Kapitalerhöhung bei K+S wird wahrscheinlicher | Ergebnis schrumpft auf ein Hundertstel des Rekordwertes aus 2008 - "Schmerzhafte Kostensenkungsanstrengungen" angekündigt | Von Andreas Hippin, Frankfurt
Börsen-Zeitung, 13.11.2009 Der Kasseler Salz- und Düngemittelhersteller K+S hat nach einem unerwartet schwachen dritten Quartal keine konkrete Prognose für das Gesamtjahr gewagt. Eine Kapitalerhöhung zur Stärkung der Bilanz und zur Sicherung des Investment-Grade-Ratings wird wahrscheinlicher. Sowohl Moody's ("Baa2") als auch Standard & Poor's ("BBB") haben ihre Ratings mit einem negativen Ausblick auf die weitere Entwicklung versehen.
Wenig Gewinnverwässerung
Laurent Favre von der UBS schätzt, dass sich die Nettoverschuldung des Dax-Aufsteigers im laufenden Jahr auf das 3,6-fache Ergebnis vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Amortisation belaufen wird. Der UBS-Analyst, der zum Verkauf der Aktie rät, rechnet allerdings nicht mit einer wesentlichen Gewinnverwässerung für die Anteilseigner, sollte es zu einer Kapitalerhöhung kommen. Die Nettoverschuldung der ehemaligen BASF-Tochter war in den ersten neun Monaten dieses Jahres auf 833,1 (i.V. 630,9) Mill. Euro gestiegen. Für die letzten zwölf Monate belief sich das Verhältnis von Nettoverschuldung und Ebitda auf 1,3 und blieb damit innerhalb des vom Unternehmen vorgegebenen Zielkorridor von 1,0 bis 1,5. Infolge der Übernahme des US-Salzherstellers Morton Salt für 1,7 Mrd. Dollar und der schwachen Geschäftsentwicklung wird sich die Kennzahl nach Einschätzung des Unternehmens allerdings deutlich erhöhen. Der Verschuldungsgrad, der das Verhältnis von Nettoverschuldung und Eigenkapital angibt, beläuft sich aktuell auf 62 %. Als Zielgröße wurden hierfür 50 bis 100 % bestimmt. Die Eigenkapitalquote fiel auf 32,2 (per 31.12.2008: 49,5) % und blieb damit bereits unterhalb der angestrebten Spanne von 35 bis 45 % (siehe Grafik). Bei den Zielvorgaben handele es sich um nach langer interner Diskussion festgelegte Werte, sagte Konzernchef Norbert Steiner während einer Telefonkonferenz. K+S habe alle Instrumente im Blick, die zur Erreichung dieser Ziele in Frage kommen könnten. Er könne und werde eine Kapitalerhöhung nicht ausschließen.
"Ich spekuliere nie"
"Ich versuche, meine Stimme immer sehr neutral zu halten, deshalb sollten Sie nicht auf Grundlage ihres Klangs Spekulationen anstellen", sagte Steiner, nachdem ihm unterstellt wurde, sein Tonfall lasse auf Dringlichkeit schließen. Darüber hinaus wollte er das Thema nicht weiter kommentieren. "Ich spekuliere nie, wie Sie wissen", sagte er. Die Gesellschaft, die stark vom Agrarboom des vergangenen Jahres profitiert hatte, reagiert mit Produktionskürzungen und Kurzarbeit darauf, dass sich Landwirte weltweit beim Kauf von Düngemitteln zurückhalten. Eine Erholung der Preise für Agrarrohstoffe ist bislang ausgeblieben (siehe Chart). Im Oktober senkte K+S ihre Prognose für den branchenweiten Kaliabsatz im laufenden Jahr von 40 Mill. auf 30 Mill. Tonnen. "Aus heutiger Sicht ist im vierten Quartal des Jahres - wie bereits im August beschrieben - nicht mit einer Normalisierung im Düngemittelgeschäft zu rechnen", sagte Steiner. Für 2010 brachte K+S erstmals die Möglichkeit eines weiteren Rückgangs der Weltmarktpreise für Kalidünger ins Spiel. Das hätte "erhebliche negative Auswirkungen auf den Umsatz und die Profitabilität der K+S Gruppe", heißt es im Zwischenbericht. Die Schätzung für den branchenweiten Kaliabsatz im kommenden Jahr hatte das Unternehmen bereits auf seiner Roadshow im vergangenen Monat von 50 Mill. auf 45 Mill. Tonnen gekürzt.
Kurzarbeit 2010
"Seien Sie versichert, dass 2009 und 2010 von schmerzhaften Kostensenkungsanstrengungen geprägt sein werden", sagte Steiner. Es sei sehr wahrscheinlich, dass die Kurzarbeit im kommenden Jahr fortgesetzt werden müsse. Er rechne allerdings mit einer höheren Auslastung. Die sparsame Düngung zeige bereits erste Auswirkungen auf die Qualität der Agrarprodukte, etwa in Form eines niedrigeren Zuckergehalts bei Zuckerrüben oder schwarzer Stellen bei Kartoffeln. Der Umsatz brach im dritten Quartal um 52 % auf 698 Mill. Euro ein. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Marktwertveränderungen noch ausstehender Sicherungsgeschäfte sowie darauf entfallende Steuereffekte (Ebit I) schrumpfte auf 9,4 Mill. Euro - knapp 2 % des vor einem Jahr erzielten Rekordwerts von 502,2 Mill. Euro. Unter dem Strich blieben 3,7 (333,5) Mill. Euro. Damit ist der Gewinn auf ein Hundertstel des Vorjahreswerts geschrumpft. Der Geschäftsbereich Stickstoffdüngemittel, in dem seit Jahresbeginn die Bereiche Compo und Fertiva zusammengefasst sind, setzte 60 % weniger um. Er lieferte einen operativen Verlust von 47,2 Mill. Euro. Ein Jahr zuvor steuerte die Sparte noch 40 Mill. Euro zum Ebit I bei. Auch für das kommende Jahr rechnet Vorstandsmitglied Joachim Felker nicht mit einer Normalisierung im Geschäft mit NPK-Düngern (Stickstoff, Phosphor, Kalium). Die K+S-Aktie legte nach Verlusten im frühen Handel 1,7 % auf 38,50 Euro zu und war zeitweise stärkster Dax-Wert. Immerhin erwartet das Unternehmen für 2010 einen höheren Kaliabsatz. ---- - Wertberichtigt Seite 8
| Börsen-Zeitung, 13.11.2009, Autor Andreas Hippin, Frankfurt, Ausgabe Nr. 219, Seite 9, 698 Worte | ----------- Grüsse King-charles |