Ja so läuft das mit den Schildbürgern. Am Witzigsten ist, wenn man aus Angst vor etwas Vorsorge trifft, die Angst sich dann als unbegründet erweist und man am Ende aus anderen Gründen, die gar nicht ohne weiteres vorhersehbar waren, doch Recht behält.
Mir ist das Ende 1999 passiert: Ich hatte aus Angst vor dem Jahr-2000-Computer-Crash, vor dem u. a. Chefsvolkswirt Ed Yardini von der Deutschen Bank NY monströs warnte - "Alle Räder stehen still, wenn dein schwacher Chip es will..." (das hab ich jetzt mal schnell dazu getextet ;-)) - alle meine Aktien verkauft. Ein weiterer Verkaufsgrund war, dass ich die Aktien, die ich im Sommer 1998 gekauft hatte [da fing ich mit der Börse an] und die zwischenzeitlich stark im Minus waren [Russland-Krise], gerade wieder zum Einstandskurs und ein paar Zerquetsche loswerden konnte.
Später in der Neujahrsnacht stand ich dann mit der Taschenlampe in der Hand auf dem Balkon und stieß auf das vermeintlich stromlose neue Jahrtausend an (dieser Satz ist teilweise unwahr: Ich hatte keine Taschenlampe und stand auch nicht auf einem Balkon).
Wahr hingegen ist, dass Ed Yardinis Prophezeihungen sich als grandioser Humbug erwiesen. Das Leben ging ganz normal weiter: Die Straßenbahnen fuhren, Telefone klingelten, Parkhausschranken öffneten sich... Nur die Börse drehte durch. Aktien stiegen wie blöde bis März 2000 - ähnlich wie jetzt "wie an der Schnur gezogen". Ich ärgerte mich nicht einmal, sondern fühlte mich nur erleichtert, mit dem ganzen Irrsinn nichts mehr zu tun zu haben. So war ich - aus den falschen Gründen - ausgestiegen und sah den Zug nun scheinbar ohne mich wegfahren.
Doch als im März 2000 der Zug aus der Gleisen sprang und die Brücke hinab ins Tal stürzte, gehörte ich zu den Wenigen, die nicht voll investiert in seinen Abteilen saßen. Obwohl ich also aus den falschen Gründen zu früh raus war, lag ich am Ende goldrichtig (nämlich nicht im Tal neben den zerbeulten Waggons). An der Börse stieg ich erst im Herbst 2002 (etwas früh) wieder in Long-Positionen ein.
Kennzeichen für meine Börsentätigkeit war schon immer: etwas zu früh. Ich stieg im Dezember 1999 zu früh aus Aktien aus, im September 2002 zu früh wieder ein. Ich kaufte im November 2000 zum Kurs von 0,87 (EUR/USD) etwas früh Euro (gegen Dollar); der Euro fiel dann weiter bis 0,825, um nach langer Seitwärtsbewegung im November 2004 wieder bis auf 1,3450 zu steigen, wo ich (etwas früh) wieder ausstieg (siehe mein erster Dollar-long-Thread - der Dollar stieg dann noch bis 1,3660).
Jetzt bin ich mit meinen S&P-500-Short wieder reichlich früh dran (Kauf ist vier Wochen her, Nachkauf vor ca. einer Woche). Auch mit dem Franken-Kauf heute zu knapp 1,60 bin ich wohl wieder "etwas früh" dran.
Was mir dennoch Gewissheit gibt, ist die Tatsache, dass ich in der Vergangenheit so oft das langfristig Richtige getan hatte (wenn auch teils nur mit Glück). Das gibt mir die Muße, den Rest des jetzt noch vielleicht weiter laufenden Trends - DOW bis 12500, Franken bis 1,62 - in Ruhe auszusitzen.
Zuletzt musste ich das zur Jahreswende mit Longpositionen in Aktien. Ich war massiv long Pfizer (siehe Thread), die ich "etwas früh" gekauft hatte. Das Gleiche passierte im Frühjahr mit Longpositionen in Intel und Microsoft, die ebenfalls im Keller waren (siehe Threads). Am Ende gingen aber alle diese Trades auf.
Auch bei meinem jeztigen SP-500 Short habe ich kein schlechtes Gefühl, obwohl ich wohl "etwas früh" eingestiegen bin.
Das ist für Daytrader teilweise nicht ganz einfach zu verstehen. Die fragen mich immer: Wie kannst Du in den intaken Downtrend long gehen bzw. in den intakten Uptrend shorten? Die Antworten findet ihr oben.
Hobbypirat: Gold ist mir zu "abstrakt": Ein Metall, das bei einer Supernova-Explosion in den Tiefen des Universums aus Staub gebacken wurde, auf der Erde selten ist und vor allem deshalb sehr begehrt, weil es so schön glänzt (im Gegensatz etwa zu Molybdän, siehe unten) und sich deshalb hübsch an Frauenhälsen macht...
Konkret glaube ich, dass Gold beim kommenden Asset-Ausverkauf "quer Beet" mit zum Fallobst gehören wird. Denn da wird alles rückabgewickelt, was mit der jetzigen Hyper-Liquidität hoch gepumpt wurde, auch Bonds, Aktien, Immobilien Rohstoffe, Weichwährungen usw...
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