soviel Sachlichkeit und kristalklare Analyse !!!
Zitat: ........ über die Entwicklung der Molybdän-Industrie: Ab Seite 68 wird ein Ausblick über die zukünftige Molybdänversorgung und die Preisentwicklung gegeben. Dabei scheint Scotia die Preise im aktuellen Bereich(oberhalb von 30$) zum absoluten "High-Peak-Level" zu zählen. Sie geben einen erwarteten Durchschnittspreis für die nächsten 20 Jahre von 14,30$ an. Ab ca. Ende 2008 soll das Defizit bei der Molybdänversorgung(3,8 Mio pound in 2008) abgebaut sein und allmählich wieder in einen Überschuß hineinlaufen (7,7 Mio pound in 2009).
Was noch erwähnt wird, ist die Annnahme, daß der Anteil an Produzenten reinen Molybdäns von 40% in 2006 auf 46% in 2010 steigen wird. Diese werden also einflußreicher, was die Preisfestlegung beim Molybdän angeht.
Zu diesem Bericht habe ich folgende Frage an Dich:
Wie siehst Du die Preisentwicklung in 2008/2009? ..........
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Hallo Videomart,
für die Antwort auf deine Frage möchte ich ein wenig ausholen, da wohl keinem gedient ist, wenn ich hier nur kurz und bündig 2 Jahresdurchschnittspreise hinschreibe und fertig. Eine Begründung für solche (und andere) Aussagen scheint mir notwendig zu sein (andere User im Thread scheinen dies anders zu sehen und begnügen sich mit Schwarzmalerei ohne jegliche Begründung und ohne jegliche Kenntnis der Fundamentaldaten).
Aktienzyklen sind deutlich kurzlebiger und dauern nur wenige Jahre. Rohstoffzyklen hingegen laufen über Jahrzehnte. Die derzeitige Rohstoffhausse begann etwa 2000 bis 2003 (etwas unterschiedlich je nach Rohstoffklasse) und sollte demnach noch mindestens bis 2015 laufen, möglicherweise auch deutlich länger. Die Molyhausse begann etwa 2003. Insbesondere in den Anfangsjahren der Hausse unterschätzen sehr viele Analysten die Entwicklung der Rohstoffpreise und geben viel zu niedrige Preisziele aus. Dies ist uns noch sehr bewusst, nachdem vor gerade mal einem Jahr immer wieder die Rede davon war, bereits 2007 würde der Molypreis auf 5 $ zurückfallen. Der Grund für diese langen Zyklen ist leicht zu verstehen (zumindest wenn man kein Analyst ist der vielleicht noch niemals einen kompletten Rohstoffzyklus selbst erlebt hat). Auf der Höhe der Hausse, bei Spitzenpreisen, gibt es durch immer neue Produzenten, die auf den Markt kommen, ein Überangebot des Rohstoffes mit der Folge, dass die Preise sinken. Nach einigen Jahren sinkender Preise arbeiten die Minen am Rande der Rentabilität, ein Teil der Minen (die mit den höheren Produktionskosten) wird sogar geschlossen, das Equipment verkauft, da nur noch Verluste zu erzielen sind. Exploration findet so gut wie überhaupt nicht mehr statt, es lohnt ja nicht, diesen Rohstoff abzubauen. Die noch arbeitenden Minen werden im Lauf der Jahre zunehmend ausgebeutet, während der Bedarf an Rohstoffen steigt und allmählich eine Verknappung einsetzt. Die Nachfrage beginnt das Angebot zu übersteigen, was nunmehr, nach vielen Jahren wieder steigende Preise zur Folge hat. Zunächst wird die Produktion der noch bestehenden Minen erhöht. Das führt dazu, dass bei Minen, die sowieso nur noch eine geringe Lebensdauer haben (deren Rohstoffe zuende gehen) die Restlaufzeit noch schneller sinkt. Im Markt hingegen ist immer noch viel Unsicherheit, ob diese Preissteigerung von Dauer ist oder nur ein Strohfeuer. Der Preis steigt, getrieben durch steigende Nachfrage, im Verlauf von 1, 2 oder 3 Jahren weiter und es entsteht der Eindruck, dass diese Preissteigerung doch dauerhaft sein könnte. Nun erst beginnt eine verstärkte Explorationstätigkeit.
Jeder, der sich etwas intensiver mit der Exploration befasst hat, der weis, dass dies ein zeitaufwendiges Unterfangen ist. Ein finanziell gut ausgestatteter Explorer (wieviele gibt es davon?) könnte, im "Turbomode" sozusagen, vielleicht innerhalb von 5 Jahren ab Explorationsbeginn in Produktion gehen. Üblich sind eher Zeiträume von 7 oder mehr Jahren, selbst 10 Jahre sind nicht aussergewöhnlich lange. In diesen 5-10 Jahren gibt es also so gut wie keine neuen Minen, während der Bedarf an Rohstoffen weiter wächst. Als Folge dieser Verknappung steigen die Preise immer weiter ohne dass das Angebot sich wesentlich steigern lässt. Frühestens 5 Jahre nach Beginn der Preissteigerung können die Minen in Produktion gehen, die sofort mit den steigenden Preisen begonnen haben zu explorieren. Alle Explorer, die erst einmal abgewartet haben, ob die Preissteigerung von Dauer ist, oder die aus diversen Gründen nicht im "Turbomodus" arbeiten konnten, die brauchen noch mindestens 2-3 Jahre länger bis zur Produktion. In diesen 7 Jahren, oder auch 10 Jahren oder mehr, steigt aber die Nachfrage immer weiter, sodass es weitere Jahre dauert, bis genügend produziert wird, um die Nachfrage zu decken. Mit weiteren auf den Markt kommenden Produzenten beginnt der Zyklus mit fallenden Preisen von neuem.
Bei Molybdän sind wir etwa im Jahr 5 der Hausse. Dies ist auch sehr gut daran abzulesen, dass bisher so gut wie keine neuen Produzenten auf den Markt gekommen sind, obwohl der Preis mindestens seit 2004 wieder in einer interessanten Region liegt. Und die Anzahl der Produzenten, bzw. die Menge des zusätzlich produzierten Molybdäns ist auch in den nächsten 2 Jahren noch recht gering.
Nach meinem Kenntnisstand (ich bitte ggf. um Ergänzungen) stehen bis 2010 folgende Unternehmen vor der Produktionsaufnahme: Roca Mines - ca. 5 Mio Pfund pro Jahr ab Ende 2007 Davidson (Thompson Creek) - ca. 5 Mio Pfund pro Jahr ab Ende 2008 Adanac - ca. 12 Mio Pfund pro Jahr ab 2009 Moly Mines - ca. 24 Mio Pfund pro Jahr ab Mitte 2009 General Moly - ca. 38 Mio Pfund pro Jahr ab 2. Hälfte von 2010 Northern Orion - ca. 15 Mio Pfund pro Jahr ab 2010 Inca Pacific - ca. 13 Mio Pfund pro Jahr ab 2010
Vor 2009 ist die neu hinzukommende Molymenge also recht gering. Erst 2010, also 7 Jahre nachdem der Molypreis wieder in interessante Regionen gestiegen ist, setzt die Produktion vermehrt ein. Dies deckt sich sehr gut mit den oben geschilderten Zeitabläufen. Auch das wieder in Betrieb setzen von ehemaligen Minen, die stillgelegt wurden, braucht einen gehörigen Zeitraum. So denkt man darüber nach, die Climax-Mine wieder in Betrieb zu nehmen und setzt den Zeitrahmen dafür auf 2010 oder 2011 an. Wenn man sich die extrem langen Lieferzeiten für das neu zu beschaffende Minen-Equipment vor Augen führt, dann wird man schnell erkennen, dass ein früherer Zeitpunkt auch nicht realistisch wäre, da bis heute anscheinend noch nicht einmal der Beschluß gefasst wurde.
In 2006 betrug die weltweite Produktion von Molybdän rund 400 Mio Pfund. Experten gehen von einem jährlichen Wachstum des Bedarfes von mindestens 6% aus. Dies wären ganz grob gerechnet 24 Mio Pfund zusätzlich für 2007, 49 Mio Pfund für 2008, 76 Mio Pfund für 2009 und 105 Mio Pfund für 2010 (jeweils bezogen auf 2006). Wenn man die oben angeführten Zahlen über zusätzliche Produktion in Betracht zieht, dann wäre frühestens ab 2011 wieder ein Gleichstand von Produktion und Nachfrage entsprechend dem Jahr 2006 hergestellt.
Erschwerend kommt jedoch ein anderer Gesichtspunkt hinzu: In den Jahren 2005 und 2006, als der Molypreis unvermittelt sehr weit angestiegen war, haben alle Produzenten, soweit es irgend möglich war, die Produktion von Moly nach oben getrieben um von den hohen Preisen zu profitieren. Dies geschah unter anderem auch dadurch, dass bevorzugt Bereiche der Minen ausgebeutet wurden, die eine möglichst hohe Molykonzentration im Erz aufwiesen. Auch bei den Kupferminen, die Moly als Beiprodukt fördern, wurde dieser Weg eingeschlagen. In vielen Minen sind diese Bereiche mit hoher Moly-Konzentration inzwischen erschöpft, und man muss wieder das Erz abbauen, das weniger Moly enthält. Die Molyproduktion dieser Minen ist am sinken, was sich auch an div. einschlägigen Veröffentlichungen ablesen lässt. Diese sinkende Produktion (auch Thompson Creek ist ja bis Mitte November noch davon betroffen), öffnet die Schere zwischen steigender Nachfrage und zu geringem Angebot noch weiter. Gerüchten zufolge soll auch China durch Schliessung von 300 kleinen Molyminen die Produktion beeinträchtigen. Angeblich produzieren diese Minen auf einem so katastrophalen Level, was Umweltschutz angeht, dass dies selbst in einem in dieser Beziehung wenig sensiblen Land wie China nicht länger hinzunehmen ist.
Aus den oben genannten Sachverhalten heraus (viel zu geringes Angebot bei ständig steigender Nachfrage) erwarte ich, dass der Molypreis in den nächsten 1-3 Jahren noch deutlich ansteigen wird. Ich könnte mir für 2008 durchaus im Durchschnitt 40 $ pro Pfund vorstellen und in 2009 nochmals 10 $ mehr, wäre aber auch von deutlich höheren Notierungen nicht wirklich überrascht. Keinesfalls gehe ich jedoch von einem Molypreis unter 30 $ aus, dazu ist das nahezu ungebremste Wachstum im Bereich China und Indien einfach zu stark. Wenn ich mir dann auch noch die geplanten neuen Pipelines und den Ersatzbedarf der alten, maroden Pipelines aus den Jahren zwischen 1950 und 1970 vorstelle .......
Thompson Creek ist inzwischen heftig dabei, die eigene Produktion auszuweiten, von 20 Mio Pfund in 2007 auf mindestens 27 Mio in 2008 (dies ist allerdings nur unwesentlich mehr als 2006 produziert wurde) und ca. 36 Mio in 2009. Dies alleine stellt nur einen Tropfen auf den heißen Stein der Molyknappheit dar. Über Produktionsausweitungen anderer Unternehmen höhrt man so gut wie gar nichts. Hat hier jemand Informationen?
Viele Grüsse
chartex |