Mobilfunk Drillisch wächst und will wieder einstellen
02. März 2006 Der Wildwuchs von Mobilfunktarifen in Deutschland ist für Laien schier undurchdringlich. Unzählige Angebote sind verfügbar. Dagegen ist der Kreis der Anbieter klein: Außer den großen Netzbetreibern wie Deutsche Telekom und Vodafone sowie E-Plus und O2 werben sogenannte Service-Provider um Kunden: Diese Unternehmen unterhalten selbst selbst kein Netz. Vielmehr kaufen sie Minuten zu bestimmten Bedingungen von den Netzbetreibern ein, entwickeln eigene Tarife und vertreiben diese. In diesem Kreis ist Debitel mit einem Marktanteil von etwa 44 Prozent der größte Vertreter, gefolgt von Mobilcom, Talkline - und Drillisch mit Sitz in Maintal.
Der börsennotierte Konzern mit vier Tochtergesellschaften wirtschaftet grundsätzlich in einem angenehmen Umfeld: Der Trend weg von der Festnetz- und hin zur Mobiltelefonie hält an. Und Drillisch befindet sich auf Wachstumskurs. Zwar ging die Gesamtleistung im vergangenen Jahr von knapp 356 Millionen Euro auf gut 330 Millionen Euro zurück. Doch die Zahl der Kunden stieg auf 1,7 Millionen Kunden, vor Jahresfrist waren es 1,63 Millionen gewesen; den Marktanteil beziffert Drillisch auf 8,5 Prozent. Der Vorsteuergewinn stieg trotz der gesunkenen Erlöse um gut 50 Prozent auf 25,1 Millionen Euro, während das Ergebnis je Aktie um 45 Prozent auf 45 Cent kletterte; dies entspricht einem Überschuß von 14,85 Millionen Euro. Erstmals seit 1998 will der Konzern den Aktionären eine Dividende zahlen, und zwar 20 Cent je Anteilsschein.
Abwärts gegangen ist es dagegen mit der Mitarbeiterzahl. Sie ist im Jahresdurchschnitt von 372 auf 345 gesunken; 110 davon sind in Maintal tätig. Nach eigenen Angaben kann sich der Vorstand aber vorstellen, selektiv wieder Mitarbeiter anzuheuern.
Vertrieb weitgehend übers Internet
Auf den weiteren Jahresverlauf blickt der Vorstand zuversichtlich. Sein etwas schwammig formuliertes Ziel lautet, trotz des Preisdruck auf dem Mobilfunkmarkt wieder „ein gutes Ergebnis” zu erzielen. Dazu beitragen soll die recht neue Billig-Marke „Simply”, die Mobiltelefonieren ohne Vertragsbindung, Mindestlaufzeit und Grundgebühr ermöglicht. Zudem bietet Drillisch einen einheitlichen Preis in jedes Netz und einen „Best Tarif”-Vergleich. Im Gegenzug müssen „Simply”-Kunden auf Service verzichten. Anmelden müssen sich Interessenten übers Internet. Die Rechnung kann ebenfalls nur auf diesem Weg abgerufen werden. Sie wird nicht nach Hause geschickt - „das würde Geld kosten”, wie Drillisch-Sprecher Oliver Keil erläutert.
Grundsätzlich spielt das Internet für den Konzern eine wichtige Rolle. Der überwiegende Teil des Vertriebs erfolgen über diesen Weg, der Rest über Fachhändler. Die eigenen Läden, darunter ein Geschäft auf der Zeil in Frankfurt, hat Drillisch im vergangenen Jahr in eine Kooperation mit SMS Michel eingebracht, um Kosten zu sparen. Da das bankschuldenfreie Unternehmen gut 30 Millionen Euro in der Kasse hat und monatlich bis zu zwei Millionen Euro dazukommen, will es im anstehenden Konsolidierungsprozeß der Branche gerne aktiv teilhaben. Dies könne Drillisch aber letztlich nicht selbst beeinflussen.
|