Die Chinesen haben die angekündigte Kapitalerhöhung mit -12% in Shanghai abgestraft. Das bisherige Jahrestief 11 RMB wurde pulverisiert und man steuert nun klar auf einen Bruch der 10 RMB zu, was zugleich das Allzeittief markiert.
https://www.marketwatch.com/investing/stock/...w_quote_recentlyviewed
Die Chinesen quittieren die eratische Kommunikationspolitik und das Investitionsbonanza nun also auch ganz klar mit einem Druck auf's Verkaufsknöpfchen.
Ist schon interessant, dass mittlerweile nur noch das Management von der eigenen Arbeit begeistert zu sein scheint.
Der gestrige Analystencall war ein weiteres Beispiel des Kommunikationsdesasters. Die Analysten mussten den Chinesen quasi jede einzelne Zusatzinfo aus der Nase ziehen.
Vor allem die Frage zur Höhe der Wertberichtigungen des Polybestands und zur Auswirkung auf die Q2 Marge war ein Trauerspiel.
Die Chinesen sprechen so schlecht Englisch, dass man nie wusste, verstehen sie die Frage wirklich nicht oder wollen sie einfach nicht antworten.
Wo die Chinesen wieder einmal jede Antwort schuldig blieben war die Frage, wann und wie sie die enorme Schuldenlast zu reduzieren gedenken.
Dass der Ankündigung einer Milliardeninvestition in China nun die Ankündigung einer Kapitalerhöhung folgte, ist nicht verwunderlich und zeigt, dass man trotz riesiger Wachstumsraten keine operativen Cashflows erzielt, aus denen man die Wachstumsfinanzierung bestreiten könnte. Man verbrennt weiter Cash und pumpt wahlweise die Aktionäre oder Anleihemärkte an.
Solange Jinkosolar nicht zu einem gesunden innenfinanzierten Wachstum kommt, wird die Bilanzqualität stetig schlechter, egal wie hoch die Gewinne auf dem Papier auch sein mögen.
Gewinngrößen sind leicht manipulierbar, Cashflows nicht. Es ist schon erstaunlich, dass einzelne User von ihrer KGV Fixierung nicht abrücken wollen, obwohl der Kapitalmarkt ihnen täglich sagt, dass sie falsch liegen. Ohne Ausschüttungsfähigkeit sind Gewinne für Anleger nichts wert. NULL.
Wie wär's statt dessen mit deutschen Weltklasseunternehmen wie Schaeffler, ebenfalls mit KGV 5, aber 10% Divi und starkem FCF...
In Wahrheit geht es 99% hier im Forum vermutlich nur um schnelle Zocks und hohe Vola. Das hat in der Vergangenheit im Abstand einiger Monate auch immer wieder funktioniert, wenn man halt den Exit findet. Wer hingegen in der Hoffnung auf Maydorn-Kursziele von 100 USD immer durchhält, gewinnt hier keinen Blumentopf und ist zudem frustriert, wenn er sich etwa den Langfristchart einer First Solar anschaut.
Da kam ja gestern auch die Aussage, bei solchen Zahlen wären US Titel 20% gestiegen. Stimmt. Und dafür gibt es einen ganz einfachen betriebswirtschaftlichen Grund. First Solar sitzt auf 1 MRD USD Nettofinanzguthaben, ist also voll eigenfinanziert. Wenn da Umsätze und Gewinne gesteigert werden, geht der Free Cashflow hoch und der Vermögenswert der Aktionäre steigt.
Jinko ist hochverschuldet mit stark steigender Tendenz und arbeitet in den nächsten Jahren nur für den Schuldendienst. Dieser extreme Unterschied, zumal in einer Welt mit stark steigenden Finanzierungskosten, sollte selbst für betriebswirtschaftlich nicht versierte Anleger verständlich sein.
Um nicht missverstanden zu werden: Wäre Jinko ein deutsches oder amerikanisches Unternehmen ohne chinesischen Einfluss, sähe die Bewertung grundlegend anders aus. Die Unternehmensstruktur mit einem börsennotierten chinesischen Produktionsunternehmen und einer als ADR notierten Holding-Hülle ist für internationale Investoren ein riesen Problem, weil sie von China oder durch Delisting der ADR jederzeit enteignet werden können ohne Zugriff auf einen einzigen Vermögenswert zu haben, da alle wesentlichen Vermögenswerte und insbesondere auch das immaterielle Vermögen (Patente, Know-how, Produktionsverfahren...) in China liegen. Wer den Analystencall aufmerksam verfolgt hat, wird auch gehört haben, dass an der Shanghai Stock Exchange aufgenommene Anleihegelder China nicht verlassen dürfen, man die US Produktion also nicht in China refinanzieren kann. Das hat zum einen zur Folge, dass die vergleichsweise niedrigen chinesischen Finanzierungskosten für die internationale Expansion faktisch keine Bedeutung haben. Vor allem aber bedeutet das, dass z.B. die US-Produktionsstätten durch US-Fremdkapital gebaut werden und nicht etwa durch chinesisches FK. Im Fall einer Enteignung haben internationale Anleger Zugriff auf internationale Produktionsstätten, die internationale Gläubiger haben. Während im Fall eines ADR Delistings und einer Pfändung der internationalen Produktionsvermögen zugunsten der internationalen Aktionäre chinesisches Fremdkapital problemlos entwertbar wäre, stünde ADR-Aktionären im Fall einer Finanzierung internationaler Produktionsstätten durch internationale Financiers nur der nach Schuldenabzug verbleibende "Nettovermögenswert" als Pfand für den Verlust ihres Aktienvermögens zur Verfügung. Vermutlich zielt Chinas Verbot zur Verwendung chinesischer Anleihegelder für Investitionen außerhalb Chinas exakt darauf ab, den Zugriff internationaler Investoren auf wesentliche Vermögenswerte chinesischer Firmen zu verhindern. An diesem Umstand sieht man die Farce eines angeblich international freizügigen Kapitalmarkts. Während chinesische Firmen mittels ADR-Listings in New York aufgenommene Gelder prompt nach China umgeleitet und dort teilweise investiert, teilweise auch schlicht zur Bereicherung des Managements genutzt haben, ist Jinko die Verwendung chinesischer Anleihegelder für Auslandsinvestitionen verboten. |