Praktiker-Anleger erlauben Kapitalerhöhung 05.07.2012, 00:12 Uhr, aktualisiert heute, 00:59 Uhr
Kurz vor dem Glockenschlag haben sich die Aktionäre des Baumarktkonzerns Praktiker vom Vorstand umstimmen lassen: Sie stimmten einer Kapitalerhöhung zu, setzten aber Bedingungen durch - vor allem das Personal betreffend.
Der Vorstandschef der Baumarktkette Praktiker, Kay Hafner, bei der Hauptversammlung in Hamburg. Quelle: dpa Der Vorstandschef der Baumarktkette Praktiker, Kay Hafner, bei der Hauptversammlung in Hamburg. Quelle: dpa
HamburgRettung in letzter Minute: Die Aktionäre der kriselnden Baumarktkette Praktiker haben doch noch grünes Licht für ein Sanierungskonzept gegeben. Bei der Hauptversammlung in Hamburg am Mittwoch machten sie den Weg frei für eine überlebensnotwendige Kapitalspritze.
Sie sieht eine Kapitalerhöhung im Umfang von 60 Millionen Euro vor - als Voraussetzung für ein Darlehen von 85 Millionen Euro von einem US-Investor. Zuvor hatten die Vorstände vor einer Insolvenz gewarnt, sollten die Aktionäre ihre Zustimmung verweigern.
Das dringend benötigte Darlehen des US-Investors Anchorage über 85 Millionen Euro muss nun noch ausverhandelt werden. Der gesamte Aufsichtsrat wurde von den Aktionären für das Geschäftsjahr 2011 nicht entlastet. Auch die früheren Vorstände fielen dabei bis auf einen durch.
Erst nach mehrstündigem Ringen erklärte sich die Fondsmanagerin Isabella de Krassny als Vertreterin der Hauptaktionäre am Mittwochabend dazu bereit, das Sanierungskonzept des Vorstands mitzutragen. Im Gegenzug ersetzt Praktiker auf Druck der Aktionäre zwei Aufsichtsratsmitglieder durch Kandidaten von de Krassny. Bei Praktiker stehen in Deutschland 11.000 Arbeitsplätze auf dem Spiel, europaweit sind es insgesamt gut 19.000.
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Unter anderem zieht sich Vorstandschef Kay Hafner aus dem Aufsichtsrat zurück. Hafner hatte seinen Posten in dem Kontrollgremium nicht niedergelegt, als er im Mai als Ersatz für den überraschend abgetretenen Konzernchef Thomas Fox an die Vorstandsspitze delegiert wurde. Aufsichtsratschef Kersten von Schenck bleibt im Amt und betonte am Mittwoch auf der Versammlung, Hafner gebe nun lediglich sein Aufsichtratsmandat ab.
Als Vorstandschef will Hafner vorerst bis zum 13. August amtieren. De Krassny bekräftigte, der frühere Chef von Deutschlands größter Baumarktkette Obi, Andreas Sandmann, sei ihr Wunschkandidat für den künftigen Vorstandsvorsitzenden.
Zudem wollen Schenck und de Krassny Hafner und Finanzchef Markus Schürholz weitere Vorstandsmitglieder zur Seite stellen. Stundenlang hatten beide Seiten hinter den Kulissen fieberhaft gerungen und dafür auch die Versammlung unterbrochen.
Am Ende votierten die Anteilseigner nach langem Tauziehen kurz vor Mitternacht für die vom Management vorgeschlagene Kapitalerhöhung. Sie ermächtigten den Vorstand außerdem zur Ausgabe einer Optionsanleihe, über die der US-Finanzinvestor Anchorage mit 15 Prozent an Praktiker beteiligt werden soll - als Gegenleistung für einen rettenden Kredit. Hätte sich die Debatte über 24.00 Uhr hinaus hingezogen, wäre eine weitere Hauptversammlung nötig geworden. |