Interview mit CEO Protiva aus der heutigen Vorstandswoche.
Zur MRV Übernahme:
- MRV hat sich selbst zum Verkauf gestellt, da man allein zu klein ist (daher zahlt ADVA auch keine Prämie auf den Börsenkurs) - Falls ADVA in letzter Sekunde noch überboten werden sollte von einem anderen Käufer (wovon Protiva nicht ausgeht), würde man eine Break-up Fee erhalten - Im Erfolgsfall erfolgt Konsolidierung wohl in Q4 - Da MRV Verluste schreibt, wird es einmalig Restrukturierungsaufwendungen geben - Diese dürften aber recht moderat sein, da das MRV Management schon sehr weit ist mit dem Cost-Cutting und man für das Gesamtjahr den Breakeven anstrebt - Laut Vorstandswoche dürfte die Übernahme ab 2018 EPS-accretive sein, denn: - Umsatzverluste dürften gering sein (ein paar Millionen) während die Synergiepotenziale (Einsparung Börsennotierung, Management, Overheads) hoch sind und sich auf einen zweistelligen Millionenbetrag summieren könnten - Daher dürfte die Übernahme die Margen von ADVA perspektivisch nicht spürbar belasten (anders als z.B. bei Overture) - Mithilfe von MRV dürfte der Umsatz 2018 auf 730-750 Mio. EUR steigen
Zur Langfristperspektive:
- "Wir wollen in den nächsten Jahren die Umsatzmilliarde erreichen. Gelingen uns 2 bis 3 weitere Zukäufe in den nächsten Jahren, könnte es bald soweit sein." - Dann sieht Protiva eine strategische Größe für ADVA als erreicht an, die für Wettbewerber durchaus interessant sein könnte.
Dies spiegelt meine Vermutung wider, dass hier das Endgame sein wird, dass ADVA sich in ein paar Jahren selbst zum Verkauf stellt. Schließlich haben die Protivas eine Private Equity Bude und haben schon öfters erklärt, dass sie zum richtigen Preis bereit sind zu verkaufen. Erst will man aber offenbar noch weiter wachsen, um eine Größe zu erreichen, die strategische Übernahmemultiples erlaubt.
Der Markt ist ja bekanntermaßen seit Jahren am konsolidieren und dieses M&A Spiel wird sicher noch einige Jahre weiter gehen (denn der Markt ist trotzdem noch sehr fragmentiert). Im Markt werden Umsatzmultiples von 1 selbst für stagnierende Unternehmen mit Nullgewinnen gezahlt (siehe die MRV Übernahme), weil alle Mitbewerber aktiv konsolidieren wollen.
ADVA hingegen wächst stark und ist profitabel, und hat auf 2018er Basis (d.h. nach Vollzug der MRV Übernahme) dennoch ein Umsatzmultiple von derzeit nur 0,6. Man wäre damit für die großen US-Konkurrenten sicher ein attraktives M&A Target wegen der Kundenbeziehungen zu EU Carriern.
Natürlich muss man als Anleger immer vorsichtig sein mit M&A Spekulationen, da sie häufig nicht wie erhofft eintreten. Es ist daher nichts, auf das ich kurzfristig zocken würde. Allerdings bildet die Möglichkeit von M&A angesichts des offensichtlichen Interesses der Familie Protiva an einem Exit zum richtigen Preis in meinen Augen durchaus eine Art Sicherheitsnetz für den langfristig orientierten Aktionär. |