stimme dir absolut zu in fast allen Punkten.
@Kat - die Sache ist ja eben die, dass in der jetzigen Situation Deutschland sich nicht genug gedrängt fühlt, die Tiefstzinsen zu nutzen und mit dem Schuldengeld möglichst europaweit, vor allem gegen Süden und Osten hin zu investieren. Die Schuldenbremse macht ja im Prinzip nur Sinn für die Länder, die sich höhere Neuverschuldung bei 4-6% oder gar 12% Zinsen nicht leisten können. Wenn man aber zu 0-1.4% Geld von privaten Investoren bekommen kann, sorry aber wieso denn nicht? Das System funktioniert ja nur über diese Schulden. Und man muss jetzt nicht wirklich so tun, als könne man diesem System entkommen, wenn man einfach alle Schulden zurückzahlt (als ob man das jemals könnte). Denn dann gäbe es gar kein Geld mehr im Umlauf.
Entweder muss Deutschland das so auf eigene Staatsrechnung zu 0.5-2% machen und investieren, den Leuten Geld und Beschäftigung geben, damit sie fleissig neue Häuser, Maschinen, Konsumgüter und natürlich BMW's kaufen. Oder über Europa und Eurobonds, mit denen sich Spanien, Portugal, Italien usw. auf teilweise eigene Rechnung (Anteil bis 60%-Staatsverschuldung), aber auch mit der Hilfe Deutschlands und der starken Nord-Länder, zu halben oder noch tieferen Zinsen das nötige Kapital "selber" beschaffen können und deren Banken und öffentlichen Kassen wenigstens anfangen können zu sanieren, damit deren Binnenwirtschaften nicht ganz kollabieren.
@muppets - deine Rechnung betrachtet natürlich nur die Mehrlast für die Deutsche Staatskasse bei 3% Eurobonds anstatt Bunds für 1.5% (wir reden nur über 10 year, kürzere Laufzeiten natürlich tieferer Zins). Sieht man das aber gesamteuropäisch, dann sieht die Rechnung sicher ein wenig anders Aus. Italien, mit einer ähnlichen Schuldenlast von ca. 2 Billionen würde sich zu 2-3 Prozentpunkten tiefer neu verschulden können. Für die gleiche Zinslast von 5.5 Mrd. für 100 Mrd. Schulden bei 5.5%, könnte sich ein Land 83 mehr Mrd. leihen bei 3% Zins. Eine überlebenswichtige Entlastung für Italien, Spanien usw., eine kleine Mehrbelastung (0.5-1%) für Frankreich, Österreich usw. und eine grössere aber machbare Mehrbelastung (1-1.5%) für Deutschland, Holland oder Finland.
Natürlich muss man aber auch einen grossen Reformwillen bei den mies geführten Ländern im Süden erwarten, damit sich die Spirale insgesamt nicht nochmal dreht, und die Misere noch schlimmer wird in 5-10 Jahren. Aber Europa hat alle Male das Potenzial im weltweiten Konkurrenzkampf um Standortqualität zu bestehen. Nicht zuletzt der Bildungsstandard und die Infrastruktur sind schon sehr gute Argumente. Es muss jetzt einfach echte europäische Solidarität her, ähnlich wie innerhalb der BRD, wie Brauni sagt. Dann klappt es auch mit der Union, wenn man die denn überhaupt jemals echt in Erwägung gezogen hat. Sonst kann man wirklich gleich die D-Mark auspacken und dem Ganzen ein Ende machen. Sind ja sowieso nur die Menschen, die am Chaos zu leiden haben werden. Die, die alles haben, werden es auch im Chaos zu schützen wissen. |