Kannst du tatsächlich nicht lesen? Wir sind gar nicht weit auseinander. Nur dass wir genau umgekehrte Vorstellungen von Ursache und Wirkung haben.
"Im realen Leben sind große Aktienhändler und Emittenten oftmal die selbe Person - und dann ist nichts naheliegender, als daraus zusätzlichen Profit zu generieren."
Eben nicht. Sieh dir z.B. die größten Stakeholders von Tesla an. Die emittieren keine Derivate. Sie halten aber bestimmt selbst welche zwecks Hedging, was ja der ursprüngliche Sinn von Derivaten ist (Warentermingeschäfte).
Übrigens eine geniale neue Geschäftsidee für Musk. Er könnte eine Bank gründen, die Tesla-Derivate vertreibt. Dann könnte er alle paar Tage mit einem Tweet und ein paar passenden konkreten Aktiengeschäften aus seinem reichen Fundus den Kurs und damit die Derivate nach Belieben zu seinen persönlichen Gunsten steuern. Das musst du ihm mal zwitschern.
Das war ein kleiner Scherz. Wahrscheinlich hätte die SEC was dagegen. Aber wer weiß, so viel wie sie ihm durchgehen lassen?
Jetzt wieder im Ernst: Wenn ich einerseits ein großer Stakeholder in Aktie xyz bin und andererseits hedging mit Puts und/oder Calls mache. Was habe ich dann davon, den Kurs aktiv wegen des Hedgings zu manipulieren? Um die Puts zu forcieren, muss ich Aktien unter Wert verkaufen, um den Kurs zu drücken, verliere also auf der Aktienseite. Um die Calls zu forcieren, muss ich Aktien über Wert kaufen, um den Kurs zu pushen, verliere also ebenfalls. Welchen Sinn sollte das machen? Klar kann ich mir das mathematische Modell vorstellen. Und auch Fälle, wie das granulare Gewinne bringen könnte. Und mit Sicherheit rechnen all die Mathematiker in den Hedgefonds an genau so was. Was ja ihr kleiner Job ist.
Unter dem Strich bleibt für mich aber:
1. Diese wirklich großen Anleger sind keine Derivate-Emittenten.
2. Sie hedgen vernünftigerweise ihre Anlagen via Derivate, weil sie ihre Risiken minimieren wollen, nicht weil sie irgendwelche Derivate-Händler über den Tisch ziehen wollen.
3. Schon gar nicht irgendwelche Kleinanleger, weil die ihnen scheißegal sind.
4. Die tatsächlichen Derivat-Emittenten haben natürlich ein Interesse, den Basiswert-Kurs zu bewegen. Aber nicht die Mittel.
5. Short-Selling ist eine ganz andere Geschichte. Das sind echte Aktiengeschäfte, die nichts mit Derivaten zu tun haben. Also hier kein Thema.
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