Aschure es ist ganz sicher nicht so, dass sich ich nur auf die mickrige Eigenkapitalquote von 15% bei Conergy rum reite, wie du es so lapidar in deiner Post mit "Jaja wahrscheinlich kommt jetzt Ulm wieder mit seiner Eigenkapitalquote.." So ist es doch ganz sicher nicht Aschure.
Es ist aber schon so, dass die Eigenkapitalquote eine der wichtigsten betriebswirtschaftliche Kennzahl ist, die es überhaupt gibt. Das kann man nicht wegdiskutieren. Alles was unter 20% liegt ist schlecht, zumal die PV-Branche sich unbestritten in einem sehr scharfen Marktbereinigungsprozess befindet. Irgendetwas muss auf der Eigenkapitalseite passieren. Das steht für mich außer Frage. Deshalb ist ja das Eigenkapital von Conergy so wichtig. Klar kann man davon ausgehen, dass die Refinanzierung schon klappen wird (bei Solon hat sie ja auch geklappt), aber die große Frage stellt sich halt, welche Auflagen wird es von den Banken dafür geben. Ich bin mir so ziemlich sicher, dass es erhebliche Auflagen seitens der Banken geben wird. Dieser Punkt wird mitentscheidend dafür sein wie die Conergy-Aktie sich weiter entwickeln wird. Sicher wird es nach der erfolgreichen Refinanzierungs-Meldung erst mal recht steil nach oben gehen, davon ist auszugehen, aber danach wird er nach meiner Meinung wieder abbröckeln. So wie in den letzten 9 Monaten immer wieder, wenn es eine gute News gab. So etwas ähnliches habe ich schon vor der MEMC-Einigung geschrieben und hatte ja wohl vollkommen Recht. Das wollten damals nur einige nicht hören. Da war es dann auch schon so, dass viele an den endgültigen Befreiungsschlag glaubten, aber dass die Refinanzierung noch nicht steht, das war offensichtlich vielen nicht klar.
Jetzt aber zurück zu deiner lapidaren Aussagen Aschure mit "Jaja wahrscheinlich kommt jetzt Ulm wieder mit seiner Eigenkapitalquote.." Es ist ja nicht so, dass ich bei Conergy "nur" mit der Eigenkapitalquote und mit der hohen Verschuldung ein Problem habe, wie du es mit deiner Post versucht hast zu suggerieren. Für mich ist Conergy einfach zu klein und verfügt somit nicht über die kritische Fertigungsgröße. Das ist das Kernproblem für Conergy, denn es kostet schon einen ganze Menge an Geld in die Forschung, in die Produktion und den Vertrieb zu investieren. Da tut sich ein größeres Unternehmen wesentlich leichter. Das produziert wesentlich höhere Stückzahlen und kann somit die Kosten auf eine wesentlich höhere Stückzahlen umlegen. Stichwort: Skaleneffekte. Man hat es bei den Chinesen gesehen. Die haben fast alle überragende Q1-Zahlen im Mai vorgelegt. Der Hauptgrund dafür war, die sehr massive Ausweitung der Produktionskapazitäten. Conergy ist von den großen PV-Unternehmen in der Solarbranche mittlerweile meilenweit entfernt und gehört noch nicht einmal zu den Top 20 auf der Welt (Top Ten: First Solar, Suntech, Yingli, Trina Solar, Sharp, Kyocera, Solarworld, Sunpower, JA Solar, Canadian Solar). Conergy ist gerade noch die Nr. 5 in Deutschland und das auch nicht mehr lange. Alle die von mir ausgeführten Top Ten PV-Unternehmen werden bis Ende des Jahres eine Fertigungskapazität von um die 1 GW haben. Conergy hat gerade mal 250 MW und ist somit um das vierfache kleiner. Nur ein Beispiel aus dieser Woche: Yingli hat am Mittwoch zwei neue Fertigungsstätten mit 400 MW neuer PV-Kapazität in China in Betrieb genommen mit neuesten schlüsselfertigen Fertigungsanlagen aus Deutschland und der Schweiz. Das ist 1,5fache der kompletten Jahresproduktion von Conergy ! Es war in der Wirtschaft bisher immer so, dass wenn ein Unternehmen nicht mit dem Markt mitwachsen kann über kurz oder lang von der Bildfläche verschwinden wird. Da Conergy über keinen Cash verfügt (in den letzten 15 Monate hat Conergy gerade mal 15 Mio. € investiert - das zeigt dann schon in welcher misslichen Lage Conergy ist), kann man auch nicht groß investieren. Der Ammer hat zusammen mit seinem Neffen die Zukunft von Conergy verspielt. Das steht für mich außer Frage. Für mich ist bei Conergy der PV-Zug abgefahren und den kann Conergy nach meiner Meinung auch nicht mehr einholen.
Der Knackpunkt für alle PV-Unternehmen wird aber der zukünftige Preisverlauf der Module sein. Es steht für mich außer Frage, dass PV eine sehr große Zukunft vor sich hat, aber es ist ja wohl unbestritten dass PV noch viel zu teuer ist. Gerade im kommenden Jahr stehen doch große Senkungen der PV-Subventionen an. Italien (der zweit größte PV-Markt weltweit) hat am Freitag ihre PV-Subventionen für große PV-Anlagen ab 5 MW um 30% und für kleinere PV-Anlagen um 20% gekürzt ab 2011 gekürzt. Dazu wurde der jährliche PV-Neuzubau auf 3 GW gedeckelt. In der gleichen Größenordnung wie in Italien werden wohl in den anderen europäischen Länder die Kürzungen ausfallen. In Deutschland wurden in diesem Jahr die PV-Subventionen um gut 25% gekürzt und ab 2011 noch einmal um 12%. Das alles heißt nichts anderes, dass dann zwangsläufig die Modulpreise wieder kräftig gesenkt werden müssen. Das erste Halbjahr 2010 war durch den PV-Wahnsinn in Deutschland nur eine kleine Ausschnauffase. Es wird schon sehr interessant sein wie sich die Preise in Q3 entwickeln werden. Spätestens ab 2011, wenn die PV-Subventionen drastisch europaweit nach unten geschraubt werden wie das Beispiel Italien aufzeigt, dann wird sich die Spreu vom Weizen bei PV endgültig trennen. Bei dieser Ausgangsituation nützt es herzlich wenig, wenn man voll ausgelastet ist. Man muss preislich mithalten können und da tun sich größere Unternehmen wesentlich einfacher bei der Kostenstruktur als kleinere wie Conergy. Das ist eine betriebswirtschaftliche Tatsache vor der man nicht die Augen verschließen sollte. Gerade in dieser Fase sind doch die großen vollintegrierten PV-Unternehmen wie Suntech oder Solarworld eindeutig im Vorteil. Erst einmal wegen der Größe und zweitens können diese Unternehmen entlang der kompletten Wertschöpfungskette ihre Kosten senken. Nur mal ein Beispiel: Wacker Chemie hat bei ihrer Polysiliziumproduktion eine EBIT-Marge von sagenhafte 50%. Von dieser Gewinnspanne können die vertikal integrierten PV-Unternehmen profitieren, weil sie selbst ihr Polysilizium für ihre Wafer herstellen. Das kann beispielsweise Conergy überhaupt nicht. Außerdem verfügen die Großen über ganz andere Einkaufskonditionen wie das verhältnismäßige kleine Conergy. Von den Vertriebskosten möchte ich gar nicht erst anfangen zu schreiben. Wir stehen bei PV vor einem massiven Verdrängungswettbewerb und das sollte jedem bewusst sein.
Du siehst Aschure ich spreche nicht nur die schwache Eigenkapitalquote von Conergy an, sondern ich schaue sehr wohl über den Tellerrand hinaus und wer das auch tut, der erkennt sehr schnell, dass Conergy mittlerweile ein ganz kleines Licht in der PV-Welt ist und dazu verfügt Conergy über fast keine Substanz mehr um noch vernünftig investieren zu können. Conergy hatte vor drei Jahren noch Substanz, aber die haben der Ammer Neffe als Vorstand und der Ammer als Aufsichtsratchef schon völlig mit ihren katastrophalen Managementfehler zu nichte gemacht.
Außerdem Aschure fällt mir immer wieder auf, dass News bei Conerg völlig überbewertet werden. Es ist doch klar, dass Conergy Solarparks bauen muss. Darauf beruht ja unter andrem das Geschäftsmodell von Conergy. Das ist alles andere als Außergewöhnlich. Ein Solarpark von 3 MW ist für Conergy das Normalste und solche Aufträge sind auch ein Muss. Nach meiner Schätzung muss Conergy im Jahr Projekte von rd. 100 MW abwickeln. Nur mal ein kleines Beispiel. Vor ein paar Wochen wurde bei Conergy eine Joint Venture mit der kanadischen SkyPower noch gefeiert. Da wurde von 100.000 PV-Keinanlagen gesprochen. Nur sechs Wochen später hat die kanadische Provinz Ontario ihre PV-Subventionen auf sofort um 28% radikal gekürzt, weil die Kosten für die PV-Subventionen aus dem Ruder gelaufen sind. Da kann man mal jetzt echt gespannt sein welche Aufträge da Conergy aus diesem Joint Venture überhaupt bekommen wird. Dieses Beispiel veranschaulicht auch wie abhängig die PV-Branche und damit natürlich auch Conergy von der Politik ist. Auch Tschechien ist ein gutes Beispiel dafür. Dort dürfen seit März keine Solaranlagen mehr ans Stromnetz, da die Stromnetze durch den sehr schwankenden Strom aus der Wind- und Solarenergie nicht mehr verkraften können. Der Schönwetterthread will ja immer so toll sein mit seinen Infos, aber solche Infos sind verdammt wichtig um PV einschätzen zu können. Ich habe jednfalls über diese Sachverhalte im Schönwetterthread nichts gelesen. Es bringt einem Anleger herzlich wenig nur die positiven News zu posten. Da bekommt man ein völlig falsches Bild und man kann den Markt nicht einschätzen. Das ist meine ganz persönliche Meinung Aschure und auch deshalb finde ich den Schönwetterthread für Anleger, die nur einen kleinen Einblick in den PV-Markt haben, für sehr gefährlich.
Zum Abschluß noch zwei Beispiele über welche Dimensionen es mittlerweile bei PV geht. Die Freiburger Solar-Fabrik hat bei der JA Solar Module mit einer Gesamtkapazität von 70 MW für 2010 bestellt. Das zeigt dann schon wie läppisch und klein die Projektaufträge mit einer Größe von 2 oder 3 MW, die von Conergy regelmäßig gemeldet werden, sind. Man muss Aufträge schon richtig einordnen können. Auch die amerikanische Sunpower ist so ein Beispiel um die Größenordnungen der gemeldeten Conergy-Aufträge einigermaßen richtig einordnen zu können. Die haben für ein Solardachprogramm in Kalifornien einen Auftrag über 200 MW von dem kalifornischen Energieversoger Southern California Edison bekommen. Suntech hat auch von der Southern California Edison einen Auftrag über 45 MW erhalten. Ich könnte noch zig andere solche Beispiele über First Solar (die fangen mittlerweile gar keinen Solarpark unter 5 MW mehr an zu bauen) oder Yingli ausführen. All die von mir genannten Aufträge anderer PV-Unternehmen zeigen dann doch, dass die gemeldeten Conergy-Aufträge nun wirklich nicht überbewertet werden sollen. Jedoch macht es im Schönwetterthread schon den Anschein, dass die Aufträge total überschätzt werden. Das kommt natürlich daher, weil im Schönwettherthread keine kritische Töne erwünscht sind und so wird das Gesamtbild von Conergy m Schönwetterthread komplett verfälscht bzw. verzerrt wieder gegeben. Auch das ist Aschure mein ganz persönlich Meinung. Ein ausgewogerner Thread sieht nun wirklich anderest aus. ----------- Ananas ist meine Lieblingsfrucht |