Sehr geehrte Leser!
Wir haben gestern mit vielen Kanadiern telefoniert. In diesen Telefonaten mit Brokern, Fondsmanagern, Vorständen und Bankern, wurde uns auf die Besonderheiten des "Tax-Loss-Selling" in Kanada hingewiesen.
Darunter sind Verkäufe von Portfoliopositionen zu verstehen, die zum Ende des Jahres hin verkauft werden, um Verluste aus steuerlichen Gründen zu realisieren.
In Kanada kann man diese Verluste nur dann geltend machen, wenn man eine Aktie nicht innerhalb von 30 Tagen wieder zurückkauft.
Dies bedeutet, dass wenn man eine Aktie Anfang Dezember verkauft, man dann die Verluste noch in diesem Jahr (2007) geltend machen kann. Ein Rückkauf der Aktie sollte dann erst 30 Tage später erfolgen, damit das Finanzamt dieses "Tax-Loss-Selling" anerkennt.
So kommt es aber, dass im Zuge der Verrechnungspraxis auch Gewinnpositionen verkauft werden.
Beispiel: Hat ein Anleger 5.000 CAD Verlust mit Position A und gleichzeitig auch Gewinn mit Position B, dann verkauft man eben beide.
Eine Erklärung auch nochmal zum kanadischen System und zum Deutschen:
Während in Deutschland inzwischen eine ganze Industrie vom Daytrading lebt und sich einige Anleger Abends freuen, wenn Sie eine Aktie mit 0,50 Euro gekauft und am gleichen Tag für 0,52 Euro wieder verkauft haben (und man sich dann Abends wieder was zu Essen leisten kann), gibt es so eine "Trading-Kultur" in Kanada nicht.
Dort sind die Ordergebühren nicht 5 Euro, sondern eben schon mal 100 CAD MINIMUM je Order! Egal, ob man nur für 3.000 CAD oder weniger ordert! Dies wäre in Deutschland übrigens manchmal wünschenswert, damit man eher wieder daran denkt, dass ein Aktienkauf eigentlich etwas mit dem Erwerb eines Unternehmens zu tun hat und nicht nur synthetische Handelsmasse ist.
Zudem wissen viele Privatanleger in Kanada gar nicht, welche Aktien Sie im Depot haben.
Dies erledigt meist der Broker für die Kunden.
Wenn wir daher manchmal zu lesen bekommen, dass sich Anleger aufregen, dass in Kanada kein Umsatz in einigen Werten ist (oder weniger als in Deutschland), dann liegt das in der Unterschiedlichkeit der Systeme logisch begründet.
Deshalb ist es also auch nicht verwunderlich, wenn viele Kanadier, die selbst handeln (und dies nicht, wie wahrscheinlich 90 % der Anleger, ihrem Broker überlassen) die Aktien in Deutschland kaufen und hier sogar (aufgrund der extrem geringeren Gebühren) Depots eröffnen.
Wenn also in Aktien wie Globex, Cuervo, PetroWorth und vielen anderen mehr Umsätze in Deutschland stattfinden, dann liegt dies an diesen Rahmenbedingungen logisch begründet.
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