@Risikoklasse: Ich denke, was Gotham angeht, brauchen wir keine Sorgen zu haben hier.
Zunächstmal: Gotham ist nicht ein krimineller "Nestbeschmutzer", wie Aurelius darstellt, sondern ein seriöser Shortseller, der darauf spezialisiert ist, schwache Geschäftsmodelle mit schöngerechneten Zahlen zu entblößen. Damit haben sie in der Vergangenheit häufig Erfolg gehabt.
Ich will hier kein Fass zum Thema Aurelius aufmachen--eine Aktie, die ich früher selbst mehrere Jahre gehalten habe, und der ich daher durchaus viel Positives abgewinnen kann. Unstreitig aber ist auch, dass Aurelius (i) zuletzt eine extrem ambitionierte Börsenbewertung hatte (weit über dem selbst ausgewiesenen Wert der Assets), (ii) schon immer eine sehr aggressive Buchhaltung praktizierte, die die Grauzonen bis zum letzten Millimeter ausgenutzt hat um sich aufzuhübschen, (iii) in der Außendarstellung auch den letzten Hundekot noch als Schokokuchen verkauft hat, und (iv) dass Aurelius in der Private Equity Branche weitgehend einen etwas anrüchigen Ruf hat. Gleichzeitig hat sich im Dezember der CEO von Aurelius-Aktien im Wert von über 100 Mio. EUR getrennt (und dabei bereitwillig einen Preis spürbar unter dem damaligen Börsenkurs akzeptiert um die Stücke ja loszuwerden).
Ist es in einem solchen Kontext überraschend, dass ein professioneller Shortseller sich der Sache annimmt? Wenn dann auch noch eine recht halbgare Antwort der Gesellschaft auf die Vorwürfe kommt (wie das bei Aurelius der Fall war), dann passiert das, was man hier gesehen hat.
Ich will damit Gotham nicht als uneigennützigen weißen Ritter darstellen. Aber Aurelius hat da wirklich nur das geerntet, was es selbst mit seiner aggressiven und intransparenten Vorgehensweise vorher heraufbeschworen hat.
Daher würde es mich sehr überraschen, wenn eine Aktion wie bei Ströer, Wirecard und Aurelius bei Hypoport passieren würde. Die Shortseller gehen ja nicht wahllos auf teure Aktien, sondern fokussieren sich normalerweise auf jene Unternehmen, wo 1+1 nicht zusammenpasst. Das heißt nicht, dass überall wo mal was knarzt dann auch gleich das gesamte Gebälk morsch sein muss, wie die Shortseller behaupten. Aber um bei dem Sprichwort zu bleiben: Hypoport erscheint mir ein zu stabiles Gebäude, um da substanziell mit einem Short-Report Schaden anrichten zu können.
Zudem ist Hypoport nicht auf den Kapitalmarkt für Geldzuflüsse angewiesen und hat starke Cashflows. Im Fall der Fälle könnte man einer Shortattacke daher in Ruhe und sachlich begegnen. Und wenn der Kurs massiv abschmieren würde, fährt man einfach ein neues ARP.
Ich vermute daher, dass Hypoport Shorts eher negative Makrowetten auf den Sektor sind, wo ein Hedge-Fund einen Basket an Firmen derselben Gattung ("Immobilienwerte") shortet. Aufgrund von Bottom-Up Fundamentalanalyse Hypoport zu shorten erschiene mir jedenfalls recht ambitioniert. |