Krisengewinnler und junge Überflieger versprechen spektakuläre Wachstumsraten für die kommenden Jahre. Welche Unternehmen alle Voraussetzungen dafür mitbringen
Zweistellige Wachstumsraten pro Quartal, jährliche Umsatz- und Gewinnverdoppelung. Das klingt fast wie die märchenhaften Versprechen der Unternehmen aus den Zeiten der Techblase und des Neuen Markts. Doch fast zehn Jahre nach dem Neuen Markt und am Ende der größten Wirtschaftskrise seit der Depression der 30er-Jahre zeichnen sich tatsächlich immer mehr Unternehmen am Horizont ab, die Wachstumsraten versprechen, wie man sie zuletzt zu Beginn des Jahrzehnts für möglich gehalten hat.
Nicht Schaumschläger mit hektisch zusammengezimmerten Märchen- und Fantasie-Geschäftsmodellen sind es dieses Mal, sondern starke Überlebende der Krise aus alten Industrien sowie junge Unternehmen aus den Schwellenländern, die für viel Kursfantasie sorgen. Einer der beispielhaften Überflieger trägt allerdings doch einen märchenhaften Namen, der stark an den Neuen Markt erinnert: Alibaba.com. Das chinesische Unternehmen betreibt eine Internetplattform, die Käufer und Lieferanten auf der ganzen Welt zusammenbringt. 5,6 Millionen Mitglieder aus über 240 Ländern nutzen das Geschäftsportal.
Neu in der Nachkrisenwelt ist jedoch, das nicht nur junge Hightech-unternehmen schnelle Zuwäche bei Umsatz, Gewinn und Aktienkurs versprechen, sondern auch marktstarke Konzerne aus alten Industrien wie etwa der Stahlindustrie. Den deutschen Stahlriesen ThyssenKrupp und Salzgitter gelang es zuletzt, trotz der weiterhin unsicheren Perspektiven in wichtigen Abnehmerbranchen wie Maschinenbau und Autoindustrie, höhere Preise durchzusetzen. Ermutigend. Dennoch bleibt man auch in den Vorstandsetagen der Konzerne in Essen und Salzgitter weiter vorsichtig.
Die Vorsicht der Stahlbarone ist allerdings auch das Überraschungspotenzial für das kommende Jahr. Vorsichtig ist man etwa beim Stahlgiganten ArcelorMittal. Bis auf Weiteres hat Sparen Priorität. Denn trotz des guten dritten Quartals könnte der Stahlriese übers Gesamtjahr noch in den roten Zahlen bleiben. Der Sparkurs sollte sich im kommenden Jahr aber auszahlen. Analysten gehen im Durchschnitt von mehr als 20 Prozent Umsatzwachstum aus. Und weil die Kosten gesunken sind, wirken die höheren Margen als guter Hebel beim Gewinnwachstum.
Mit einer Wette auf Wachstum vor allem mit Aktien von Unternehmen wie ArcelorMittal, aber auch bei K + S, dem Rohstoffriesen aus dem DAX, deren Kurspotenzial wegen der Sorge über Rückschläge in der globalen Konjunktur weiter unterschätzt wird, könnten Anleger 2010 gute Gewinne einfahren. Denn auch bei dem Rohstoffkonzern aus Kassel, vielen noch bekannt als Kali und Salz, erwarten Analysten nach einem schwierigen Jahr 2009 kommendes Jahr ein Umsatzplus von 27 Prozent und gut 120 Prozent mehr Gewinn im Vergleich zu 2009. K + S ist damit im DAX der Topfavorit für positive Überraschungen 2010.