Die USA hätten gar kein Interesse daran, sich mit Assad vertraglich zu einigen. Das Giftgas ist für die Amis mMn nur ein Vorwand und das Totschlagargument, sich jetzt "legitim" in den Syrien-Krieg einzumischen. Tatsächlich dürfte dahinter vor allem der Wunsch der Amis nach einer Neuordnung in Nahost stehen. Deshalb wurde aus dem ursprünglich vorgesehenen "zweitägigen Schuss-vor-den-Bug" mit Marschflugkörpern inzwischen auch ein groß angegelegter strategischer 60- bis 90-Tage-Krieg, bei dem Bomber der US-Luftwaffe eingesetzt werden sollen.
Man sieht hier ganz deutlich die Parallen zu Irak 2003. Auch dort wurden Massenvernichtungswaffen in Schurkenstaaten als Kriegsgrund genannt (die sich nie anfanden) - in Wahrheit ging es um das Iraker Öl und um ein Bollwerk zum Iran.
Zwar besitzt Assad diese Massenvernichtungswaffen definitiv (ein Unterschied zu Irak, wo es kein WMD gab). Doch es spricht wenig dafür, dass er sie eingesetzt hat, weil seine Truppen im konventionellen Krieg bereits die Oberhand hatten und Territorialgewinne verzeichneten. In einer solcher Lage mit Gas zu bomben wäre töricht, weil dies die Amis auf den Plan riefe, die seinen anstehenden Sieg durchkreuzten.
Für die Ami-Seite (inkl. Israel, Saudis) gibt es indes sehr wohl Grund zur Sorge: Diese Seite will nicht, dass Assad gewinnt, also mussten die Amis angesichts einer drohenden Niederlage der Rebellen nun selber in den Krieg eingreifen, um ihm eine Wende zu geben. Der Giftgas-Event könnte von den zahlreichen Rebellengruppen, die teils Al-Qaida nahestehen, durchaus "provoziert" worden sein (lokale Zündungen von Gasgranaten am Boden), um die Amis in den Krieg hineinzuziehen, der für die Rebellen bereits verloren zu gehen drohte. Denn nun erhalten sie Luftbeistand von der US Air Force.
[Ich möchte nicht unterstellen, dass die Amis gegenüber den Saudis den klammheimlichen Wunsch äußerten, diese mögen doch bitte einen Giftgasangriff der Rebellen "veranlassen" (um den Kriegsgrund zu schaffen) - aber selbst wäre zumindest theoretisch plausibel - plausibler jedenfalls als die Behauptung, Assad wolle mit dem Giftgaseinsatz Selbstmord begehen.]
Man muss die Vorfälle auch im Gesamtkontext des "Arabischen Frühlings" (ab 2011) sehen, der den Amis nach anfänglicher Sympathie nun nicht mehr behagt. Geostrategisch ist es inzwischen offenbar das Ziel der Amis, den Islam von Israels Grenzen - in Norden wie im Süden - fern zu halten.
Dafür wurde in Ägypten der demokratisch gewählte Muslimbruder Mursi abgesägt. Obama stand "beobachtend" daneben (= billigend), als das Militär Mursi Anfang Juli aus dem Amt putschte. Vier Wochen später entließ die Militärregierung demonstrativ Mubarak aus der Haft, der in Ägypten von 1981 bis 2011 als Diktator regiert hatte. Wenn es den Amis Ernst gewesen wäre mit der "Demokratisierung" Ägyptens, dann hätten sie dafür gesagt, dass der demokratisch gewählte Mursi im Amt bliebe. Aber dafür war er offenbar zu "islamistisch" (es gab Sympathiekundgebungen für die Hamas), und das ist den Amis in einem Land, durch das der wichtige Suezkanal läuft und das an Sinai grenzt, offenbar zuviel des Guten/Bösen. |