Zum merkantilistischen Schutz der eigenen Exportwirtschaft suchen viele Länder derzeit nach Wegen, weitere Kursgewinne ihrer Währungen gegenüber dem Dollar zu verhindern. Dabei stützen sie sich oft nicht auf Instrumente wie den Verkauf von Dollar-Reserven oder eine Anhebung der Leitzinsen, sondern sie setzen auf Devisenverkehrskontrollen.
In Kolumbien zum Beispiel müssen ausländische Aktien- und Anleiheinvestoren seit Mai bei der Banco de la Republica für sechs Monate 40 Prozent der Kaufsumme hinterlegen. Wenn die Landewährung Peso nachgibt, können die Anlegr in diesem Zeitraum nicht us ihrer Position aussteigen - es sei denn, sie zahlen eine Strafgebühr von bis zu 9,4 Prozent der Investition.
Bürokratische Kapitalverkehrs-Hinternisse in Indien
Die Reserve Bank of India hat eine Reihe bürokratischer Hindernisse geschaffen, um Spekulationen durch ausländische Vermögensverwalter zu verhindern. So darf eine Reihe von Fonds seit Oktober nicht mehr in Aktien investieren und es gilt eine Bardepot-Pflicht.
Die Bank of Korea und die Finanzmarkt-Aufsicht des Landes teilten am 23. Oktober mit, sie würden den Währungs-Terminhandel von Exporteuren und Finanzunternehmen untersuchen. „Wir müssen herausfinden, warum der Handel mit Forwards so übertrieben angestiegen ist“, sagte Park Shin Young, Volkswirt bei der Notenbank. Zahlen der Bank of Korea zufolge schnellten die Interbanken-Transaktionen im dritten Quartal auf 850 Mill. Dollar täglich in die Höhe, 35 Prozent mehr als im vorangegangenen Dreimonats-Zeitraum.
Investoren sind alles andere als begeistert von solchen Maßnahmen. „Es ist absolut frustrierend“, sagte Urban Larson von F&C Investments in Boston über die Situation in Kolumbien. „Die Devisenkontrollen halten ausländische Investoren vom Markt fern. Das ist bedauerlich, da es hierzulande eine Menge attraktiver Aktien gibt und die Wirtschaft in recht guter Verfassung ist.“
Seit dem Inkrafttreten der Hinterlegungs-Pflicht fiel das Handelsvolumen an der Börse Kolumbiens 27 Prozent auf durchschnittlich 80 Milliarden Peso oder umgerechnet 27 Millionen Euro täglich. In Indien musste Aktienhandel am 17. Oktober, als die Behörden die Investitionsbeschränkungen verkündigte, ausgesetzt werden. Der Leitindex Sensitive verlor innerhalb einer Minute 120 Milliarden Dollar an Marktwert.
Zweifel am Erfolg der Devisenverkehrskontrollen
Darüber hinaus zweifeln Beobachter am Erfolg der Devisenverkehrskontrollen. „Viele Ansätze können einfach nicht funktionieren“, sagte Mirza Baig, Analyst bei Deutsche Bank AG in Singapur - einige seien „geradezu grotesk“, schreibt er in einem Bericht. Andererseits ist klar, dass Zentralbanker und Finanzministerien unter immer größerem Druck stehen: Seit Jahresbeginn hat die amerikanische Währung gegenüber den großen Weltwährungen zehn Prozent an Wert verloren. Dies ist der deutlichste Einbruch seit 2003. Der Euro legte vergangene Woche 1,2 Prozent zu und erreichte am Freitag ein historisches Hoch von 1,4752 Dollar je Euro. Der Yen kletterte vergangene Woche 3,6 Prozent und notierte am Montag vorübergehend bei 109,85 je Dollar, dem höchsten Stand seit 2006. Der koreanische Won hat in den vergangenen zwölf Monaten drei Prozent zugelegt.
Gleichzeitig machen die Vereinigte Staaten trotz anders lautender Beteuerungen keine Anstalten, die eigene Währung zu stärken. Angesichts des schlimmsten Einbruchs am Markt für Wohnimmobilien seit 16 Jahren hat die amerikanische Notenbank Federal Reserve Ende Oktober vielmehr die Zinsen gesenkt.
Infosys Technologies, der zweitgrößte Software- Exporteur Indiens, hat die Prognose für den Gesamtjahres-Gewinn Anfang Oktober gesenkt - unter Verweis auf den Anstieg der Rupie von 13 Prozent. Das Land werde sein Exportziel - von 160 Milliarden Dollar im Jahr bis 31. März - voraussichtlich verfehlen, da indische Produkte im Ausland teurer würden, sagte Handelsminister G. K. Pillai am 8. Oktober. „Wir müssen neue Ansätze in Erwägung ziehen, da uns der Wechselkurs stark in Mitleidenschaft zieht“, erklärte der kolumbianische Präsident Alvaro Uribe kürzlich. |