27.08.2007 17:38 Lernen iQ-Power-Aktionäre nichts dazu? von Angela GöpfertDie Informationspolitik von iQ Power ist eine Katastrophe in Reinform. Das "Beruhigende" für Aktionäre: Selbst die für Investor Relations zuständige Dame verfügt über kein Geheimwissen. Auch sie ist Teil der "Wir wissen gar nichts, aber wenn wir was wüssten, würden wir es den Aktionären so direkt nicht sagen"-AG. Wollen iQ-Aktionäre nichts sehen, hören, wissen? iQ Power schont die Nerven seiner Aktionäre beileibe nicht. Der im General Standard der Frankfurter Börse notierte Möchtegern-Autozulieferer mit Sitz im schweizerischen Zug schockte in der vergangenen Woche mit der Nachricht, die Verhandlungen mit seinem südkoreanischen Joint-Venture-Partner seien ins Stocken geraten und an der Spitze des Unternehmens habe es einen Führungswechsel gegeben. Warum? Was ist Stand der Dinge? Und wie soll es weitergehen?
Mal wieder mussten sich die iQ-Aktionäre in Geduld üben und vier Tage lang auf Antworten warten. In dieser Zeit verlor der Titel über 50 Prozent seines Wertes. Erst am Wochenende folgte schließlich ein Aktionärsbrief, in dem der neue Vorstandsvorsitzende Charles Robert Sullivan "motivierende Gespräche" mit potenziellen Kunden, "neue Impulse" des neuen Managementteams und "immer wieder neue und zukunftsweisende Geschäftsideen" ankündigt – also viel heiße Luft und nichts Konkretes.
Angst vor Vorschusslorbeeren Auch Nachfragen sind bei iQ Power eher unerwünscht: So ist der neue CEO natürlich unterwegs und für Presseanfragen nicht zu haben. Doch das sollte weder Journalisten noch Privatinvestoren großartig verwundern, denn diese neue Informationspolitik hatte CEO Sullivan zuvor im Aktionärsbrief klar angekündigt: Er wolle keine "Vorschusslorbeeren kassieren" und "nur über vollendete Tatsachen sprechen".
Und da gibt es offenbar nichts zu berichten. Eva Reuter, Investor Relations iQ, betont im Gespräch mit boerse.ARD.de: "Ich weiß auch nicht mehr als das, was in dem Aktionärsbrief steht." Ja sie wüsste noch nicht einmal, ob sie nach dem CEO-Wechsel überhaupt noch offizielle Unternehmenssprecherin sei. Für Aktionäre sei sie aber sehr wohl noch die erste Ansprechpartnerin.
Mehr zum Top-Thema Verliebte Aktionäre auf dem Kriegspfad Haben Sie auch die Nase voll von der Schönfärberei schlechter Nachrichten? Experten empfehlen Offenheit und Transparenz Blindfische angeln im Trüben Offenbar nehmen es diese auch weniger genau. Jedenfalls ist die Fanschar von iQ Power in ihrer Begeisterung ungebremst. In Foren wie etwa beim Online-Broker comdirect schwören sie sich auf künftige Aktienkurse von bis zu sieben Euro ein. Selbst am Freitag beruhigten sie sich noch gegenseitig mit Aussagen wie: "Ich bleibe dabei. Die Story stimmt." Man müsse auch mal Ruhe bewahren, das Schiff werde schon nicht untergehen. Und: "Qualität braucht Zeit." Hier vertraut man noch auf die "gute alte Rasenmähermethode: Kopf einziehen, warten, bis der Rasenmäher weg ist, und dann neu erblühen."
Was die treuen iQ-Aktionäre dabei vergessen: Das von ihnen bejubelte Unternehmen besteht aus nichts als einer Vision: dem Traum von einer besseren, "intelligenten" Autobatterie, die Lade- und Entladevorgänge optimiert. Doch diese Batterie existiert bislang nur in der Testvariante. Ein Markteintritt, sei es in Europa oder Asien, ist noch in weiter Ferne. Oder in den Worten der Aktionärsanlaufstelle Eva Reuter: "Ich weiß auch nicht, wie lange dieser Prozess noch dauern wird."
Keine Produktion, keine Kunden Wie "beruhigend" ist es da doch zu erfahren, dass zumindest in Südkorea bereits eine Fabrikhalle steht. "Doch inwieweit die produktionsbereit ist, entzieht sich meiner Kenntnis", sagt Reuter. Zur Kenntnis: Die Bauarbeiten zu dieser Produktionsstätte laufen bereits seit über anderthalb Jahren.
Zusammenfassend bleibt jenseits aller Unternehmensmitteilungen übrig: iQ produziert kein auf dem Markt befindliches Produkt, es gibt keine Kunden, keinen Umsatz. Zudem lag die Performance der Aktie im vergangenen Jahr bei minus 70 Prozent. Mittlerweile ist sie ein echter Pennystock und von ihrem Allzeithoch, das bei über 3,80 Euro lag, Lichtjahre entfernt. Das spiegelt sich auch in der Marktkapitalisierung wider, die bei einem Kurs von zuletzt rund 70 Cent gerade einmal 37 Millionen Euro betrug. Zum Vergleich: Das ist weniger als fünf Prozent dessen, was SDax-Unternehmen wie Demag Cranes oder Air Berlin auf die Waagschale bringen.
"Finger weg von Nullumsatzunternehmen!" Reinhild Keitel von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger rät deshalb Aktionären, von solchen Nullumsatzunternehmen die Finger zu lassen. "Das ist extrem spekulativ, weil die ganze Bewertung der Aktie nur auf Zukunftshoffnungen und -fantasien basiert", sagt Keitel im Gespräch mit boerse.ARD.de.
Zwar dürften Spieler und Zocker am Montag ihre Freude an iQ Power gehabt haben. Angetrieben von Schnäppchenjägern, die sich von optisch niedrigen Kurs zu (Nach-)Käufen verleiten ließen, legte die Aktie zeitweise mehr als 30 Prozent zu. Doch das sollte vor allem mittel- und langfristig orientierte Anleger nicht darüber hinwegtäuschen, dass bei iQ Power aus Sicht von Privatinvestoren nichts, aber auch gar nichts stimmt: weder die Fundamentaldaten noch die Informationspolitik.
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