 von Jochen Steffens Die Fed hat gestern die Zinsen um weitere 50 Basispunkte auf nunmehr 3 % gesenkt. Die erste Reaktion des Marktes fiel positiv aus, doch im Anschluss wurden alle Kursgewinne wieder abverkauft. Hier der Wortlaut des Fed-Statements: „Die Finanzmärkte bleiben unter erheblichen Stress, die Kreditsituation hat sich für einige Geschäfte und Haushalte verschärft. Zudem weisen neueste Daten auf eine Verschärfung der Abwärtsrisiken im Immobilienmarkt wie auf eine Abschwächung des Arbeitsmarktes hin, Das Komitee erwartet weiterhin, dass sich die Inflation in den kommenden Quartalen beruhigt, dabei bleibt es aber notwendig, die Inflationsentwicklung sorgfältig zu beobachten. Die heutige geldpolitische Aktion soll wie die früheren mit der Zeit dazu beitragen, das moderate Wachstum zu unterstützen und dabei die Risiken für die wirtschaftliche Entwicklung zu verringern. Dennoch bleiben Abwärtsrisiken bestehen. Das Komitee wird die Effekte der finanziellen und anderer Entwicklungen auf die wirtschaftliche Aussichten weiter analysieren und auf diese Risiken je nach Bedarf zeitnah reagieren.. .“ Also wenn ich das richtig verstehe, dann bestätigt dieser Text im Prinzip das, was ich gesagt habe. Die Fed macht sich im Moment weniger Sorgen um die Inflation, als vielmehr um die wirtschaftliche Entwicklung. Mit dem Hintergrund, den ich Ihnen in der letzten Woche geliefert habe, könnte das demnach eine Bestätigung dafür sein, dass die Fed und auch die US-Regierung mit dem Konjunkturprogamm nicht nur eine wirtschaftliche Abkühlung bekämpft, sondern schon mitten dabei ist, eine Deflation zu bekämpfen. Schließlich werden weitere Zinssenkungen „in Aussicht gestellt.“ Faszinierend... Natürlich sind diese massiven Zinssenkungen geeignet, die Inflation wieder anzufachen. Die Analyse der Inflationsdaten der nächsten Zeit muss also unter diesem Aspekt geschehen. Ich bin wirklich sehr auf die Daten gespannt, aber nach dieser Zinssenkung und der Ankündigungen weiterer Zinssenkungen glaube ich, dass ich Recht mit der Deflationstheorie habe. Es kann nur eben sein, dass die Maßnahmen der Fed funktionieren und die Deflation an den USA vorbeigeht. Krise der Bondversicherer belastet (wieder einmal) die MärkteEs ist schon ein seltsames Unterfangen mit dieser Subprime Krise – sie stellt einige „alte“ Börsenregeln auf den Kopf. Nicht das mich das wundert, ich selbst habe doch immer wieder betont, dass die Börse nie eine Regel auf Dauer zulassen kann. Doch diese Regel gehört zu den ursprünglichsten der Börse: Alles was bekannt ist, ist bereits eingepreist... Von der Immobilienkrise hat man schon lange geredet, selbst die Subprimekrise war schon Anfang 2007 im Gespräch und trotzdem war sie nicht eingepreist und brachte die Börse erst viel später aus der Ruhe. Jetzt werden die Bondversicherer als neuer Übeltäter für die neuesten Kursverluste ausgemacht. Doch auch diese Krise ist der Masse seit Wochen bekannt und wurde seit Monaten immer mal wieder am Rande diskutiert. Die neuste Nachricht hierzu: Jetzt sollen weitere Wertpapiere wie „Collateralized Debt Obligations“ im Wert von 534 Mrd. Dollar von der Herabstufung bedroht sein. Insgesamt könnte diese „neue Krise“ laut den Ratingagenturen zu neuem Abschreibungsbedarf im zwei bis dreistelligen Milliardenbereich bei den Banken führen. Aus diesem Grund gehören diese heute auch zu den Tagesverlierern. Wieso werden diese Themen nicht richtig eingepreist? Ich habe mich gefragt, wie es kommt, dass dieses Mal „bekannte“ Nachrichten doch noch nicht eingepreist sind. Es hat etwas gedauert, die Lösung zu finden, obwohl sie so unglaublich offensichtlich ist. Doch dann fiel es mir wie Schuppen aus den Augen, man muss eben einfach an seine eigene Nase fühlen. Sie wissen, ich habe immer wieder betont, dass ich das Ausmaß der Subprimekrise nicht bewerten kann (wenn es schon die Banken selbst nicht können) und dass aus diesem Grund Prognosen sehr schwierig sind und die Prognosezuverlässigkeit leidet. Der Grund war einfach, unter anderem, weil ich mich mit diesen Produkten, um die es da geht, niemals zuvor beschäftigt hatte (warum auch). Und genau das ist das eigentliche Problem bei diesem Thema. Ich fürchte, das ging eben nicht nur mir so, sondern dem absolut überwiegenden Teil der Analysten und anderen Marktteilnehmern. Kaum jemand wusste so genau, um was es bei der Subprimekrise ging, welche Produkte inwieweit betroffen waren und was für Auswirkungen das haben kann. Das war wahrscheinlich auch der Grund, warum kaum jemand das Ausmaß überblicken konnte. Wie soll aber der Markt (der ja quasi aus seinen Teilnehmern besteht) etwas einpreisen, von dem die Teilnehmer keine Ahnung haben? Eine neue Regel mit Zusatz Also muss man die oben genannte Regel abändern, dann stimmt es wieder: Nachrichten, die im Markt bekannt sind UND bei denen ein Großteil der Analysten, Anleger und Spekulanten weiß, um was es geht, sind bereits eingepreist. Kurz diese Nachrichten konnten nicht eingepreist sein, weil sie eigentlich nicht „bekannt“ waren... Als ich diese Erkenntnis hatte, musste ich lachen – Miss Börse, wie sie leibt und lebt, schlussendlich setzt sie uns alle immer mal wieder gerne die rote Pappnase auf! Ein zynisch vergnügliches Alaaf in die Welt aus Köln... Ihr Jochen Steffens |