Kritik an Freenet wächst Von Sandra Louven Freenet-Konkurrent Drillisch, selbst Anteilseigner beim Internetdienstleister, fordert drei neue Aufsichtsratsmitglieder. Hintergrund sind umstrittene Maßnahmen, die den Wert des Aktienpakets von Freenet-Chef Spoerr erhöht haben. Auf diese Weise würde die ohnehin interessante Personal-Verflechtung noch verschärft.
DÜSSELDORF. Knapp zwei Wochen vor der Hauptversammlung des Internet- und Mobilfunkdienstleisters Freenet häuft sich die Kritik der Aktionäre an Unternehmenschef Eckhard Spoerr und seinem Aufsichtsrat. In Unternehmenskreisen des Konkurrenten Drillisch, der acht Prozent an Freenet besitzt, heißt es, man wolle der Hauptversammlung am 20. Juli vorschlagen, dem Vorstand das Vertrauen zu entziehen. Drillisch wollte sich dazu nicht äußern.
Offiziell gibt das Unternehmen an, man habe in einem Gegenantrag zur Hauptversammlung drei neue Aufsichtsratmitglieder vorgeschlagen. Der Grund: Drillisch-Chef Paschalis Choulidis beschuldigt den Aufsichtsrat von Freenet, widerstandslos alle Vorschläge von Spoerr abzusegnen. „Grundsätzlich ist die Bestellung der Aufsichtsratmitglieder Sache der Aktionäre“, sagt ein Freenet-Sprecher. „Wir halten die Vorschläge aber für ungerechtfertigt, weil etwa Charles Fränkl beim direkten Wettbewerber Hansenet tätig ist.“ Kritik von Drillisch und weiteren Aktionären hat vor allem ein Aktienwertsteigerungsprogramm auf sich gezogen, das Spoerr und weiteren Vorständen enorme Gewinne ermöglicht.
Choulidis will, dass mehr Branchenkenner in das Kontrollgremium einziehen. Drillisch hat dafür den ehemaligen E-Plus-Chef Uwe Bergheim sowie den ehemaligen Chef von AOL Deutschland, Charles Fränkl, und den Schweizer Unternehmer Markus Billeter als Kandidaten vorgeschlagen. Hinzu komme die Ersatzkandidatin Patricia Weisbecker von der Wertpapierhandelsbank ICF Kursmakler.
Der Freenet-Aufsichtsrat hat zwölf Mitglieder – sechs vertreten die Kapitalgeber. Eine Neubesetzung des Gremiums steht zur Hauptversammlung ohnehin an, weil der bis vor kurzem größte Aktionär, der Finanzinvestor Texas Pacific Group (TPG), seine Anteile in Höhe von knapp 19 Prozent vor einigen Wochen verkauft hat. Drei von TPG gestellt Aufsichtsräte haben ihr Mandat nach dem Verkauf niedergelegt. Aus dem Umfeld von Drillisch ist zu hören, man akzeptiere die drei Ersatzkandidaten, die Freenet für die scheidenen TPG-Mandate vorschlägt. Das würde bedeuten, Choulidis will die drei restlichen Aufsichtsratsmitglieder ersetzen – den Vorsitzenden Helmut Thoma sowie den Notar Hans-Joachim Priester und den Rechtsanwalt Oliver Brexel.
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Die Frist zur Abgabe von Gegenanträgen zur Freenet-Hauptversammlung endete am vergangenen Freitag. Bislang hat das Unternehmen den Antrag von Drillisch zu den neuen Aufsichtsratsmitgliedern noch nicht auf seiner Website veröffentlicht.
Freenet gehört knapp zur Hälfte acht Großaktionären. Der amerikanische Beteiligungsfonds K Capital, der gut drei Prozent an Freenet besitzt, verweist darauf, dass ein neuer Aufsichtsrat nicht nötig sei, weil Spoerr Freenet ohnehin verkaufen wolle. Spoerr hat in der vergangenen Woche die Investmentbank Morgan Stanley beauftragt, Angebote für die jüngst mit dem Mobilfunk-Dienstleister Mobilcom verschmolzene Freenet zu prüfen.
Die Gegenanträge zur Freenet-Hauptversammlung offenbaren aber auch eine interessante Personal-Verflechtung: Die bayerische Gießerei EMG Castings fordert eine drastische Anhebung der Sonderdividende auf 11,50 Euro je Aktie. Spoerr hatte 5,50 Euro vorgeschlagen. Das pikante an der Forderung: EMG hat einen Aufsichtsrat, Nico Forster, der auch Kontrolleur und Anteilseigner von Drillisch ist. EMG betonte, das Unternehmen habe vor einigen Wochen Freenet-Aktien gekauft, ohne dass Forster dazu geraten habe. Die Gießerei begründet ihre Forderung damit, dass Spoerr versprochen habe, die liquiden Mittel auszuschütten, die nicht für Zukäufe benötigt werden. Fünf weitere Aktionäre fordern ebenfalls eine höhere Sonderdividende.
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Zankapfel Aktienprogramm
Der Streit zwischen dem Freenet-Vorstand und seinen Aktionären entzündet sich vor allem an einem Aktienwertsteigerungsprogramm, das der Aufsichtsrat Ende Mai beschlossen hat. Das Programm enthält Aktienwertsteigerungsrechte, die rund fünf Mill. Aktienoptionen entsprechen – rund drei davon sind für den Vorstand vorgesehen. Großaktionäre wie Drillisch und der britische Finanzinvestor Hermes halten diese Verteilung für unangemessen. Sie kritisieren zu dem den Basiswert des Programms als zu niedrig, um Anreiz für eine Wertsteigerung zu bieten.
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