Das wären ab jetzt (2400) noch weitere 400 Punkte runter. Danach soll aber kurioserweise alles wieder steigen mit SPX 3200 am Jahresende.
Klingt irgendwie manisch-depressiv.
Tatsache ist, dass ab dem Top bei 3400 immerhin schon 1000 Punkte Minus "rum sind". Wer jetzt long einsteigt, ist gegenüber jenen, die bei 3400 eingestiegen sind, in jedem Fall schon mal diese 1000 Punkte vorn.
Charttechnisch gibt es eine wichtige Unterstützung, weil der aktuelle SPX-Stand grob dem Dezembertief von 2018 entspricht, das ich schon im Januar/Februar - unter feixendem Gelächter der Bullen - als Korrekturziel genannt hatte. Zu der Zeit wurde man schon ausgelacht, wenn man eine Korrektur auf 3000 "sah" (gab dann "witzig"-Sterne).
Nicht vergessen werden sollte, dass wir nach aktuellen Stand weltweit Nullzinsen und fast überall negative Anleiherenditen haben. Da stinkt Cash doch buchstäblich zum Himmel, auch wenn es aktuell wegen massiver Margin Calls so knapp ist, dass selbst Gold fällt.
Hinzu kommt seit gestern auch noch neues Monster-QE in USA plus heute 1 Billion Nothilfe vom IWF. Niemand wird leugnen, dass dies eine weitaus besser Ausgangslage für Longs ist ist als der Stand vor zwei Wochen: SPX 3400 (ATH) bei 2,25 % Leitzinsen mit ein bisschen Repo-QE.
Aber klar, "never catch a falling knife". Und dieses Messer fällt zurzei8t schneller als man gucken kann.
Wenn aber Einzelaktien wie TUI schon knapp 90 % gefallen sind, herrscht erkennbar blanke Verkaufspanik, die manche (mich z. B.) zur antizyklischen Schnäppchenjagd einlädt. TUI stand 2018 bei 20 Dollar. Heute morgen notierte sie bei 2,50 Euro. Bei dem Kurs ist die Aktie fast schon ein Optionsschein (ohne Zeitwertverfall, aber mit Pleiterisiko) auf das Überleben des weltgrößten Touristikkonzerns, den manche sogar als "systemrelevant" bezeichnen (d.h. es gibt staatliche Rettungsgelder ohne Wenn und Aber). Und genau so, mit dem Aspekt des möglicherweise "wertlosen Verfalls", sollte man solche Schnäppchen auch einsammeln, also keinesfalls "all in".
Als Hauptargument nennt GS neben den Auswirkungen der Lockdowns, die zweifellos übel sind, die "market psychology" (# 881). Klar sind die Amis schlecht drauf, wenn der SPX 1000 Punkte tiefer steht als noch vor zwei Wochen - und jeden Tag 10 % tiefer steht. Das wird im Kopf dann stets strichverlängert. Fakt ist, dass niemand weiß, wo das endet. Und für die Amis hängt eben auch die Rente (die haben eine Art Riesterrente) von den Aktienständen ab. Manche haben nun Angst, bis 90 arbeiten zu müssen.
Solche Sorgen gehen aber auch schnell wieder vorbei, wenn der SPX die längst überfällige technische Erholung um 500 Punkte hinlegt (Welle B). Was am aktuellen Absturz "fehlt" ist der sonst übliche Dead-Cat-Bounce mit 50 % RT, den es sogar 1929 und auch nach dem Monsterabsacker im März 2000 gegeben hat. Vielleicht fällt er auch diesmal auch wegen Panik aus.
Das CRV für long ist aktuell in jedem Fall besser als vor dem Absturz. Da Börsen immer übertreiben, vor allem nach unten, halte ich sogar SPX 1500 für möglich. Dann würde ich richtig zulangen bei den Schnäppchen, denn das entspricht inflationsbereinigt grob dem Stand von 750 im Jahr 2009. (Gemäß Faustregel halbiert der US-Dollar etwa alle 14 Jahre seine Kaufkraft, in QE-Zeiten wohl eher noch schneller).
Man sollte auch eines nicht vergessen: Die ganzen "Maßnahmen", die jetzt von weltweit von den Notenbanken und dem IWF angeschoben werden, zersetzen massiv die Kaufkraft der Währungen, egal ob Dollar, Euro oder Yen. Sie sind allesamt hochgradig inflationär. Obendrauf bekommt man nun weltweit Null- bis Negativzinsen. Als Aktien am ATH notierten, sangen fast alle Bullen unisons das "Cash ist trash"-Lied, weil die Notenbanken das Cash kaputtdrucken. Deshalb seien Aktien alternativlos.
Dieses Argument gilt 1000 SPX-Punkte tiefer und drei Mega-Flutungen weiter aber erst recht. Statt Cash zu bunkern, kauf ich mir jetzt lieber eine Aktie, die infolge des Kurzsturzes über 10 % Dividenden-Rendite bringt. Dabei ist mir fast egal, ob die Aktien noch weitere 20 % fällt und die Dividende womöglich wegen Verlusten gestrichen wird (später, nach der Erholung, wird sie dann eben reaktiviert).
Wichtig ist, dass man bei solcher Vorgehensweise in kleinen Tranchen einsteigt, sonst ist bei 2000 oder gar 1500 bereits alles Pulver verschossen. Macht man aber, auch Cash sitzend, jetzt überhaupt nichts und der Markt dreht plötzlich nach oben, weil GS und andere Mega-Hegefonds in einer Hinterzimmerkonferenz beschlossen haben, dass "QE doch was bringt" (sprich: Die vielen Bären brauchen mal was auf die Fresse) und ihre Algomaschinen anwerfen, steht man auch ziemlich blöd da. Vor allem wenn GS Recht hat und der SPX am Jahresende wieder bei 3200 stehen sollte, was ich ebenso bezweifle wie jetzt den weiteren (korrekturlosen) Absacker auf 2000.
Goldman ist bekannt dafür, intern oft das Gegenteil zu machen von dem, was es nach außen in Gratis-Analysen den Muppets und Kleinanlegern weismacht.
GS ist vermutlich short und will jetzt eindecken. Dazu müssen aber andere verkaufen. Also wird Kursziel 2000 für den SPX genannt, damit die Schäfchen auch hübsch kapitulieren.
Kann auch sein, dass ich mich hier furchtbar täusche. Wäre nicht das erste Mal. |