Hamburg (aktiencheck.de AG) - Der Analyst von SES Research, Jochen Reichert, stuft die Drillisch-Aktie (ISIN DE0005545503/ WKN 554550) unverändert mit "kaufen" ein. Drillisch habe gestern bekannt gegeben, weitere 17,757 Mio. freenet-Aktien von Vatas übernommen zu haben. Damit halte Drillisch einen Anteil von knapp 29% an freenet. Drillisch habe sich mit Vatas auf ein non-recourse-Finanzierungspaket über eine Tochtergesellschaft von Drillisch geeinigt. Im Zuge der Transaktion gebe Vatas an die Drillisch-Tochter einen Kredit, der nur durch das freenet-Aktienpaket gesichert sei. Sollte das Aktienpaket erhebliche Wertverluste erleiden, werde der Drillisch-Konzern dadurch nicht negativ beeinflusst (außer mit einem Verlust des Eigenkapitals, mit dem die Tochtergesellschaft ausgestattet werde). Aus SES Research-Sicht würden sich folgende zwei Fragestellungen ergeben: Welches Ziel Drillisch verfolge und ob Drillisch mit der Erhöhung des Anteils dem Ziel näher komme und außerdem welchen Einfluss die Transaktion auf die Bewertung habe. Bereits im Sommer 2006 als Drillisch einen Anteil von 10% an mobilcom erworben habe, habe Drillisch als Ziel angegeben, unter dem Dach von mobilcom/freenet die Mobilfunk Service Provider Industrie konsolidieren zu wollen. Die wesentlichen Gründe seien Kostensynergien, Vertriebssynergien, Einkaufssynergien sowie mobilcoms Verlustvorträge von knapp EUR 3 Mrd. Die Umsetzung des Zieles würde bedeuten, dass die heutige freenet sich vom Portal-, WEB-Hosting-, und insbesondere Internetzugangsgeschäft trennen würde. Der freenet-Vorstand habe eine Aufspaltung von freenet aufgrund der derzeitigen strategischen Positionierung abgelehnt. SES Research schätze den Veräußerungswert aus den Teilbereichen (Mobilfunk, Internetzugang, WEB-Hosting, Portal) auf EUR 1,9 bis EUR 2,2 Mrd. Mit Erhöhung des Anteils auf knapp 29% könne Drillisch den Druck auf den freenet-Vorstand nochmals deutlich erhöhen. Mehrere Investoren hätten bereits öffentlich angekündigt, ein Zerschlagungsszenario bzw. ein Verkauf der Internet-Assets zu befürworten. Für den Vorstand von freenet werde es kaum durchzuhalten sein, langfristig eine Strategie entgegen der Vorstellungen eines erheblichen Teils der Aktionäre umzusetzen. Andererseits müsste Drillisch im äußersten Fall in der Lage sein, ein Konsortium zu bilden, das eine Übernahmeofferte für freenet ausspreche oder über die Einberufung einer außerordentlichen Hauptversammlung versuchen, den jetzigen Vorstand abzusetzen. Denn der freenet-Vorstand könnte sich im worst case für Drillisch jeglichen Gesprächen entziehen. Demnach seien aus heutiger Sicht eine Reihe von Szenarien denkbar: Drillisch werde auf freenet verschmolzen und die Internet-Assets würden veräußert, es erfolge ein Übernahmeangebot innerhalb eines Konsortiums für freenet, freenet versuche, Drillisch zu übernehmen oder es gebe lang anhaltende Verhandlungen zwischen Drillisch und freenet. SES Research ändere das derzeitige Bewertungsszenario für Drillisch nicht. Die Mobilfunkaktivitäten bewerte man mit EUR 9,70 pro Aktie (DCF-Wertermittlung). Darüber hinaus berücksichtige SES Research EUR 0,5 im Kursziel durch eine Eventualforderung an V+S GmbH sowie durch Buchgewinne bzw. erhaltene Dividendenzahlungen aus dem freenet-Aktienpaket (ohne die gestern erworbenen 17,757 Mio. Aktien). Die Analysten von SES Research bewerten die Drillisch-Aktie weiter mit dem Rating "kaufen". Das Kursziel laute weiter EUR 10,20. (Analyse vom 23.08.07) (23.08.2007/ac/a/nw) |