Die Finanzierung finde ich ja gar nicht so schlecht. Flexibel und gibt Sicherheit für die nächste Zeit.
Eigentlich wünscht man BVT den Erfolg. Die Vorteile für die Menschheit liegen auf der Hand. Und genau das ist auch mein Problem bei der Einschätzung: Ich WILL dass es klappt, aber das heißt lange nicht dass es ein gutes Investment ist. Muss ich mir immer vor Augen halten.
Die Unternehmensidee ist gut, das Produkt hat einen Markt, die Zeit dafür ist reif (Corona jetzt mal abgesehen), die Umsetzung und der Auftritt ist professionell, der Chef hat Erfahrung mit dem Markt und den konkurrierenden Global Playern. Malik scheint mir schon OK. Die Unterstützung von Investoren ist erkennbar vorhanden. Alles gute Zeichen.
Hier im Forum hab ich u.a. zwei Kritikpunkte gelesen: Schlechte Zahlen und ungekärte Nachschubsituation bei den Insekten. Die Umsatzzahlen interessieren mich noch wenig, weil wir hier bei sowas wie einem Start-Up sind, das erst so langsam anfängt, den Markt zu bearbeiten. Pre-revenue, sozusagen. Es kommt neben einer ordentlichen Finanzierungsbasis (siehe aktuelle Finanzierungsspritze) mehr auf die Einschätzung an, ob es künftig Einnahmen geben wird. Wenn man so will: ein Zock auf eine erfolgreiche globale Markteinführung. Vielleicht liege ich da falsch, aber den Nachschub an gezüchteten Völkern kann ich mir nicht als das große Problem vorstellen. Wenn BVT Erfolg hat und feste Zucht-Aufträge gibt, werden die produziert werden. Ich denke auch nicht, dass die Vorlaufzeit ewig ist.
Was mich momentan davon abhält, nennenswert einzusteigen, sind drei andere Fragen:
1. Hebeleffekt: BVT hat Endkunden und muss an jeden Blaubeer-, Erdbeer-, Raps-, Sonnenblumen-, usw.-Produzenten einzeln verkaufen. Es fehlt mir sowas wie ein Hebel im Verkaufserfolg: Mit einem Schlag viel erreichen. BVT versucht über Meinungsmacher-Landwirte und die wenigen großen Abnehmer großflächig Stimmung zu machen. Kann Erfolg haben, muss aber nicht. Gut wären so restriktive Vorschriften, dass es keine Alternative gäbe. Sehe ich aber überhaupt nicht bei der Lobbyarbeit.
2. BVT hat jede Menge Patente, aber es gibt auch andere, die vergleichbare Wirkstoffe per Hummel an die Blüte bringen: Bei biobestgroup.com einfach mal nach Flying Doctors suchen. Biobest bietet das schon seit 2018 (!) an, ist in Belgien daheim und Partner von BVT (Die geben sich gegenseitig Zugriff auf die Patente). Aber wen gibt es noch und wer kommt im Erfolgsfalle noch hervor? Hat Bayer selbst schon was in der Schublade? Es geht zumindest wohl auch ohne die BVT-Patente.
3. BVTs Wirkstoff CR-7 (hat nix mit Fußball zu tun) ist bisher das Einzige, was BVT ausbringen kann. Das System ist „Stacking“-fähig, was ich persönlich super finde und unabdingbar für einen Erfolg. Es können also auch andere Wirkstoffe für andere Krankheiten von anderen Herstellern eingebracht werden. Aber da kommt auch mein Problem: Wenn ich so ein Hersteller wäre, der ein paar Kilogramm pro Hektar über Spritzmittel verkaufen kann oder ein paar Gramm pro Hektar über Hummelverteilung, welchen Vertriebsweg würde ich dann bevorzugen? Bekommt BVT überhaupt Partnerschaften zusammen? Ich hab BVT zu der Frage schon zweimal angemailt, leider keine Antwort.
Fazit: Alles in Allem bin ich mir noch nicht endgültig sicher, ob BVT das Zeug hat, als selbständige Firma zu bestehen oder ob es vielleicht sogar darauf abzielt, sein einziges System lauffähig zu bringen, den Erfolg mit CR-7 zu beweisen und dann auf Übernahme zu spekulieren. Muss als Investor ja auch nicht das Schlechteste sein, aber als Bürger wünscht man sich was anderes als wieder ein Quasi-Monopol in Händen eines Großkonzerns… |