(Kommentar von mir unten)
https://www.n-tv.de/wirtschaft/...e-Verzweiflung-article23889408.html
Die Zentralbanken erhöhen auf breiter Front die Zinsen. Für Hauskäufer rückt der Traum von den eigenen vier Wänden in immer weitere Ferne. Und auch wenn der Immobilienmarkt sich dreht: Zu viel Hoffnung auf rasch sinkende Preise sollten sich Käufer nicht machen.
Die US-Notenbank hat es getan, die Bank of England und nun auch die EZB: Weltweit erhöhen die Zentralbanker im Kampf gegen die Inflation die Zinsen. Die Euro-Währungshüter habe am Donnerstag den Leitzins im Euro-Raum wie erwartet um 0,5 Prozent auf nun 3 Prozent angehoben. Und das ist noch nicht das Ende: Schon bei der nächsten Sitzung im März ist ein weiterer Sprung um 0,5 Prozent so gut wie sicher.
Das IFO-Institut rechnet damit, dass spätestens im Sommer die Leitzinsen bei 4 Prozent liegen. In Großbritannien ist diese Schwelle seit dieser Woche erreicht, in den USA sogar schon überschritten: Hier hat die Fed den Zinssatz sogar auf 4,5 bis 4,75 Prozent hochgeschraubt.
Für Hausbesitzer - und solche, die es werden wollen - hat sich damit in nicht mal einem Jahr die Welt um 180 Grad gedreht. Für potenzielle Immobilienkäufer mischen sich die Zinsexplosion, horrende Inflation, das hohe Kaufpreisniveau und steigende Baukosten zu einem bitteren Cocktail.
Der Markt für Hauskredite, der sich am Zinssatz der zehnjährigen Bundesanleihen orientiert und daher mit Verzögerung auf den Leitzins reagiert, wurde in wenigen Monaten auf den Kopf gestellt. Lag die Rate für zehnjährige Hypotheken laut dem Finanzierungsvermittler Interhyp Anfang 2022 noch bei etwa 1 Prozent, werden nun inzwischen 3,6 Prozent fällig....
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A.L.: Man könnte die Entwicklung als (wünschenswerte) Rückkehr zur Zinsnormalität betrachten. Allerdings herrscht draußen im Lande nach wie vor gefühltes Deflations-Elend durch strukturelle Wachstumsschwäche seit der Jahrtausendwende. 2020 kam noch Covid hinzu.
Für deutsche Normalverbraucher gibt es seit 1980 Reallohnabbau, der sich durch die starke Inflation nun intensiviert.
Die strukturelle Wirtschaftsschwäche, die auch die Grenzen des kapitalistischen Wachstums widerspiegelt (gesättigte Märkte, überschuldete Verbraucher, überschuldete Firmen und Staaten) hatten die Notenbanken seit der Jahrtausendwende durch immer niedrigere Zinsen zu bekämpfen versucht. Zuletzt waren die Zinsen lang bei Null und in Europa sogar teils im Minusbereich. Das hat die Umverteilung von unten nach oben allerdings noch intensiviert.
Nun brechen für den Michel (vor allem für Rentner und Bürgergeldempfänger) durch die Energie-, Lebensmittel- und Mietteuerung die letzten Dämme weg. Und auch für die Industrie ist die Lage bedrohlich geworden.
Die Notenbanken müssen wegen der starken Inflation die Zinsen anziehen, obwohl der strukturelle ökonomische Tristesse-Grund, sie niedrig zu halten (strukturelle Wachstumsschwäche), nach wie vor besteht. Für Normalbürger kommt erschwerend hinzu, dass viele Firmen die grassierende Inflationserwartung dazu nutzen, ungerechtfertigt die Preise hochsetzen. Dadurch sinken die Reallöhne noch weiter.
Das Endergebnis ist die aktuelle Stagflation, die das Zeug hat, sogar die aus den 1970ern (als das organische Wachstum lediglich pausierte) in den Schatten zu stellen. Die Gefahr eines Dritten Weltkrieg durch unablässige Kriegstreiberei kommt erschwerend hinzu.
Am Immobilienmarkt ist die bedrohliche Gemengelage besonders deutlich zu spüren, weil dort steigende Zinsen, drastisch gestiegene Materialkosten und gebeutelte Verbraucher zusammenfallen. |