Der Mann betet sich die Welt schön, weil nicht sein kann, was nicht sein darf. Die Allianz, sein Arbeitgeber, hat tonnenweise PIIGS-Anleihen. Wenn die PIIGS in die Grütze gehen, dann folgt die Allianz auf dem Fuße. Also übt sich der Mann in - teils verstiegenem - Zweckoptimismus.
Beispiele:
"Die meisten Länder [Südeuropas] haben es schon geschafft, wieder eine gleichgewichtige Situation im Außenhandel und einen deutlichen Rückgang der Gesamtverschuldung zu erreichen."
Tatsache ist, dass z. B. in Spanien und Griechenland infolge der Massenarbeitslosigkeit die Kaufkraft weggebrochen ist. Das drückt auf die Importe. Da die Importe stark zurückgingen, während die Exporte (infolge der EU-verordneten Lohnkürzungen) leicht zulegten, verbessert sich pro forma die Außenhandelsbilanz, aber eben nur relativ - als Differenz aus Importen minus Exporten. Absolutist das Handelsvolumen der PIIGS gesunken.
Weiterhin ist mir kein Land in Europa (und anderswo) bekannt, das die Neuverschuldung nicht noch weiter erhöht hat. Das gilt selbst für die von Sparauflagen gebeutelten PIIGS. Allenfalls wurde die Neuverschuldungsquote (in % vom BIP) zurückgefahren. Das kann man aber keinesfalls, wie Heise es tut, als "Rückgang der Gesamtverschuldung" deklarieren.
Heise weiter:
Ich glaube, die Wirtschaftskrise ist vorbei. Das ist weniger eine Leistung Europas als eine günstige Entwicklung der Weltwirtschaft, die sich abzeichnet. Die Zeichen sind unübersehbar, dass wir vor einer Erholung der Weltkonjunktur stehen. Und das gibt Europa den notwendigen Rückenwind... Die Stimmung der Wirtschaft hat sich auch in den Ländern, die in der Rezession stecken, in den vergangenen Monaten deutlich gebessert..."
Viele der ins Positive gedrehten Stimmungsindikatoren hängen an den Aktienständen (indirekt IFO, ISM, direkt die "leading indicators" in USA). Das Hochjubeln der Aktien durch Billiggeld der Zentralbanken hat insofern zu prozyklischen Stimmungsverbesserungen bei den befragten (und in der Regel ohnehin notorisch optimistischen) Unternehmen geführt. Realwirtschaftlich hat sich durch QE/LTRO jedoch kaum was verbessert. In USA trübt sich die Konjunkturlage sogar aktuell - trotz QE3 - wieder ein, und Europa ist nach zwei Schrumpfquartale offiziell in einer Rezession.
Wallstreet und die deren "Weisheiten" nachplappernden deutschen Finanz-Heinis wie Heise verweisen daher gern auf die wiederentdeckte Ersatz-Konjunkturlokomotive China. Dort verbessern sich ebenfalls die Stimmungsumfragen (PMI usw.). Die große Frage - auch angesichts von Baltic-Dry-Index-Ständen nahe dem 2009-Tief - bleibt freilich, was man auf die China-Umfragen geben kann. Nüchtern betrachtet hat China im amtlichen planwirtschaftlichen Feststellungsverfahren [;-)] eine Verbesserung der Einkaufsmanger-Indizes proklamiert. Dazu verteilt die Kaderpartei zunächst mehr Staatsgeld an die überwiegend staatseigenen Betriebe ("Stärkung der Binnennachfrage"), was die dortigen leitenden Funktionäre (aka "Einkaufsmanager") dann artig als stimmungsverbessernd abnicken. (Aus "Ohne Moos nix los" folgt im Umkehrschluss: "Staatsknete ist gut für die Planwirtschaft").
Heise spinnt sich seine Erholungsstory weiter, indem er behauptet, dass sogar die Zinsen "erholungsbedingt" wieder anziehen könnten, womit dann auch endlich die Sparer endlich wieder mehr Geld für ihre Einlagen bekämen, um so "Vermögensaufbau" betreiben zu können. Hier scheint mir ebenfalls eine planwirtschaftliche Verirrung vorzuliegen. Seit wann ist es Aufgabe der Volkswirtschaft, Sparer [und Lebensversicherungen ;-)] mit Zinsen zu "versorgen"? In der global deflationären Gesamtlage (außerhalb Deutschlands, das mit seinen Exporten einen Sonderstatus einnimmt), die dadurch gekennzeichnet ist, dass fast überall auf der Welt die Wirtschaft real schrumpft und nur dank massiven Staatsgepäppels (QE/LTRO) pro forma nominales BIP-Wachstum vorweisen bzw. vorgaukeln kann, KANN es für die Sparer gar nicht "mehr Zinsen" geben. Denn höhere Realzinsen sind zwingend an organisches Wirtschaftswachstum gekoppelt. Versucht man die Wirtschaft durch künstliche Inflation (QE) nominal zu päppeln, so resultiert daraus inflationsbereinigt nur ein Nullsummenspiel.
Selbst, wenn die zentralbankliche Bernanke-Draghi-Abe-Inflation "gelänge", stellt sich die Frage: Was nützen dem Sparer z. B. 5 % Zinsen in einer Wirtschaft, die aufgrund von (Euro-)QE nominal um 5 % wächst, wenn dies mit 6 % Inflation "erkauft" wird? REALER Vermögensaufbau ist mit solchen Luftnummern schlechterdings unmöglich. |