Ich habe schon länger einen Einstieg hier in Erwägung gezogen, auch bevor die ganze Ukraine-Angelegenheit begonnen hat. Damals war Gazprom dem Papier nach auch schon günstig. Rückblickend bin ich froh die Finger davon gelassen zu haben, denn damit hätte ich nur Geld verbrannt. Heute bin ich auch nicht optimistischer, weil die russischen Aktien insgesamt einen Antrieb brauchen um zu steigen und den sehe ich hier nicht. Vor allem weil die Ukraine in den Augen der russischen Regierung eine strategische Bedeutung bekommen hat, für die man offensichtlich bereit ist beinahe jeden Preis zu zahlen. Das bedeutet letztlich, dass man als Kleinanleger mit russischen Aktien in sehr große Gefahr begibt, denn man hat von allen Seiten Risiken, was sich in verschiedenen Punkten zeigt.
1. Wie soll der Konflikt enden? Ich kann momentan nicht feststellen, dass sich irgendetwas in Richtung Frieden und Normalisierung der Beziehungen zu Russland bewegen würde. Selbst wenn man irgendwie auf wundersame Weise das Problem in der Ostukraine lösen würde, indem man den Russen beispielsweise garantieren würde, dass die Ukraine niemals in die Nato kommen würde, bliebe die Annexion der Krim ja trotzdem bestehen. Es wäre/ist unglaublich schwer die Vorgänge dort anzuerkennen, völlig gleichgültig, was sich Platzeck wünscht, der im Übrigen, da kann ich wetten, ohnehin gleich wieder zurückgepfiffen werden wird.
2. Nehmen wir mal an es geht so weiter wie bisher. Die USA werden auf weiteren Sanktionen bestehen und Europa wird sie, wenn auch zeitverzögert auch umsetzen. Das muss ja kein Boykott vom einen Tag auf den anderen sein, aber es spricht viel dafür, dass sich Russland und "der Westen" voneinander entfernen. Wenn dann die Kampfhandlungen wieder aufflammen sollten, bin ich mir sicher - neue Sanktionen würden folgen.
3. Wer sagt eigentlich, dass russische Aktien überhaupt noch handelbar sein werden?
4. Ich informiere mich viel über russische Nachrichten und habe persönlich viel mit Russland zu tun. Die momentane wirtschaftliche Lage ist, nach allem was ich höre mindestens ungewiss. Die Russen, welche ja schon viele Krisen überlebt haben und für die auch das Wort Default nicht unbekannt ist, holen, sofern sie überhaupt welches haben, ihr Geld von den Banken und/oder tauschen in Euro und Greenbacks um. Es soll sogar schon Banken geben, die den Kunden ihre Beträge nicht vollständig auszuzahlen bereit sind (allerdings nicht die ganz großen wie Sberbank oder VTB).
5. In Moskau wird jetzt auch noch eine Steuer auf Immobilienbesitz erhoben. Das spricht nicht für einen Boom. Gleichzeitig hat die kommunistische Partei vorgeschlagen den Tausch in ausländische Währungen auf 500$ pro Person pro Monat zu limitieren. Natürlich heißt das nicht, dass dies geschehen muss, aber wenn sich die Lage weiter verschlechtert und vieles deutet darauf hin, dass sie sich verschlechtern wird, habe ich keinen Zweifel daran, dass es Kapitalverkehrkontrollen geben wird. All solche Vorschläge und Aktionen tragen nicht dazu bei, dass Geld nach Russland fließt, aber genau das ist doch die Voraussetzung für steigende Kurse und stabile Dividenden.
So sehr ich auch die Chancen sehe und auch jeden verstehe, der hier trotzdem investiert, ich bleibe hier weiter an der Seitenlinie bis sich etwas substabziell ändert. Ansonsten fürchte ich einfach zwischen den Fronten eines geopolitischen Konfliktes zerquetscht zu werden.
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