Es gibt kein 'oder' zwischen dem NAV und dem Geschäftsmodell. Alles hängt mit allem zusammen, wie es eben so ist mit einem Geschäftsmodell. Man könnte auch sagen, Wirkungsgefüge oder Zusammenspiel. Der NAV, der Cashbestand, die Umsatzerlöse und die Gewinne (EBITDA) hängen miteinander zusammen und lassen sich nicht zusammenhangslos.
Die Geschäftstätigkeit von Aurelius bildet sich durch und im NAV ab und spiegelt sich später auch im Ergebnis wieder. Ein steigender NAV ist (quasi) eine Vorwegnahme steigender Ergebnisse - sofern keine Dinge passieren, die außerhalb von Aurelius' unmittelbaren Einflussbereich liegen. Zur Erinnerung, der NAV ist der Wert, den Aurelius seinen Beteiligungen beimisst. Zu diesem Wert möchte Aurelius seine Beteiligungen verkauft wissen und dadurch Gewinn erzielen. Und wie ein Einzelhändler neue Artikel zunächst teuer verkauft, da neu, bietet er sie immer günstiger an, je älter die Artikel werden. Der Wert aka Verkaufspreis besitzt daher immer eine Zeitdimension. Fidgetspinner als Beispiel haben sich vor einem Jahr super verkauft, heute ist es Ramschware und der Einzelhändler kann froh sein, wenn er nicht noch draufzahlen muss, damit er sie wegkriegt. Bei Aurelius verhält es sich ähnlich, allerdings umgekehrt. Je neuer eine Beteiligung ist, desto geringer ist ihr anfänglicher Wert. Denn sie ist noch "reparaturbedürftig". Diesen Turnaroundbedarf hat die Beteiligung aber idealerweise nach einigen Jahren nicht mehr, und Aurelius passt den Wert nach oben hin an. Kann man gut an der Verpackungsbeteiligung SOLIDUS sehen. Per Ende 2015 war sie mit 29 Mio. €, am ein halbes Jahr später am 30.6.16 bereits mit 51 Mio. € bewertet. Und nun, knapp zwei Jahre, eine Add-on Akquisitation und einige schwarze Zahlen später, sollte SOLIDUS momentan mit einem 9-stelligen Betrag bewertet sein, sagen wir 100 Mio. €. Und idealerweise wird SOLIDUS zu diesem Preis nächstes Jahr verkauft. Juhuu, ein gewinnträchtiger Exit. Der Umsatzerlös steigt an, folglich auch das EBITDA. Die Wertsteigerung in den letzten Jahren von 29 Mio. € auf 100 Mio. € fließt nun vom NAV in die GuV bzw. aufs Bankkonto und dann per Dividende zu uns. Das ist natürlich ganz vereinfacht gesagt und korrekterweise verbleibt der Beteiligungswert von 100 Mio. € sogar im NAV, nur nicht mehr im Segment "Industrial Production", sondern unter "Others/Cash". Dieser NAV-EBITDA-Zusammenhang ist immer gegeben, auch wenn SOLIDUS für 1 Mio. € verkauft wird. Dann gäbe es eine Abschreibung von 99 Mio. €, Umsatzerlöse und Cash stiegen um 1 Mio. € und unsere Dividende würde dann ziemlich niedrig ausfallen.
Natürlich kann man auch anders herangehen und den Beteiligungswert nicht laufend nach oben und unten hin anpassen, sondern von Beginn an mit dem Wunschverkaufspreis ansetzen. Aurelius hätte SOLIDUS ja auch von Beginn an mit 100 Mio. € bewerten können. Oder es andererseits auch beim Kaufbetrag belassen können und so eine riesengroße stille Reserve aufblähen können.
Kleine Anmerkung meinerseits: Nicht allein die Berechnungsmethode des NAV bestimmt, ob konservativ vorgangen wird oder nicht, sondern die Datenbasis mit der gerechnet wird. DCF und WACC sind als Solche egal, wichtig sind die Werte der Finanzplanung, denn sie stellen den Inhalt der Formel.
Und weil Börsetogo die NAV- und EBITDA-Werte so schön auflisteste, hier das Ganze nochmal am Beispiel von SECOP und Getronics wiedergegeben: Im EBITDA 2017 finden sich die Verkaufserlöse von SECOP und Getronics wieder, die wiederum zuvor in ähnlicher Höhe im NAV standen. SECOP wurde per Ende 2015 mit 249 Mio.€, am 30.6.16 mit 255,6 Mio. € bewertet, Getronics wiederum wurde per Ende 2015 mit 166 Mio.€, am 30.6.16 mit 178 Mio. € bewertet. SECOP wurde 2017 dann verkauft für 185 Mio. € (70 Mio. € niedriger als der letzte öffentliche NAV-Ansatz) und Getronics für 220 Mio. € (42 Mio. € höher als der letzte öffentliche NAV-Ansatz). Die Multiples, die man erzielte, also die Gewinnmarge bzw. der positive Ergebniseffekt ist im NAV zuvor berücksichtigt worden. Hinzu kommt der Bargain Purchase von Office Depot. Office Depot wurde Anfang 2017 eingeliedert ins Aurelius-Portfolio und am Ende des Jahres mit 300 Mio. € an Wert angegeben, wie in Interviewaussagen nachzulesen ist. Überhaupt: Im GB 2017 heißt es nicht grundlos: "Das Ergebnis vor Abschreibungen, Ertragsteuern und Zinsen(EBITDA) legte überproportional zum Konzernumsatz auf 300,3 Millionen Euro nach 35,4 Millionen Euro im Geschäftsjahr 2016 zu. Der Anstieg beruht vor allem auf höheren Erträgen aus der Auflösung negativer Unterschiedsbeträge aus der Kapitalkonsolidierung (bargainpurchase)." (S. 40).
Nicht grundlos orientiert sich der Aktienkurs immer vglw. nah am jeweiligen NAV-Wert pro Aktie. Hier die Jahre - der NAV-basierte Aktienwert (jeweiligerNAV/30 Mio. Aktien) und hinten dran der tatsächliche Kurs am 31.12.xxxx: 2014-38€-32€ 2015-41€-48€ 2016-46€-56€ 2017-51€-57€
Und weil ich an den NAV glaube, werde ich a) nicht verkaufen, da sich in ihm all der zukünftige Wert widerspiegelt, der ab 2019 fortfolgend ein hohes EBITDA und v.a. Cash und damit eine attraktive Dividende generiert sowie b) es niemals für möglich halten, dass Aurelius 1 Mrd. Gewinn macht und sich der NAV nur marginal erhöht, denn das hieße, dass Aurelius ba) selbst nicht mehr kauft (und neue, immer größere Firmen mit entsprechend hohen bargain purchases hinzufügt), bb) verbleibende Beteiligungen nicht im Wert erhöhen würde, bc) der Verkaufserlös rein buchhalterisch und nicht cash-wirksam wäre, oder bd) sofort per Dividende in Gänze weiterleiten würde und be) die Käufer exorbitant höher die verkauften Beteiligungen erworben hätten, als Aurelius es sich erträumt hätte. Und dann würde ich wiederum am Management zweifeln, weil sie die Zahlungsbereitschaft ihrer Käufer so unterschätzt hätten.
Kurzum: Man muss den Exiterlös (der ja nur einmal zu einem bestimmten Zeitpunkt auftritt) ins Verhältnis setzen zu all den Jahren, die die Beteiligung zuvor im "Good Home for Companies" verbrachte, an Kosten verursachte sowie an Wertsteigerungen generierte.
Quellen: http://aureliusinvest.de/site/assets/files/2531/...ius_hj_2016_de.pdf http://aureliusinvest.de/site/assets/files/1809/aurelius_gb2015_d.pdf http://aureliusinvest.de/presse/pressemitteilungen/?year=2017 http://www.aktiencheck.de/exklusiv/...ofit_2017_Aktienanalyse-8221288 http://aureliusinvest.de/site/assets/files/2833/...richt_2017_d-1.pdf |