Es gibt bei den Leerverkäufern recht seltsame Erscheinungen, die mir in den letzten Wochen immer wieder durch den Kopf gegangen sind - und für gehörig Frustration gesorgt haben, weil ich mir als Kleinanleger total hilflos vorkomme. Natürlich werden hier im Forum unterschiedlichste Meinungen vertreten, z.B. dass jetzt die LH-Aktie endlich wieder durchstarten oder nach kurzer technischer Erholung noch weiter in den Keller fallen wird. Aber es hilft nicht weiter, wenn wir mal auf der richtigen Seite stehen und dann andere mit konträrer Meinung verächtlich "niedermachen". Jeder von uns hat sicher schon oft Fehler bei der Geldanlage gemacht. Deswegen sollte auch keiner so tun, als ob nur er die Weisheit mit Löffeln gefressen hat. Es ist ja auch ok, seine Meinung mal zu ändern - wenn das nicht gerade täglich geschieht, sonst leidet die Glaubwürdigkeit. Letztlich spielen an der Börse Glück und Intuition eine große Rolle. An dieser Stelle: Auch ich warte auf das Abheben der LH-Aktie nach den bitteren vergangenen Monaten. Aber ich freue mich nicht, wenn Anleger mit gegenteiliger Meinung Geld verlieren. Höchstens, wenn endlich die short seller mal richtig eine auf den Deckel kriegen. Die verdienen nämlich ihr Geld auf Kosten von uns Kleinanlegern: Eigentliche good news (z.B. die unübersehbare Verbesserung der letzten Quartalsergebnissen, die Wiederaufnahme der Gespräche zwischen LH / Cockpit, die künftigen Kostenreduzierungen durch Eurowings usw.) werden stur ignoriert. Alles (derzeit noch) Schlechte wird dagegen gebetsmühlenhaft wiederholt und stark betont, um Kleinanleger so lange in Angst und Schrecken zu versetzen, bis dann endlich doch viele die Nerven verlieren und zu den jetzigen SSV-Preisen ihre LH-Aktien verkaufen. Was mir bei den LH-Leerverkäufen alles sehr "Spanisch" vorkommt und wogegen ich mich als Kleinanleger leider nicht wehren kann:
BlackRock USA hat LH-Aktien (nach-) gekauft. Zitat: "Der Stimmrechtsanteil der BlackRock, Inc., Wilmington, DE, U.S.A., hat am 19. August 2015 die Schwelle von 3% der Stimmrechte an der Deutschen Lufthansa AG überschritten und betrug zu diesem Tag 3,14%". Dies bedeutet: Nach dem Templeton Global Advisors Limited (5% Aktienanteil) ist BlackRock damit zweitgrößter LH-Aktionär.
Andererseits gehört aber BlackRock (bzw. die BlackRock-Tochter in London) auch zu den LH-Leerverkäufern: Leerverkaufspositionen von 0,60% BlackRock Investment Management (UK) Limited (14.08.2015). Leerverkäufer sind Hedge-Fonds, die sich gegen Gebühr LH-Aktien beschaffen (leihen) und diese sofort wieder über die Börse verkaufen. Die Idee dahinter ist bekanntllich, dass man die geliehenen und sofort verkauften LH-Aktien später günstiger kauft als der jetzt beim Leerverkauf erzielte Preis. Beispiel: Im ersten Schritt hat sich ein Leerverkäufer am 30.7. LH-Aktien Aktien geliehen und sofort für 13 Euro verkauft: Gestern (am 24.August) hat er die Aktien für 10,50 Euro wieder gekauft, um sie an den Entleiher zurück zu geben. Ohne Berücksichtigung der Leih- und Börsengebühren bleibt so sicher ein Gewinn von über 2 Euro je LH-Aktie. Im konkreten Fall BlackRock ist zu vermuten, dass für solche Leer-Transaktionen LH-Aktien innerhalb des Konzerns (USA / London) hin- und hergeschoben werden.
Klar ist, dass ein Leerverkäufer daran interessiert ist, fortwährend einen schechten news flow zu generieren, damit sich der Kurs in die gewünschte Abwärtsrichtung bewegt. Oder gibt es Komplizen hinter den Kulissen, die als "Analysten" diesen schmutzigen Job übernehmen? Was womöglich an Absprachen getroffen wird (ich denke vor allem an die gleichzeitigen, drastischen Abstufungen (vor allem) durch amerikanische Banken ausgerechnet nach den recht hoffnungsvoll verbesserten letzten Q-Zahlen) werden wir Kleinanleger wohl nie erfahren. Noch weniger wird nachzuweisen sein, ob / wann / wer da Absprachen getroffen hat, um den Kurs zu manipulieren. Manchmal drängt sich aber schon der Eindruck auf, dass die US Börsenaufsicht SEC alle Augen zudrückt und sich lieber um die Russland-Geschäfte der Deutschen Bank kümmert: Da wurden Schwarzgeld-Rubel in $ getauscht, also werden wohl wieder $-Strafzahlungen in Milliardenhöhe zu holen sein. Vielleicht sollte die SEC doch auch mal die Beziehungsgeflechte und Interessenkonflikte der US-Banken und einiger Leerverkäufer / Hedge-Fonds durchleuchten.
Tatsache ist leider, dass derzeit fast jede 6. LH-Aktie amerikanischen Investoren gehört (16,1%). Tatsache ist auch, dass an der Frankfurter Xetra-Börse noch vor wenigen Tagen z.T. Einzelorders (!) von mehr als 800.000 Stück gehandelt wurden. Das entspricht einem Volumen von etwa 10. Mio. Euro, die schlagartig auf den Markt geworfen werden - kein Wunder also, dass der Aktienkurs Achterbahn fährt. Ich frage mich nur immer, wer wohl diese extrem hohen Stückzahlen aufkauft - das können doch auch wieder nur die im Hintergrund involvierten Banken oder andere Hedge-Fonds sein. Irgendwie kommt mir das alles wie ein Perpetuum Mobile vor.
Mein Fazit: Es gibt kaum Chancen, dass wir Kleinanleger gegen diese geballte Macht jemals ankommen. Nachdem vor allem die amerikanischen Großbanken (Goldman, Morgan Stanley, Merill Lynch) die LH inzwischen unisono bereits auf sell bzw. auf underperform abgestuft haben, keimt aber bei mir die Hoffnung, dass die gröbsten Schockwellen verdaut sind und sich die Masche des konzertierten bad news flows irgendwann (hoffentlich) bald tot läuft.
Heute wurden im Xetra-Handel 7,6 Mio. LH-Aktien mit einem Volumen von 83,1 Mio. Euro umgesetzt. Das Tagestief lag bei 10,565 und das Hoch bei 11,11. Wäre schön, wenn's mal ein paar Tage so weitergehen würde. |