Air Berlin kommt unter Konzernchef Hartmut Mehdorn auf dem Sanierungskurs zwar ein Stück voran. Die Investoren jedoch überzeugt das offenbar nicht: Obwohl der frühere Bahn-Chef am Donnerstag auf der Hauptversammlung das Ziel für das aktuelle Kostensenkungsprogramm um 25 Mio. Euro auf 225 Mio. Euro erhöhte, notierte die Aktie auf dem niedrigsten Stand seit dem Börsengang 2006. Das Papier gewann zwar zwischenzeitlich 5,2 Prozent, stagnierte aber dann nahezu bei einem Kurs von 1,52 Euro. Der Zuteilungspreis belief sich seinerzeit auf 12 Euro.
Air Berlin ist auf gute Nachrichten wie den jetzt angekündigten Sparerfolg dennoch dringend angewiesen. Nach den hohen Verlusten der vergangenen Jahre erwartet Air Berlin laut Mehdorn frühestens 2013 wieder schwarze Zahlen. "Wir wollen aber schon 2012 eine deutliche Ertragssteigerung erreichen", sagte er. Die Fluglinie hatte im letzten Geschäftsjahr bei einem Umsatz von 4,23 Mrd. Euro einen Verlust von 272 Mio. Euro erlitten. Laut Mehdorn stiegen die Schulden der Airline auf 813 Mio. Euro. "Das war ein unakzeptables Ergebnis, das jedoch auf ungewöhnlich viele externe Einflüsse zurückgeht", so Mehdorn. Hoffen auf Oneworld-Kunden Air Berlin firmiert als britische PLC und hält das Aktionärstreffen daher traditionell in London ab. Die Teilnahmequote ist daher recht gering. Die anwesenden Aktionäre äußerten wenig Kritik an Mehdorns Kurs. Der Manager führte als Grund für die Schwäche des Lufthansa-Wettbewerbers unter anderem den Ölpreis an, der 2011 um 16 Prozent gestiegen sei, während sich das wirtschaftliche Wachstum fast überall in der Welt halbiert habe und die Arbeitslosigkeit gestiegen sei. Air Berlin ist zudem durch die Verzögerung am neuen Hauptstadtflughafen besonders stark betroffen, weil hier ein neues internationales Drehkreuz entstehen sollte. Die Panne der Flughafengesellschaft ist hierbei doppelt ärgerlich, weil Air Berlin sich im März der globalen Airline-Allianz Oneworld angeschlossen hat: Von dem verspäteten Start des Airports sind somit auch Partner wie British Airways betroffen. Mehdorn erwartet, dass die Allianz im laufenden Jahr 240.000 zusätzliche Fluggäste bringen wird. Sparen hat Priorität Die Kooperation mit dem neuen Großaktionär Etihad aus Abu Dhabi läuft derweil offenbar besser als gedacht. Die staatliche Fluggesellschaft hält seit Ende 2011 rund 29 Prozent der Anteile und ist damit der größte Investor. Zusammen könnten die beiden Fluglinien in zwei bis drei Jahren vermutlich Kostenvorteile "in guter zweistelliger Millionenhöhe" aus der Zusammenarbeit beziehen, sagte Mehdorn. Obwohl die Eigenkapitalquote per Ende März auf schmale 8,4 Prozent geschmolzen war, sieht der Air-Berlin-Chef aktuell keinen Bedarf für mehr Eigenkapital. Derzeit sei es kein Thema, einen weiteren Investor an Bord zu holen. Zunächst sollten die Ziele des Sparprogramms erreicht werden. "Etihad hat unser Eigenkapital gesichert. Entgegen dem Branchentrend waren wir in der Lage, unsere Kosten herunterzufahren. Wir sind auf einem insgesamt guten Weg", sagte Mehdorn, der vor bald einem Jahr von Air-Berlin-Gründer Joachim Hunold übernommen hatte. |