An den von Solarworld veröffentlichte Eckdaten zu Q3 kann man wunderschön erkennen wie trotz anziehendem Verkaufsvolumen und Produktionsvollauslastung die Überkapazitäten mit dem dazugehörigen Preisverfall eindeutige Spuren bei der Gewinnentwicklung hinterlassen haben. Von positiven Skaleneffekte aufgrund der sehr guten Kapazitätsauslastung ist weit und breit nichts zu erkennen. Solarworld konnte zwar die Absatzmenge in Q3 um 15% auf 125 MW steigern, aber der Umsatz war im Vorjahresvergleich sogar leicht rückläufig, trotz eines 15%igen höheren Ausstoßes !! Der operative Gewinn ging deshalb in Q3 um fast zwei Drittel auf "nur" noch 34,7 Mio. € (Vj.: 90,8 Mio. €) zurück. Dementsprechend betrug die EBIT-Marge in Q3 "nur" noch 15%. Im 1.Halbjahr 2009 lag sie noch bei 20,7%. Nun ja von diesen Zahlen kann Conergy nicht einmal träumen.
Die Solarworldzahlen belegen eindeutig, dass trotz der wesentlichen höheren Absatzmengen die Solarmodulhersteller immer stärker und stärker unter dem extremen Preisverfall der Module leiden. Auf der anderen Seite zeigen die Zahlen aber auch, dass das Wachstum bei den Solarmodulen weiterhin voll intakt ist. Die immer noch sehr gute EBIT-Marge von 15% bei Solarworld zeigt aber auch, dass es immer noch genügend Luft nach unten bei den Modulpreisen gibt. Zumal auch die steigenden Absatzmengen großteils den Vorzieheffekten in Deutschland zurückzuführen sind, denn die Subventionen für Solarstrom werden in Deutschland im nächsten Jahr um 10 bis 15% gekürzt. Das alles ist nicht gerade hoffnungsvoll für die Solarmodulhersteller. Man kann ohnehin gespannt sein wie sich diese Vorzieheffekte auf die ersten fünf, sechs Monate im nächsten Jahr negativ bemerkbar machen.
Rückschlüsse von den Solarworldzahlen auf Conergy zu ziehen ist nur ganz schwer möglich, da Conergy in den letzten 10 Quartalen nur Verluste generierte , während Solarworld in dieser Zeit wunderschöne Gewinne erzielen konnte. Aber beim Betrachten der Zahlen von Solarworld müsste es jetzt auch jedem klar sein, dass trotz Vollauslastung und höherem Absatzvolumen nicht unbedingt ein höheres Umsatzwachstum herauskommen muss, denn der Preisverfall der Module von rd. 25% hinterlässt natürlich eindeutige Spuren beim Umsatz und vor allem bei der Gewinnentwicklung.
Conergy wird sich gegenüber dem Q2-Ergebnis mit einem Verlust von rd. 20 Mio. € ganz sicher steigern können bzw. müssen, aber wenn ich mir die Zahlen von Solarworld auf der Gewinnseite anschaue, dann möchte ich doch stark bezweifeln, dass Conergy in Q3 einen Quartalsgewinn ausweisen kann. Die Abwärtsspirale der Modulpreise wird sich wegen den weltweiten Überkapazitäten weiter fortsetzen. Das alles sieht angesichts der operativen Schwäche und der sehr wackligen Bilanz von Conergy alles andere als gut aus. Der recht große Margenrückgang von Solarworld in Q3 bestärkt mich in meinen sehr kritischen Annahmen zu Conergy. Das Branchenumfeld in der Solarindustrie mit den massiven Preisrückgängen spricht nicht gerade für Conergy. Zumal Conergy immer noch auf eine recht hohe Marktkapitalsierung von 300 Mio. € kommt (obwohl die Aktie nur noch ein Pennystock ist !!!) und der Buchwert der Aktie gerade mal 0,34 € beträgt. Sieht doch irgendwie nach einer recht hohen Überwertung aus. Mal sehen wie das Q3-Ergebnis in einer Woche ausfallen wird, aber Wunderdinge erwarte ich keinesfalls von Conergy. Dazu hat Conergy in der Vergangenheit viel zu oft enttäuscht und die Q3-Zahlen von Solarworld tun ihr Übriges dazu. |