Das ist eine sehr interessante und nicht ganz leicht zu beantwortende Frage, die du da stellst. Dass keiner hier darauf geantwortet hat, bedeutet nicht, dass die Frage trivial ist, sondern vielmehr, dass sie dir keiner wirklich beantworten kann. Ich versuch's trotzdem das Ganze grob zu erklären: Future-Kurs=Kassa-Kurs + Kosten - Erträge Und zwar die Kosten und Erträge, die durch den Kauf und das Halten zum Kassa-Kurs verursacht werden. Kosten könnten z. B. die entgangenen Zinsen sein und Erträge die Dividenden, die bei den Dow- bzw- Dax-Aktien anfallen. Wenn jetzt die Differenz zwischen den Kosten und Erträgen positiv ist, ist der Kassa-Kurs niedriger, ist die Differenz jedoch negativ, ist der Kassa-Kurs höher als der Future-Kurs. Man kann den Future auch synthetisch nachbilden. 1: Man kauft den Dow zum Terminkurs (Future-Kurs) FK, fällig zum Zeitpunkt t. (Das heißt, man muss zum zukünftigen Zeitpunkt t FK USD für den Dow zahlen. Ähnelt dem Future.) 2: Man kauft den Dow, verkauft einen Zerobond mit Nominalwert FK und kauft einen Zerobond zum Nominalwert (Kosten - Erträge), ebenfalls fällig zum Zeitpunkt t. (Das heißt: ein Dow-Kauf, ein Leerverkauf des ersten Zerobonds und Kauf des zweiten Zerobonds) Aus 2 resultiert also, dass man zum zukünftigen Zeitpunkt t den Dow besitzt, aber für den leerverkauften Bond FK zahlen muss und für den gekauften Bond die Differenz (Kosten-Erträge) erhält, wodurch die mit dem Halten des Dow verbundenen Aufwendungen gedeckt werden können. Das heißt aus 2 resultiert zum Zeitpunkt t das gleiche wie aus 1 zum selben Zeitpunkt t. Also muß der Wert beider Portfolien zum gegenwärtigen Zeitpunkt ebenfalls übereinstimmen. Wenn man also bei Portfolio 1 den Dow zum zukünftigen Zeitpunkt t zum Preis von FK erhält, dann ist das so als ob man wie bei Portfolio 2 den Dow gleich anfangs kauft, aber nichts dafür ausgibt, da der Kassa-Kurs durch den Leerverkauf des ersten Bonds finanziert wird und die laufenden (Dividenden-)Erträge in den Kauf des zweiten Bonds gesteckt werden. Man kann auch sagen: Portfolio 2: zum zukünftigen Zeitpunkt t verkauft man den Dow und den zweiten Bond (der durch aufgelaufene Dividendenerträge bezahlt wurde) und zahlt damit den leerverkauften Bond. Daraus entsteht eine Differenz : Kassa-Kurs (Dow) - FK (Bond 1) (Zweiter Bond und aufgelaufene Erträge sollten sich aufheben, die Differenz soll also Null betragen.) Portfolio 1: zum zukünftigen Zeitpunkt t kauft man den Dow zum Kurs FK. Also ebenfalls die obige Differenz : Kassa-Kurs - FK Bei beiden Portfolien fließt anfangs also (saldiert) kein Geld. Wenn also der DAX-Kassa niedriger ist als der DAX-Future, dann ist das auf die sog. Cost of Carry zurückzuführen. Kosten überwiegen die Erträge, die mit dem direkten Kauf des DAX verbunden sind. Sind dagegen die Erträge, die mit dem direkten Kauf des Dow verbunden sind, niedriger als die Kosten, ist der Dow-Kassa höher als der Dow-Future. Das oben geschilderte gilt natürlich nur bei Arbitragefreiheit. Es könnten auch andere Erträge als Dividendenerträge sein. Es könnten auch Inflationskosten oder Deflationserträge sein usw. Diese sog. Arbitragefreiheit existiert natürlich in der Praxis nicht oder nicht immer. Deshalb kann der Unterschied zwischen dem Kassa und dem Future auch auf die aggregierten Erwartungen der Marktteilnehmer zurückzuführen sein. Wenn die Mehrheit einen Anstieg des DAX erwartet und einen Fall des Dow, dann liegt der Dow-Future unter dem Dow-Kassa und der DAX-Future über dem DAX-Kassa. Ich hoffe, dass das einigermaßen verständlich war. Wenn nicht, war's trotzdem einen Versuch wert. Die Komplexität der Finanzwelt kennt keine Grenzen. |