dir hundertprozentig ab. Meine Sicht nachhaltiger Anlagepolitik heute erfordert einige Exkurs, sorry dafür!
Die durchschnittlichen Haltefristen von Aktien haben sich in den letzten 20 Jahren mindestens halbiert. Das ist mein persönlicher Eindruck. Dazu gibt es aber sicherlich Studien. Wir haben eben keine gewachsene Aktienkultur wie die USA, wo die breite Masse Aktien seit je für die private Altersvorsorge direkt oder indirekt über Fonds erworben hat. Mit Geldern, die man nur zu diesem langfristigen Zweck abgezweigt hat. Bei uns hat erst die unsichere Rente zwar den Blick für Aktien geschärft. Aber der Staat hat versäumt, dem historischen Zockerimage der Börse und der Angst vorm Risiko entgegen zu wirken. Dagegen war die Erziehung im Straßenverkehr in Schulen und Medien intensiv und super erfolgreich. Gleiche Aufklärungsarbeit hätte man spätestens nach dem Neuen-Markt-Desaster oder der Telekom-Aktienpleite einleiten müssen. Statt dessen hat man die Deutschen mit der Lüge der sicheren Rente weiter vom Aktienkauf abgehalten. Doppelt unsozial und unverantwortlich - und von allen Regierungen und Parteien seit den 90ern. Jetzt treibt die Nullzins-Politik selbst Omis und Opis mit Sparbuch und Tagesgeld in die Aktien. Aber die Sammelstellen des Kapitals, Banken und Fonds, haben inzwischen derartiges Schwergewicht, dass selbst massenweises Gleichverhalten der Kleinanleger dagegen nichts mehr ausrichten kann. So auch bei Apple. Auch diese Aktie hat zu wenig Longs, auf jeden Fall in Deutschland. Weiteres Treibmittel kürzerer Haltefristen sind Computerhandel und Internet mit Realtime-Kursen und Online-Handel. Es ist noch nicht lange her, da informierte man sich in der FAZ morgens über die Vortagskurse. Der Anruf bei der Bank hat dann oft An- oder Verkauf vereitelt, weil die Banken selber ihren Informationsvorsprung zwischenzeitlich zuungunsten der Kleinanleger schon genutzt hatten.
Omi und Opi liefern sich dem Sparkassen-Mitarbeiter und dessen eigennützigen Rat aus. Der Kurzfristanleger mit Geld, das er nur zeitlich limitiert einsetzen kann, und der Derivate-Käufer liefert sich auch aus - den Großanlegern. Anders der Langfristanleger, der zeitlich unlimitiertes Geld einsetzt, kann den Spieß umdrehen und krisen- oder mediengeschwächte Anteile gesunder Unternehmen wie Apple zu kaufen und zum Zeitpunkt bewusst gepuschter Kurse wieder zu verkaufen.
Bei Apple liegen wir da momentan etwa in der Mitte. Seit Steve Jobs Rückkehr zu Apple bis heute gab es nur ein kleines Abschieds-Szenario von der Aktie, als das Alltime-High allzu schnell erreicht wurde. Denn die verständliche Unsicherheit, wie es ohne SJ weiter geht, passte damals nicht zum Höchstkurs. Er war gepusht. Jetzt passen 100 $ und mehr aber endlich in die Landschaft. Kein Grund zum Ausstieg also.
Aber bei aller "Liebe": Wenn man sogar zugekauft hat in kursschwachen Zeiten, dominiert Apple durch das langfristige Kurswachstum so manches Langfrist-Depot. Das Risiko Klumpenbildung löst man durch Umschichtung. Also teilweiser Verkauf von Apple zu hohen bis überhöhten Kursen. Je nach Fundamentaldaten von Apple, Aussichten, Wettbewerb, Stimmung der Meinungsbildner, globaler Wirtschaftslage kann der Zeitpunkt der Umschichtung und Entklumpung aus heutiger Sicht bei 140, 150, 180, 200 $ liegen. Korrekt hätte ich schreiben müssen in meinem vorletzten Post: Bei 100 $ setze ich mir selbst ein kleines Zeichen der Abnabelung. Und wenn ich wieder einmal Anzeichen von Pushing bei Apple bemerke, will ich Apple auf 50 % meines Depotwerts reduzieren. Und sogar mehr, falls meine Analyse von Apples Zukunft dann eher negativ ausfällt. Jeder Fall ist halt anders. Depotstruktur, Lebensalter, persönliche Analyse etc. |