Mit einem neuen Namen will der ehemals weltgrößte Versicherer AIG auf Investoren- und Kundenfang für sein Sach- und Lebengeschäft gehen. Unter der Marke „Chartis“ soll das in eine eigenständige Gesellschaft ausgegliederte Geschäft in Zukunft auftreten. Damit versucht sie, das verheerende Image Muttergesellschaft AIG hinter sich zu lassen.
AIG - ein Name der für die Krise steht. Quelle: Reuters NEW YORK. Die neue „Chartis“ kommt weltweit auf etwa 40 Mio. Kunden. AIG erhofft sich offenbar auch eine Vereinfachung der Gespräche mit Investoren. Die staatlich kontrollierte AIG sucht seit langem einen Käufer für 20 Prozent an „Chartis“. Auch ein Börsengang ist nicht ausgeschlossen. Anders als AIG, die 2008 rund 99 Mrd. Dollar Verlust gemacht hat, verdiente die zu Jahresanfang mit 38 Mrd. Dollar bewertete Tochter im vergangenen Jahr zwei Mrd. Dollar. Gespräche mit Investoren dürften dadurch erschwert werden, dass die Einnahmen aus einem Verkauf nicht „Chartis“, sondern der Schuldentilgung von AIG zu Gute kommen. Zudem wird der Staat als AIG-Großaktionär auch bei „Chartis“ weiter entscheidend mitreden. Ein Sprecher sagte am Montag lediglich, der ganze Prozess laufe wie geplant.
AIG hat schon eine Reihe von Tochterfirmen verkauft und dürfte am Ende des Sanierungsprozesses in einigen Jahren vor der Auflösung stehen. Der Konzern war im Herbst 2008 wegen Derivatespekulationen ihrer Londoner Tochter in Schieflage geraten. Schon die 165-Mrd-Dollar schwere Rettung der Firma mit Steuermitteln sorgte für öffentliche Verärgerung. Die wuchs zur Empörung an, als bekannt wurde, dass der Konzern noch nach dem faktischen Kollaps hohe Boni zahlte. Zeitweise waren AIG-Mitarbeiter deswegen sogar in ihrem privaten Umfeld Anfeindungen ausgesetzt. Deshalb ließ AIG im März Schriftzug und Logo vom Hauptquartier des Sach- und Lebengeschäftes abmontieren. Dieses sollte zunächst in „American International Underwriters“ (AIU) umgetauft werden. Offenbar erinnerte der Name aber zu stark an AIG, so dass er wieder fallen gelassen wurde. Der neue Name „Chartis“ ist nach Firmenangaben abgeleitet vom griechischen Wort für „Karte“. Das neue Logo, ein nicht vollständig geschlossener Kreis, symbolisiere einen Kompass. Marketing-Experten, wie der auf Reputationsmanagement spezialisierte New Yorker Berater Kasper Nielsen hatten die Konzentration auf den neuen Namen zuletzt kritisiert. Ohne ein öffentliches Bekenntnis zu den Fehlern der Vergangenheit werde es auch mit neuem Namen schwer, das Image zu verändern, sagte er. |