Angela hat das Thema ganz gut angeschnitten. In der menschlichen DNA sind Angst und Gier ganz fest verankert und begleiten deshalb unser ganzes Leben.
Gier ist eine ganz wichtige Triebfeder, ohne die wir uns nicht entscheidend weiterentwickeln könnten.In positiver Ausprägung stachelt uns die (Neu-)gier dazu an Sachen auszuprobieren (in jungen Jahren beim Spielen), in der Jugend beim Sport gewinnen wollen und später im Beruf idealerweise, dass man für das "brennt", was man tut (z.B. zu beobachten bei RS). Wir sollten uns daher lediglich vor einem zuviel an Gier bewahren, denn dies ist für den Einzelnen zumindest ungesund. In der negativen Ausprägung führt Gier zu Rücksichtslosigkeit, steigert sich zur Skrupellosigkeit und endet ungebremst irgendwann zwangsläufig in der Selbstzerstörung (Beispiel quasi alle Diktatoren oder auch smarte Hochstapler wie Madoff oder Middelhoff)
Mit der Angst verhält es sich genauso. In der positiven gesunden Ausprägung schützt uns diese vor Übermut, überflüssigem Risiko und damit vor Kontrollverlust. Ein Leben ohne Angst wäre daher ein brutal großes Risiko! In der ungesunden Ausprägung lähmt uns die Angst, führt zu Leistungsschwäche, Orientierungslosigkeit, Antriebslosigkeit und Vereinsamung. Häufiges Ende: Isolation, Verzweiflung und Depression.
Im Idealfall sind Angst und Gier ausgleichende Begleiter unseres Handeln und Tuns. Die Triebfeder Gier ist auch an der Börse mMn sehr wichtig, um langfristig eine Performance über Markt erzielen zu wollen. Ohne Gier steckt man 50% der Kohle in weltweite ETFs, 5% in Gold, 20% in Anleihen und den Rest in Immobilien oder Rentenverträge und gut. Es gibt auf der Welt aber sicherlich Milliarden an Menschen ohne Gier, aber randvoll gefüllt mit Angst. Und diese Angst ist leider oft auch noch ganz real und nicht fiktiv. Aber auch in Deutschland treibt die Masse weniger die Gier um als viel mehr die Angst. Wer möchte denn hierzulande schon ein erfolgreicher Unternehmer werden? Dann lieber die kleine Beamtenlaufbahn wählen und schon ist das Primärziel gesichert. Die Angst aus der Mittelschicht zu gehören, überlagert bei uns alles andere.
Ich zum Beispiel war an der Börse bekennend gierig. Einfach deshalb, weil ich keine Lust hatte, ein Leben lang arbeiten zu müssen oder das zu tun, was mir ein Chef vorschreibt. Am Anfang hatte ich an der Börse keinerlei Angst. Ich hatte ja auch nicht zu verlieren. Mit dem Erfolg kam das Geld und damit zum Glück auch die Angst. in den Krisen 2008, 2000-2003 und 2008 war die Angst mein täglicher und oft auch nächtlicher Begleiter. Die Angst war bei mir aber nicht selbstzerstörerisch, sondern hat mich gelehrt in jeder erdenklichen Situation Ruhe zu bewahren, alles an Information verfügbare aufzusaugen, noch gründlicher nachzudenken, Wahrscheinlichkeiten abzuwägen, Historische Ereignisse aufzuarbeiten, Monte Carlo Situationen zu durchdenken, bestehendes Wissen zu ergänzen und so dem Gefühl eines schleichenden Kontrollverlusts zu begegnen. Dadurch ist es mir gelungen, nicht vermeidbare Verluste zu ertragen,an jedem Börsentiefststand voll investiert zu sein und somit bei jeden Aufschwung vom ersten Tag an dabei zu sein. Heute bin ich wahrlich gestählt und "leider" nahezu angstlos. Wobei ich die Form von Angst, die ich kenne, rückblickend als fulminante tiefgreifende Energie und nützliche Triebfeder empfunden habe.. |