Herr, lass Hirn regnen!
von Michael Vaupel, Newsletter Trader´s Daily
*** Ach also manchmal wundert man sich ja doch, über die Dummheit von einigen angeblichen Topp-Managern – und Staatenlenkern. Ich will hier keine pauschale, populistische Schelte („die da oben“) betreiben, sondern beziehe mich auf drei ganz konkrete Fälle. Der Reihe nach:
Denken wir mal an die Zeit Ende der 1990er zurück.
Ja, ich weiß, da waren auch einige Mitglieder der Trader´s Daily-Gemeinde (ich inklusive) ein wenig dumm….im „Neuer Markt Wahn“ – und alles, was mit „old economy“ zu tun hatte, war so etwas von „out“. Die Quittung kam dann 2001, wer stieg schon rechtzeitig aus…(auch ich habe noch einige SER-Aktien im Depot, wenige Cents noch wert; an die denke ich immer, wenn ich an der A3 das alte Firmenschild von SER sehe).
Hm, vielleicht sollte ich den ersten Satz dieses Beitrags streichen. Denn besagte Topp-Manager und Staatenlenker waren letztlich im selben Wahn: „old economy = out“. Alles, was z.B. mit Rohstoffen zu tun hatte, wurde gemieden.
Dabei ließ sich da schon absehen, dass durch den Boom in China in den Jahren nach 2000 ein Rohstoff-Bullenmarkt starten würde.
Doch was taten deutsche Rohstoff-Unternehmen wie Preussag und ThyssenKrupp?
Preussag beschloss die Umwandlung in ein „modernes“ Unternehmen, Geschäftsfeld Tourismus. Da sind sie jetzt tätig, genannt TUI. Das ist bekanntlich ein hart umkämpftes Geschäft mit geringer Marge. Die verkaufte Stahltochter Salzgitter hingegen profitiert seit einigen Jahren vom boomenden Stahlgeschäft. (So ziemlich genau seit dem Verkauf boomte dieser Sektor nämlich.)
Oder nehmen wir ThyssenKrupp: Dieser deutsche Stahlriese entschloss sich doch tatsächlich dazu, seine Eisenerzvorkommen in Südamerika zu verkaufen. „Müssen wir doch nicht selber besitzen, können wir ja auch günstig kaufen“, so dachte sich da wohl jemand, dessen Verstand nicht so belastbar war wie der harte Kruppstahl.
Also verkaufte ThyssenKrupp seine Eisenerzminen in Südamerika. (Das muss man sich mal vorstellen: Ein zentraler Input für die Stahlproduktion wird ohne Not aus der Hand gegeben, weil Quartalszahlendenken regiert!)
Es kam, wie es kommen musste: Kaum waren die Minen verkauft, da stieg der Eisenerzpreis. Und auch im Jahr danach. Und im Jahr danach. Bis heute. Es kam zu regelrechten Preisexplosionen von 80% Plus pro Jahr.
Doch da hatte ThyssenKrupp längst verkauft. Inzwischen kauft dieses Unternehmen zu einem Vielfachen des damaligen Eisenerzpreises die Produktion seiner ehemals firmeneigenen Minen.
Wer kaufte damals die Eisenerzminen? Die brasilianische CVRD. Diese Abkürzung steht für “Companhia Vale do Rio Doce”, 1942 vom brasilianischen Staat gegründet.
*** Und hier kommt die Dummheit von Staatenlenkern ins Spiel. Keine Sorge, es geht nicht um mitteleuropäische Staatsoberhäupter – sondern um Brasilien. 1997
1997 war dort Fernando Henrique Cardoso Präsident. 1994 war er ins Amt gekommen, zuvor war er Finanzminister gewesen. Da sollte man doch denken, er würde einiges von Finanzen verstehen. Doch was tat er? Das brasilianische Staatsunternehmen CVRD wollte er privatisieren. Und das tat er auch. CVRD, das ist ein riesiger Konzern, dem ein großer Teil der weltweiten Eisenerzvorkommen gehören. (Dank des Verkaufs von ThyssenKrupp sind es noch mehr geworden.) Ein Konzern mit eigenen Häfen, einer eigenen Schiffsflotte zum Transport der Eisenerze.
Kleiner Schönheitsfehler: Fernando Henrique Cardoso verscherbelte CVRD für gerade einmal 3,3 Mrd. Dollar.
Ja, und jetzt sage ich Ihnen, wie viel Gewinn CVRD im zweiten Quartal 2007 gemacht hat: Der operative Gewinn lag da bei 4,4 Mrd. Dollar.
Und das in 3 Monaten! Das heißt, das Unternehmen ist damals für einen Preis verkauft worden, der weniger als einem derzeitigen Quartalsgewinn entspricht. Der Staatenlenker, der diesen Verkauf zu verantworten hat, kann froh sein, dass er in Brasilien damit durchgekommen ist. Er muss entweder ziemlich unfähig gewesen sein, oder er hat persönlich vom Verkauf profitiert, war also korrupt. Beides spricht nicht gerade für einen großen Staatsmann.
(Es gab damals übrigens Gerüchte über „Unregelmäßigkeiten“, so sollen z.B. Banken den Unternehmenswert künstlich niedrig gerechnet haben – und genau diese Banken standen auch auf der Käuferseite.)
Herr, lass Hirn regnen.
Ich wünsche Ihnen ein angenehmes Wochenende,
Michael Vaupel
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