Zu aktivierten Eigenleistungen:
Diese sind dann ein Problem, wenn ein Unternehmen auf einmal anfängt, operative Probleme durch die Neuaktivierung von Eigenleistungen zu verschleiern. Wenn man also auf einmal so tut, als wären normale operative Kosten in Wahrheit "Zukunftsinvestitionen", um so ein optisch besseres Ergebnis zu erschwindeln. Sowas geht natürlich nur eine begrenzte Zeit gut, dann zeigt sich, dass die Zahlungen gar keine Investitionen waren, sondern schlicht operative Kosten. Und dann fällt dem Unternehmen die immateriellen Positionen auf die Füße.
ADVA hingegen aktiviert bereits seit jeher sehr aggressiv Entwicklungskosten. (Sie taten das auch schon, als manch anderer Börsianer noch in die Schule ging.) Frühere aktivierte Eigenleistungen haben sich dabei konsistent als echte R&D Ausgaben herausgestellt, die später dann auch zu entsprechend höheren Umsätzen und Free Cashflows führten.
Ich sehe wenig Grund zu bezweifeln, dass die aktuellen Aktivierungen anderer Natur sind. Denn zum einen hat ADVA in den letzten Jahren enorm viele Produkte neu entwickelt, die jetzt erst auf den Markt kommen. Zum anderen hat CFO Dopfner auf Anfrage explizit bestätigt, dass ADVA zuletzt keinerlei Änderung in der Herangehensweise vorgenommen hat, was aktiviert wird und was nicht.
Dass Aktivierungen an sich kein Problem sind, zeigt z.B. auch das Beispiel ISRA Vision, die auch seit jeher schon extrem aggressiv Entwicklungsvorleistungen aktivieren. Das hat weder dem Wachstum einen Abbruch getan noch der Bewertung.
Aktivierung an sich ist weder gut, noch schlecht. Was schlecht ist, ist (Schein-)Aktivierung von Kosten, die in Wahrheit laufende Kosten sind und nicht Zukunftsinvestition. Wenn ADVA in lauter Produkte investiert haben sollte, die alle floppen werden, dann fallen ihnen die Aktivierungen beim EPS natürlich irgendwann auf die Füße.
Allerdings: selbst dann passiert nichts nachteiliges beim Free Cashflow. Denn spätere planmäßig Abschreibungen auf den immateriellen Wert der Aktivierung sind nicht cashwirksam. Kurz: wenn die aktivierten Produkte sich in Zukunft wie erwartet erfolgreich verkaufen lassen, wird der Free Cashflow das EPS in Zukunft entsprechend übersteigen, da die Kosten für die Entwicklung ja bereits früher ausgegeben wurden.
Wenn man als Investor davon ausgeht, dass ADVA operativ erfolgreich weiter wächst, sind die Aktivierungen also kein Problem, sondern wünschenswerte, periodengerechte Buchung von Kosten und Erträgen. Wenn man als Investor hingegen davon ausgeht, dass ADVA operativ nicht erfolgreich sein wird, dann würde sich durch die Aktivierung ein zusätzlicher Druck auf das EPS ergeben (nicht jedoch auf den Cashflow). Allerdings sollte man dan--wie katjuscha richtig betont--ohnehin nicht in der Aktie investiert sein. |