
SPIEGEL ONLINE: Möglicherweise will Premier Ehud Olmert zeigen, wer der Starke ist, um das Abschreckungspotential zu erhöhen. Wird ihm dieser Beweis gelingen?
Segev: Olmert ist ein schwacher Politiker, und auch die Regierung ist schwach. Nur eine starke Regierung wäre in der Lage gewesen, den Israelis klar zu machen, dass die Entführung von zwei Soldaten keinen Krieg wert ist. Doch wie gesagt: Olmert ist ein schwacher und zudem ein unpopulärer Politiker. Jetzt versucht er, ein väterlicher und beliebter Anführer zu werden, präsentiert sich als Premier, der das Volk in einem unvermeidbaren Krieg führt.
SPIEGEL ONLINE: Wird ihn die Krise innenpolitisch stärken?
Segev: Vielleicht ja. Es kommt auf das Resultat der Krise an. Günstig läuft es für ihn aus, wenn Israel keine oder nur wenige Verluste zu beklagen hat.
SPIEGEL ONLINE: Derzeit ist in Israel kaum Kritik an der Regierung zu hören. 80 Prozent unterstützen das Vorgehen im Libanon. Woran liegt das?
Segev: Es herrscht keine Atmosphäre von Rache, es kommt keine Feindseligkeit gegenüber der Bevölkerung in Beirut zum Vorschein. Die Hisbollah hat uns alle überrascht. Haifa ist ja kein Ort, der beschossen werden sollte - das sind wir eher von den Ortschaften an der Grenze zum Libanon gewohnt. Aber Haifa liegt ja mitten im Land. Es gibt also gute Gründe, sehr ärgerlich zu sein über die Hisbollah und deren Chef Hassan Nasrallah. Das ist eine echte Empörung. Seit Saddam Hussein Israel angegriffen hat, haben wir diese Erfahrung nicht gemacht. Aber die Kritik an der Regierung kann noch kommen.
SPIEGEL ONLINE: Wann?
Segev: Wenn wir viele Verluste hinnehmen müssen. Israel ist eine verwöhnte Gesellschaft. Wir dulden keinen Terror, ganz im Gegensatz zu dem, was uns die Regierung vormacht, wenn sie von "Standhaftigkeit" spricht. Standhaft sind wir nur, solange wir keine Verluste hinnehmen müssen. Israel ist im Prinzip eine zerbrechliche Gesellschaft. Das Image, das wir eine starke Gesellschaft seien, ist ein Mythos, den die Regierung benutzt. Sehen sie doch, wie die Leute im Norden ihre Häuser verlassen. Doch das ist normal: Wenn geschossen wird, verlassen die Menschen ihre Häuser.
SPIEGEL ONLINE: Und stellen sich hinter die Regierung?
Segev: Es gibt so ein Gefühl wie "endlich haben wir wieder wirklichen Krieg, wir sammeln Spielzeuge für die Kinder, die im Bunker sind und schicken Freiwillige zu den Armen". Wir sind solidarisch, vergessen sogar alle Streitereien in der Innenpolitik. Olmert macht den Versuch, die Hisbollah und die Hamas in einen Topf zu werfen. Aber das Problem liegt nicht in Teheran. Wir müssen vielmehr das Problem mit den Palästinensern in den Griff kriegen.
SPIEGEL ONLINE: Droht eine Invasion mit Bodentruppen?
Segev: Kaum. Denn Israel hat sich vom Trauma der letzten Invasion im Libanon noch nicht gelöst. Deshalb hieß es jetzt vom ersten Tag an: Auf keinen Fall werden wir im Libanon einmarschieren. Diesen Fehler haben wir nämlich schon mal gemacht, und dann dauerte es 18 Jahre, bis wir wieder draußen waren. Ein Einmarsch mit Bodentruppen würde von der Bevölkerung nicht unterstützt werden.
SPIEGEL ONLINE: Die Hisbollah soll von der Grenze zu Israel verdrängt und durch libanesische Truppen ersetzt werden, wenn es nach Olmert geht. Ist das ein realistisches Ziel?
Segev: Das weiß ich nicht. Ich bin nicht genügend gut über den Libanon informiert. Doch ich glaube, dass der Krieg von unserem wirklichen Problem ablenkt.
SPIEGEL ONLINE: Und das wäre?
Segev: Unsere Beziehungen zu den Palästinensern. Wir sagen jetzt, dass die Gefahr aus Iran komme, weil Teheran die Hisbollah unterstützt. Aber unser Problem liegt in Gaza und in Nablus, nicht in Beirut. Selbst wenn die Amerikaner Iran erobern würden, bliebe unser Grundproblem bestehen: Die Beziehungen zu den Palästinensern.
SPIEGEL ONLINE: Wie beurteilen Sie Olmert in seiner ersten Bewährungsprobe als Premier?
Segev: Nach seiner Rede vom Montag sieht es so aus, als ob er seine Sache gut macht. Ich höre zwar fast jedes Klischee, das seine Vorgänger Menachem Begin und Schimon Peres - beides hervorragende Redner - benutzt haben. Doch erstmals hat es Olmert geschafft, eine warme Beziehung zur Bevölkerung zu finden. Olmert ist von seinem Naturell her ein zynischer, kalter, professioneller Politiker, der nie als "Vater" des Landes betrachtet wurde. Das wollte er mit seiner Rede vom Montag ändern. Deshalb sprach er die Eltern der Gefangenen persönlich an, nannte die Namen von Opfern - das kommt gut an. Das Volk bekam zwar keine Antworten auf die Frage, wohin es geht, aber es hörte eine starke Sprache. Das hat sicher viele beeindruckt. Olmert wollte das Gefühl vermitteln, dass man sich auf ihn verlassen kann.
SPIEGEL ONLINE: Olmert verspricht Frieden oder zumindest Ruhe vor Terror. Bringt der Krieg gegen die Hisbollah Israel diesem Ziel einen Schritt näher?
Segev: Nein. Krieg hat im Nahen Osten noch nie Frieden gebracht. Es kann keinen Frieden geben im Moment. Im Vordergrund steht das Management der Krise. Und da hat Olmert eindeutig versagt. Er hat uns wieder in einen Krieg verwickelt. Als Historiker kommt mir das vor wie eine Situation, die es eigentlich nicht mehr geben sollte.
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ISRAELS MILITÄROFFENSIVE
USA wollen Flüchtlinge durch eigene Soldaten schützen
Es war der bislang blutigste Tag der israelischen Militäroffensive im Libanon: Viele Menschen starben. Am späten Abend hieß es, in Beirut sei ein Bunker getroffen worden, in dem hochrangige Hisbollah-Führer vermutet würden.
Beirut - Israel setzte am Mittwoch seine Luftangriffe im Libanon mit unverminderter Härte fort: Mindestens 55 libanesische Zivilisten starben. An Israels zweiter Front, im Gaza-Streifen, wurden 13 Menschen getötet. Auch auf israelischer Seite waren hohe Verluste zu beklagen: In Israel wurden zwei Kinder und zwei Soldaten getötet.
Am späten Abend erklärte ein namentlich nicht genannter Armeesprecher, im Süden Beiruts sei ein Bunker getroffen worden - dort würden hochrangige Hisbollah-Führer - darunter auch Hassan Nasrallah - vermutet. Nähere Informationen lagen noch nicht vor.
Beirut: US-Marines helfen bei der Evakuierung von US-Bürgern
Die israelische Luftwaffe bombardierte das Zentrum von Beirut und schoss von Kanonenbooten und Flugzeugen aus Bomben und Raketen auf Ziele im Süden, Osten und Norden des Libanon.
Erstmals griffen israelische Hubschrauber auch das christliche Viertel Aschrafieh im Zentrum von Beirut an. Insgesamt wurden binnen einer Woche 310 Menschen im Libanon getötet, darunter 280 Zivilisten. Rund 650 Menschen wurden verletzt.
Im Südlibanon suchten israelische Truppen nach Tunneln und Waffenverstecken der Hisbollah- Miliz und wurden dabei in heftige Gefechte verwickelt. Dennoch feuerten schiitische Kämpfer mehr als 100 Raketen auf Nord-Israel ab. In der israelischen Stadt Nazareth, in der Nähe der südwestlichen Grenze zum Libanon, wurden zwei spielende Kinder von einer Rakete getötet - die Brüder waren drei und neun Jahre alt. In Haifa schlugen abermals mindestens acht Raketen ein. Die Menschen, die im Zielgebiet der Hisbollah- Raketen bleiben, hausen inzwischen in Geisterstädten. In Bunkern, zwischen stetem Alarm und zehrender Langeweile, versuchen sie die Angriffe auszusitzen.
Laut dem israelischen Verteidigungsminister Amir Perez ist das Ziel der Militäraktion, die Hisbollah dauerhaft aus dem Grenzgebiet zu vertreiben: "Wir bleiben unerbittlich dabei, dass die Hisbollah nicht an unseren nördlichen Grenzzaun zurückkehrt."
"Schutz der Zivilbevölkerung ist eine Verpflichtung"
Inzwischen befinden sich im Libanon nach unterschiedlichen Angaben zwischen 500.000 und 700.000 Menschen auf der Flucht. Das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (Unicef) und die Weltgesundheitsorganisation (WHO) fordern nun, einen sicheren Korridor für den Transport von Verletzten und Hilfsgütern im Libanon einzurichten. Dies sei "zwingend notwendig, um unnötiges Sterben und Leiden abzuwehren", heißt es in der in Genf, Beirut und New York veröffentlichten Erklärung. "Der Schutz der Zivilbevölkerung im Konfliktfall ist eine Verpflichtung im internationalen Völkerrecht", mahnen die Uno-Organisationen. Auch der französische Präsident Jacques Chirac forderte die Einrichtung von "humanitären Korridoren", damit die Menschen sich "in einer gewissen Sicherheit" bewegen könnten.
Viele Menschen haben sich aus dem Bombenhagel im Süden des Landes in die Hauptstadt Beirut geflüchtet - in der Annahme, dass sie dort sicherer sind. 120.000 Libanesen sind auf der Flucht in Beirut gestrandet. Viele campieren in Schulen, Parks und Tiefgaragen.
Für die Ausfahrt der Flüchtlingsschiffe von Beirut nach Zypern hat Israel inzwischen die Seeblockade aufgehoben. Gestern durften insgesamt 20 Schiffe mit Ausreisewilligen ablegen. Tausende Bürger aus westlichen Staaten standen am Beiruter Hafen Schlange, um auf eines der Schiffe zu kommen.
Die Kämpfe im Libanon haben inzwischen einen Exodus von Ausländer ausgelöst. Ein von den Amerikanern gechartertes Kreuzfahrtschiff nahm 800 US-Staatsbürger auf. Jetzt planen die USA sogar die Entsendung von Soldaten in den Libanon, um die Evakuierung ihrer Bürger abzusichern und US-Einrichtungen zu schützen. "Es ist wahrscheinlich, dass zusätzliche Einheiten mit Kampfausrüstung in den Libanon, nach Zypern und an andere Orte entsandt werden", schrieb US-Präsident George W. Bush in einem Brief an den Kongress. Ziel sei es, die Ausreise von US-Bürgern zu begleiten und für Sicherheit zu sorgen. "Diese Maßnahmen werden nur ergriffen, um US-Bürger und Eigentum zu schützen", betonte Bush. Sobald die Bedrohung für die Landsleute vorbei sei und alle Ausreisewilligen den Libanon verlassen hätten, würden die Soldaten wieder abgezogen.
Nach Kenntnis des Auswärtigen Amtes in Berlin haben inzwischen nahezu alle ausreisewilligen Deutschen Beirut verlassen und befinden sich auf dem Weg ins Nachbarland Syrien. Die 2300 Deutschen, die am Mittwochabend an einem Sammelpunkt gewesen seien, würden per Bus in die syrische Hauptstadt Damaskus oder ins türkische Adana gebracht, sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes in Berlin.
Dänemark brachte bereits mehr als 4000 seiner Staatsbürger in Sicherheit. Ein Schiff der britischen Marine brachte 200 Briten nach Zypern. Eine französische Fregatte nahm in Beirut etwa 300 Franzosen und andere europäische Staatsbürger an Bord. Ein griechisches Passagierschiff brach mit 500 griechischen, skandinavischen und anderen Europäern nach Zypern auf.
Mutmaßliche Kollaborateure in Beirut festgenommen
In Beirut wurden mehr als 20 Menschen festgenommen, die Israel bei der Ortung von Hisbollah-Zielen geholfen haben sollen. Die Verdächtigen stammten überwiegend aus den Vororten der Hauptstadt und seien schon vor einigen Tagen abgeführt worden, sagte ein Vertreter der Sicherheitskräfte. Einige der Festgenommenen hätten bereits gestanden, mit der israelischen Luftwaffe bei der Auswahl ihrer Angriffsziele zusammengearbeitet zu haben.
Derweil hat sich der syrische Präsident Baschar al-Assad für eine Waffenruhe im Konflikt zwischen Israel und der libanesischen Hisbollah-Miliz ausgesprochen. Die internationale Staatengemeinschaft müsse schnell reagieren, um eine solche Feuerpause zu vermitteln, zitierte ihn die amtliche Nachrichtenagentur Sana. Es war das erste Mal, dass sich Syrien zu dem Konflikt äußerte.
Bundeskanzlerin Angela Merkel telefonierte am Mittwochabend mit dem israelischen Ministerpräsidenten Ehud Olmert. Wie die Bundesregierung mitteilte, stand die Krise im Nahen Osten und die augenblickliche Lage im Mittelpunkt. Zu den Einzelheiten des Gesprächs gab die Regierung jedoch keine Auskunft.
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Ein Leben im Bunker
Aus Naharia berichtet Matthias Gebauer
Wer gehen kann, der hat den Norden Israels bereits verlassen. Wer im Zielgebiet der Hisbollah-Raketen bleibt, haust in Geisterstädten. In Bunkern, zwischen stetem Alarm und zehrender Langeweile. Die Einwohner wissen, dass dies noch sehr lange dauern kann.
Naharia - Katjuscha hin, Katjuscha her, unten ist es Hamwa Shoshan einfach zu heiß. Schwül und feucht hängt der Geruch von zu vielen Menschen in dem 14 Quadratmeter großen Kellerraum gleich an der Strandpromenade von Naharia. Matratzen liegen an den weiß getünchten Wänden. Zwei Ventilatoren kämpfen erfolglos gegen den Gestank. Hamwa Shoshan kann den Raum einfach nicht mehr sehen, sagt sie. Ja, Angst hat sie schon. Trotzdem hockt sie lieber mit Freundin Rachel vorm Eingang.
Viel zu sehen gibt es nicht vor dem Bunker mit der Registriernummer 516. Die sonst belebte Strandpromenade von Naharia, eine von Deutschen gegründete Siedlung mit 56.000 Einwohnern und im Sommer von reichlich Badetouristen besucht, ist ausgestorben. Nur die Neonröhren summen vor sich hin. Wer konnte, hat den nur neun Kilometer vom Libanon entfernten Ort verlassen. Spätestens, seit hier vor einer Woche um sieben Uhr Morgens die ersten Katjuscha-Geschosse einschlugen.
in einem Plastikwerk in Haifa. Dort sähen die Chefs nicht ein, dass ein paar Raketen den Produktionsablauf stören sollen, sagt sie. Sonst würde sie gehen. Bei Rachel ist es ihre 92-jährige Mutter Elisabeth. Sie kann nicht aufstehen. "Außerdem glaubt sie, sie habe schon viele Kriege überlebt", sagt Rachel und lacht laut, "sie fühlt sich immun." Bomben gehören in Naharia eben auch irgendwie zur Routine.
Merkwürdig ist die Stimmung unter denen, die nicht fort sind. Zu gut kennen sie die Bomben. Immer wieder gab es solche Angriffe, auch in den letzten Jahren - ganz abgesehen vom Krieg 1982. Zu gewöhnt an Gewalt sind die meisten Israelis, dass sie Angst zeigen würden. Sie hassen das Leben unter Beschuss aber so sehr, dass sie in brutalster Rhetorik die Ausrottung der Hisbollah fordern würden. Der Premier Ehud Olmert müsse nun bis "zum Ende" gehen, sagt auch Hamwa.
Irgendwo dazwischen gesellt sich Situationskomik. Ausgiebig können Frauen wie Hamwa und Rachel ratschen, warum im Bunker kein Klimaanlage und Fernseher installiert sind. Beide wissen, dass die Krise lange gehen kann. "Tage, Wochen oder gar Monate", prophezeit Rachel, "es hängt davon ab, wann wir die Hisbollah endlich ausgelöscht haben". Eine Alternative dazu gibt es im Polit-Schnack vor dem Schutzbunker nicht. Man habe sich das Treiben lange genug angesehen.
Rachel meint, sie sei mit den Nerven am Ende. In der Nacht könne sie nicht schlafen. Die Stunden zwischen Mitternacht und dem Morgengrauen verbringt sie nicht im Bunker. "Das ist nichts für mich", sagt sie. Lieber verbarrikadiert sie sich mit ihrem Hund in ihrer Toilette im Keller. Dass zwei Blöcke weiter ein anderes Wohnhaus getroffen wurde, bringt sie nicht in den Schutzraum. Am Tage langweile sie sich zu Tode: Ihr kleiner Shop muss geschlossen bleiben, das Fernsehen bringt nur Krieg.
Fachfrauen, wenn es um Katjuschas geht
Zwischendurch knallt es plötzlich dumpf. Rachel und Hamwa springen kurz auf, gehen in Richtung Treppe nach unten. Dann aber drehen sie sich wieder um. "Die war weit weg", sagt Rachel fachmännisch, "mindestens drei Kilometer". Als erstes tippt sie die Nummer ihrer Tochter ein. Die sitzt mit den Kindern in Tel Aviv, ist geflüchtet. "Es soll sich doch niemand Sorgen machen", sagt Rachel lächelnd. Sie flötet ins Handy, als ihre kleine Enkelin abhebt. Alles sei okay, nur ein bisschen schwül sei es.
Eigentlich soll jeder in Naharia den ganzen Tag im Bunker bleiben. Über 70 Raketen sind schon eingeschlagen. Auf einer Karte der Stadt in einem Militärbunker ist nur noch wenig Platz zwischen den roten Markierungsnadeln. Die Soldaten, eilig nach der Eskalation in den Norden befehligt, können nicht viel tun. "Wir fahren Patrouillen, machen Durchsagen, sorgen für Sicherheit", sagt der Unteroffizier. Warnen können sie nicht. Nur hinfahren, wenn die Raketen eingeschlagen sind.
Der Unteroffizier war schnell am Tatort, als gestern um 19.15 Uhr eine Rakete mitten im Zentrum von Naharia einschlug. Gerade eben hatte der 37-jährige Andrei Zelinksi seine beiden Töchter zurück in den Bunker geschickt. Er selber wollte schnell nach Hause laufen, neue Kleidung holen. Das Geschoss, völlig ungezielt irgendwo hinter den Bergen nahe Naharias abgefeuert, traf ihn direkt. Er war sofort tot. Das zweite Opfer aus Naharia. 70 weitere Menschen wurden verletzt. Seit Beginn der Kämpfe mit der Hisbollah sind in Israel weit über 800 Raketen eingeschlagen. Bei den Raketenangriffen wurden bislang 13 Menschen getötet.
Die mediale Verbreitung solcher Fälle ist gut organisiert. Keine Stunden waren vergangen, da flimmerten schon die ersten Fotos des Familienvaters über die israelischen TV-Mattscheiben. Seine Familie steht für Interviews bereit. Israel wird angegriffen, das soll jeder wissen. In Haifa organisiert das Pressebüro der israelischen Regierung Touren für Journalisten, ausdrücklich inklusive zweier Einschlagsorte von Raketen und einem Mittagessen. Wer den Weg in den Norden nicht wagt, kann Augenzeugen per Handy kontaktieren. Listen dafür gibt es jeden Tag im Internet.
Unterhaltungsprogramm unter der Erde
Auch im Krankenhaus ist man bestens vorbereitet. Die englischsprachige PR-Dame Judy hat eine ganze Liste mit Patienten, die in verschiedenen Sprachen Auskunft geben können. Ebenso gern führt sie durch den unterirdischen Trakt der Klinik, der 2003 gebaut wurde. "Wir wissen seit langem, dass wir von der Hisbollah abgegriffen werden können", sagt Judy, "als es passierte, war es erst etwas hektisch, doch wir hatten alles im Griff."
Es ist die israelische Routine mit dem Krieg, die manchmal fast amüsant ist. Per Auto trafen am Mittwoch zwanzig Jugendliche aus Jerusalem ein. "Die Kinder in den Bunkern drehen doch durch, wir kümmern uns um sie", sagt einer der Jugendlichen. Im Büro von Galia Mor, eigentlich Kulturbeauftragte der Stadt, liegen Listen mit weiteren Aktivitäten unter der Erde. Yoga, Meditation, Puppenspiel, ein Zauberer und Malkurse werden angeboten, damit die Zeit im Bunker schneller vergeht.
Im Bunker 516 an der Strandpromenade ist das Entertainment-Programm noch nicht angekommen. Gegen Mitternacht kommt plötzlich ein Polizeiwagen vorbei. Lächelnd bittet einer der Uniformierten die Damen, doch bitte wieder in den Bunker zu gehen. Es gebe eine Warnung vor noch mehr Bomben für diese Nacht. Rachel und Hamwa fordern der Aufforderung, wenn auch unwillig. "Wenn sie weg sind, gehe ich heim", sagt Hamwa augenzwinkernd, "mein Bett ist einfach besser als die Matratze."
Kurz darauf schlagen noch weitere Raketen in Naharia ein. Insgesamt waren es gestern nach Armeeangaben 16.
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Tony Snow hielt seine Antwort bewusst knapp: Nein, die USA würden vorerst nicht aktiv im Nahostkonflikt vermitteln, erklärte der Sprecher von US-Präsident George W. Bush am Mittwoch (Ortszeit) auf der Pressekonferenz im Weißen Haus. Und er nannte auch sofort den Grund für die Tatenlosigkeit der Supermacht: „Erst muss die Hisbollah entwaffnet werden, sonst hat ein Waffenstillstand doch gar keinen Sinn.“
Israel brauche noch etwas Zeit
Diese „Entwaffnung“ überlässt Bush weiterhin den Israelis. Und das noch mindestens bis zur nächsten Woche. Frühestens dann will er Außenministerin Condoleezza Rice auf eine Friedensmission in die Region entsenden. Israel brauche noch etwas Zeit, „um die Hisbollah zur zermürben“, zitiert der US-Nachrichtenkanal CNN einen hochrangigen Regierungsmitarbeiter.
Rice selbst will sich ebenfalls auf keinen Termin festlegen lassen: „Ich bin mehr als erfreut zu gehen, sobald dies angemessen, notwendig und für die (Entspannung) der Situation hilfreich ist“, versichert sie Die Rhetorik der Außenministerin markiert eine Abkehr von der traditionellen Nahostpolitik der USA. Während Bushs Vorgänger – darunter auch sein Vater – bei aufflammenden Konflikten sofort Sonderbotschafter als Vermittler vor Ort schickten, hat Washington unmissverständlich Seite für Israel bezogen. Bush hat das Land mehrfach als engen Freund und Partner bezeichnet. Jetzt spielt er für den Verbündeten auf Zeit.
„Das Problem ist die Hisbollah“
Der Präsident macht keinen Hehl daraus, wenn er in der aktuellen Krise für den Schuldigen hält: „Die Welt muss endlich das grundlegende Problem lösen“, fordert er, „und das ist die Hisbollah.“ Die vom Iran finanzierte und von Syrien unterstützte Gruppe sei eine Terrororganisation und müsse auch als solche behandelt werden.
Bushs Nahostkurs bestätigt für einige US-Experten eine lange gehegte Vermutung: Der Präsident vertraut im weltweiten „Krieg gegen den Terrorismus“, den er selbst ausgerufen hat, auf eine stille Arbeitsteilung mit Israel: „Es ist sonnenklar, dass die US-Politik darauf zielt, den Israelis die Gelegenheit zu geben, gegen Hisbollah vorzugehen“, meint Steven Cook, Nahostspezialist am Washingtoner „Council on Foreign Relations.“
Angriffe voher abgesprochen?
Washingtons UN-Botschafter John Bolton bestätigt diese Einschätzung indirekt, als er Forderungen nach einem Waffenstillstand für „zu simpel“ erklärt: „Ich möchte gerne wissen, ob es in der Vergangenheit jemals eine effektive Waffenruhe zwischen einer Terrororganisation und einem Staat gab?“
Spekulationen, wonach Washington und Jerusalem die israelischen Angriffe im Libanon vorher abgesprochen hätten, weißt Bush-Sprecher Snow jedoch entschieden zurück: „Nein, nein! Da wird unterstellt, dass es eine aktive militärische Zusammenarbeit oder Abstimmung zwischen den USA und Israel gibt. Doch diese existiert nicht. Die USA haben die diplomatischen Bemühungen angeführt und mehrfach zur Zurückhaltung aufgerufen.“
Unterdessen erhebt Bush neue Vorwürfe, diesmal gegen die syrische Regierung: „Hören Sie mal zu, mir kommt’s so vor, als wollten die Syrer wieder in den Libanon zurück“, erklärte der Präsident am Mittwoch (Ortszeit) in legerem Ton: „Wir haben hart daran gearbeitet – und mit „wir“ meine ich die internationale Gemeinschaft – um den Libanon vom Einfluss Syriens zu befreien. Dort gibt’s jetzt eine junge Regierung. Und es liegt in unserem Interesse, dass sich Syrien aus dem Libanon raus hält und dass die Regierung (in Beirut) überlebt.“
Schwieriger Balanceakt
Bush hat sich auf einen schwierigen Balanceakt eingelassen: Er will sowohl die israelische Militäroffensive gegen die Hisbollah im Libanon als auch die Regierung von Libanons Premierminister Fuad Siniora unterstützen. Einstweilen schauen der Präsident und seine Regierung weiterhin zu.
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14 Menschen seien verletzt worden, teilte der Rettungsdienst Saka am Mittwoch mit. Ursprünglich hatte Saka mitgeteilt, auch ein Erwachsener sei bei dem Angriff getötet worden.
Insgesamt seien vier Raketen auf die Stadt gefeuert worden, eine habe ein Haus getroffen, teilte die Polizei mit. Der TV-Sender El-Arabija berichtete, die Opfer seien arabische Israelis gewesen. Nazareth ist Heimat für die größte arabische Gemeinde in Israel.
Die Hisbollah feuert seit Tagen Hunderte Raketen auf Israel ab und hat dabei zahlreiche Menschen getötet. Israel wiederum bombardiert Ziele der Hisbollah im Libanon. Dabei starben annähernd 300 Menschen.
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Aus Larnaka berichtet Moritz Küpper
Schockierende Szenen am Hafen von Beirut: Für längst nicht alle Flüchtlinge reichen die Schiffe, die sie in Sicherheit bringen sollen. Doch die Menschen, die an Bord gelangen, stehen im Hafen von Larnaka auf Zypern vor dem nächsten Problem. Wie geht's bloß weiter?
Larnaka - Die Situation in Beirut war chaotisch: Vor Bus Nummer 18 brach plötzlich Panik aus. Die großen Türen der Fähre waren weit geöffnet, um alle Flüchtlinge aus den wartenden 25 Bussen aufzunehmen, dann waren plötzlich im Hintergrund explodierende Bomben zu hören, erzählt Fredrik Undevik schockiert nach seiner Ankunft per Flüchtlingsschiff heute in Zypern.
Im Hafen von Beirut habe die Angst um sich geriffen. "Dann haben sie einfach die Tür zugemacht. Wir mussten Leute zurücklassen", sagt Undevik. Weinend seien die Menschen am Hafen gestanden und hätten der große Fähre mit Ziel Larnaka, Zypern, hinterher gesehen.
"Welcome to Larnaca Port - A crossroad to peace and safety" steht auf einem Plakat, das am Hafengebäude hängt und unter dem die zahlreichen Flüchtlinge aus dem Libanon durchlaufen. Insgesamt fünf Schiffe sind seit Montagmorgen im Hafen von Larnaka eingelaufen, wie ein Polizeisprecher berichtet.
Das erste war eine griechische Fähre, die von den Franzosen gechartert wurde, es folgten ein italienisches und ein griechisches Kriegsschiff, eine weitere Fähre und zuletzt heute morgen eine Fähre unter norwegischer Flagge. Rund 1100 Menschen, darunter 700 Schweden, aber auch Finnen, Dänen, Norweger, Amerikaner, Deutsche und Libanesen waren an Bord. Die meisten sind in Flugzeugen schon auf dem Weg in ihr Heimatland - die übrigen warten in einer großen "Conference Hall" auf die Weiterreise oder haben sich ein Hotel genommen. Larnaka wird zur Drehscheibe des Flüchtlingsstroms.
Die älteren Zyprioten spüren nun hautnah, wie sich die Geschichte wiederholt: Immer, wenn der Libanon zur Krisenregion wird, entwickelt sich Zypern zur Drehscheibe des Exodus. Als zwischen 1975 und 1990 der Bürgerkrieg im Libanon tobte, flüchteten etwa 800.000 Menschen, viele davon über die Mittelmeerinsel. Damals kämpften vor allem christliche und muslimische Parteien der einstigen "Schweiz des Orients" gegeneinander. Da die Muslime fast alle Knotenpunkte kontrollierten, blieb den Christen im Libanon nur der Seeweg von Dschunia nach Zypern. Aus Angst, sie könnten bei einer erneuten Offensive der Muslime getötet werden, waren viele Christen gern bereit, für einen Stehplatz auf einem Frachter nach Zypern 230 Mark zu bezahlen, genausoviel wie das Flugticket Beirut-Zypern und zurück damals kostete. Dabei war es noch chaotischer als heute: die kleinen Schiffe der zyprischen Reeder waren oft so alt, dass sie für die 180 Kilometer bis Zypern über 20 Stunden brauchten.
"Wir werden einfach immer weitermachen"
Draußen vor dem Hafengebäude geht Werner Pfeifer unermüdlich auf und ab. Der Norweger ist seit über 24 Stunden auf den Beinen, doch schlafen kann er nicht - in wenigen Minuten geht sein Bus zum Flughafen, in ein paar Stunden soll er zu Hause sein: "Das ist alles schlecht geplant hier", kritisiert er, "wir mussten auf dem Deck schlafen, Essen gab es nur für Kinder." Pfeifer wollte Urlaub im Libanon machen. Als die Bomben fielen, fuhr er zum Hafen von Beirut. "Sie hatten nur noch eine Autofähre", erzählt er. Wir konnten uns aussuchen, ob wir unten im Lagerraum oder auf den Decks in der prallen Sonne mitfahren wollten."
Am Hafen werden dann Menschen wie Pfeifer von Jan Topani erwartet. Der Schwede von der "Swedish Rescue Service Agency" versucht, die ankommenden Menschen zu beruhigen, mit Essen und Trinken zu versorgen und dann die Abfahrt zum Flughafen zu organisieren. Doch Topani sieht mittlerweile genauso mitgenommen aus wie die Menschen, denen er hilft: "Wir werden einfach immer weitermachen", sagt er. 25 Schweden kümmern sich um ihre Landsleute, darunter viele Freiwillige, die in Zypern leben. Die meisten von ihnen tragen blaue T-Shirts mit einem gelben Kreuz - die schwedische Fahne soll helfen, im Chaos den Überblick zu behalten. In wenigen Stunden wird erneut ein Schiff mit vielen hundert Menschen erwartet. "Solange es geht, werden wir die leeren Schiffe einfach wieder zurückschicken", sagt Topani.
Die Schweden müssen für den Trip nichts bezahlen - die Amerikaner allerdings schon: "Sie haben unsere Ausweise fotokopiert und uns gesagt, dass uns die Fahrt mit der Autofähre wie ein Flug in Rechnung gestellt wird", erzählt Leena Odeg, die ebenfalls auf der letzten Fähre war. "Die Amerikaner haben gesagt, dass es zwischen 200 und 400 Dollar kosten wird." Die Studentin ist erschöpft. Zusammen mit einer Freundin will sie jetzt in ein Hotel, der Preis ist ihr egal. "Mein College zahlt für alles", sagt sie, die eigentlich in Minnesota studiert.
Trotzdem ist der Aufenthalt in Larnaka schwierig, die Hotels sind überlaufen. Der Taxifahrer verspricht Hilfe. "Ich wäre gerne noch im Libanon geblieben", sagt Odeg, als sie in den Wagen steigt und auf den Hafen guckt, "das Land ist so wunderschön". Dann hält sie inne: "War schön", korrigiert sie sich und zieht die Tür zu.
Warten auf die Einreisegenehmigung
Am Hafen ist es vorerst ruhig geworden: Die zahlreichen Kamerateams aus aller Welt machen Pause, rollen die Kabel ein - sie warten auf den nächsten Sturm. Ein Team von CNN sucht bereits nach dem besten Platz. Im Hafengebäude wartet nur noch eine kleine Gruppe Libanesen, deren Familienangehörige aus Europa kommen und bereits am Flughafen sind, zwischen leeren Wasserflaschen und Hinweisschildern in verschiedenen Sprachen auf eine Einreisegenehmigung.
"Meine Frau ist mit meiner Tochter schon in Norwegen", erzählt ein Informatiker aus Beirut, "ich bin froh, dass sie in Sicherheit sind." Er habe während des Bürgerkriegs im Libanon gelebt, erzählt er, jetzt aber gehe es nicht mehr. "Vor ein paar Wochen noch habe ich zu meiner Frau gesagt, dass wir die Kleine bald in Beirut einschulen sollen", sagt er fassungslos, "sie hatte Zweifel - und letztlich recht gehabt."
Während er redet, versucht er, das Aufladegerät für sein Handy in die Steckdose zu stecken. Die einzige Möglichkeit, Kontakt mit seiner Frau zu halten. "Die größte Ironie ist doch, dass wir in Beirut von Israelis beschossen werden und wenige Stunden später von einem israelischen Kriegsschiff eskortiert werden", sagt er noch.
Doch nicht alle Menschen, die am Hafen warten, kommen aus dem Libanon: "Ich bin gestern aus Düsseldorf hierher gekommen", erzählt eine Amerikanerin, die mit einem Deutschen verheiratet ist. Ihre beiden Brüder, acht und zehn Jahre alt, haben bei der Großmutter im Osten von Beirut Urlaub gemacht. "Meine Oma spricht kein Englisch", sagt sie. "Ich muss sehen, dass ich sie irgendwie rausbekomme."
Mit ihrem Handy kann sie Kontakt zu ihrer Familie halten. "Seit Samstag versuche ich, sie rauszubekommen", erzählt sie, "doch die Organisation ist schwierig." Als die Menschen im Hafengebäude ihr von der nächsten Fähre berichten, fährt sie erst mal ins Hotel - schlafen. "Dann komme ich nachher wieder und warte", sagt sie. "Ich will einfach nur meine Brüder wiederhaben."
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US-Marineinfanteristen im Libanon
Spezialeinheiten der US-Armee sind am Morgen im Libanon gelandet, berichtet der Nachrichtensender CNN. Der Bericht zeigte, wie mehrere Dutzend Marineinfanteristen von Booten aus an Land gingen. Angeblich sollen sie amerikanischen Staatsbürgern bei der Flucht aus dem Libanon helfen. Es ist mehr als 20 Jahre her, daß US-Soldaten im Libanon im Einsatz waren. Die USA hatten sich 1984 zurückgezogen, nachdem bei einem Anschlag auf das Hauptquartier der US-Marines am Beiruter Flughafen 240 Menschen ums Leben gekommen waren. Den Anschlag hatte damals nach US-Erkenntnissen die Hisbollah verübt.
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Israeli forces backed by tanks moved into the Mughazi refugee camp near the Gaza-Israel fence early Wednesday, the latest incursion in the three-week military push in the territory Israel withdrew from last year.
30 Israeli armored vehicles were deployed into the camp at sunrise, residents said.
Several bulldozers were seen leveling farmlands.
14 people, including many children, were reportedly wounded after Israeli forces fired shells at two houses in the camp, hospital officials said.
Two Hamas fighters were also killed and five wounded in clashes with the occupation army. Reports also said that five Israeli soldiers were wounded, two of them seriously, during the clashes.
Israeli military sources confirmed that troops moved into the central Gaza Strip late Tuesday, repeating the government claim that the incursion, part of a wide-scale military operation Israel started last month, is aimed at pressuring the Palestinians release Israeli corporal Gilad Shalit they captured three weeks ago.
"It is a focused operation to target terror infrastructure there, as part of the ongoing effort in which one of its main targets is getting back Gilad Shalit and stopping the launching of Qassam rockets," a spokeswoman said.
More than 100 Palestinians, mostly civilians, and one Israeli soldier, have been killed since Israel began its assault in Gaza.
International calls demanding Israel end its brutal offensive in Gaza and Lebanon have fallen on deaf ears and a UN resolution urging Israel halt military operations that killed hundreds of civilians in the Palestinian and Lebanese territories was vetoed by the United States at the Security Council last week.
Israel began a large-scale operation in Gaza on June 28, three days after Hamas fighters launched an attack against an Israeli army base at a Gaza crossing, capturing Israeli soldier Gilad Shalit to pressure the Jewish State free Palestinian prisoners held at the Israeli jails.
• Humanitarian disaster
UN envoys met yesterday with Palestinian President Mahmoud Abbas in Gaza City and discussed the ongoing Israeli onslaught in the Palestinian territories and its humanitarian consequences.
"We hope the present crisis engulfing Gaza is to be overcome and we can come back to the situation where it is possible to pursue the objective of peace," UN envoy Alvaro De Soto said.
"The only issue that President Abbas focused on was to find a way to stop this Israeli escalation on the ground," Abbas spokesman Nabil Abu Rdeneh said.
"This is the main topic; this is what we are looking for, apart from the humanitarian crisis which we suffer from."
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US-Marines nach über zwei Jahrzehnten wieder im Libanon.Im Libanon sind am Donnerstag US-Spezialeinheiten gelandet. Die Marineinfanteristen gingen im Hafen von Beirut an Land, wie der TV-Nachrichtensender CNN berichtete.
Die Militärangehörigen sollen bei der Rettung amerikanischer Staatsbürger helfen. Es ist das erste Mal seit über zwei Jahrzehnten, dass US-Soldaten wieder im Libanon im Einsatz sind.
Pentagon charterte Schiff
Ein vom Pentagon gechartertes Kreuzfahrtschiff brachte am Mittwoch mehr als tausend US-Bürger aus dem Libanon nach Zypern. Weitere 3.000 Amerikaner sollen aus dem unter israelischem Beschuss liegenden Beirut in Sicherheit gebracht werden.
Reagan ordnete Abzug an
Im Oktober 1983 hatten schiitische Terroristen eine Bombe in einer US-Marinekaserne in Beirut gezündet. Dabei kamen 241 Soldaten ums Leben. Sie waren dort seit 1982 als Teil einer multinationalen Stabilisierungstruppe stationiert.
Präsident Ronald Reagan ordnete daraufhin den sofortigen Abzug des US-Militärs aus dem Bürgerkriegsland an, das dann vollständig unter syrische Kontrolle geriet, während Israel den südlichen Landesteil besetzt hielt.
Bei einem Sprengstoffattentat auf die Botschaft der USA in Beirut 1983 waren 66 Menschen getötet worden.
Militärintervention 1958
Im Jahr 1958 hatte eine von Präsident Dwight Eisenhower verfügte US-Militärintervention die erste libanesische Krise beendet.
Diese war durch die Konfrontation zwischen dem pro-westlichen christlichen Staatspräsidenten Camille Chamoun und den moslemischen Anhängern der panarabischen Politik des ägyptischen Staatschefs Gamal Abdel Nasser ausgelöst worden.
"Libanesischer General de Gaulle"
Chamoun musste zurücktreten, der von den Moslems akzeptierte überparteiliche christliche Armeekommandant General Fouad Chehab wurde Staatspräsident und bildete eine Allparteienregierung.
Chehab ging dann als "libanesischer General de Gaulle" in die Geschichte des Libanon ein.