T-Mobile sagt Discountern Kampf an
Unternehmenschef René Obermann will weiter stark expandieren
von Lutz Frühbrodt
27. Januar 2006
Die Welt: Herr Obermann, in Deutschland lag T-Mobile mit 810 000 Neukunden zwar über den Erwartungen der meisten Analysten. Doch Sie konnten weniger Kunden gewinnen als Ihre Konkurrenten Vodafone und O2. René Obermann: Das vierte Quartal war für T-Mobile überaus erfolgreich. Schließlich haben wir ein deutlich stärkeres Wachstum bei den umsatzstarken Vertragskunden erzielt als unser Hauptkonkurrent Vodafone. Aber: Wir haben nicht nur in Deutschland, sondern auch in allen anderen T-Mobile -Ländern deutlich mehr Kunden gewonnen. Besonders freut mich das gute Ergebnis im schwierigen britischen Markt.
Die Welt: Bei Ihnen ist das Vertragsgeschäft besser gelaufen als bei den anderen. Bedeutet dies auch, daß der Umsatz pro Kunde nicht so stark nach unten weist wie bei der Konkurrenz? Obermann: Durch den allgemeinen Preisverfall im Mobilfunk und durch die Absenkung der Gebühren für die Durchleitung von Gesprächen aus dem Festnetz stellt sich auch natürlich bei uns diese Frage. Insgesamt scheint mir unser Wachstum jedoch werthaltiger zu sein als bei den Konkurrenten.
Die Welt: Stehen die Zeichen bei T-Mobile also stärker auf Ertrag oder doch eher auf Wachstum? Obermann: Wir wollen unseren Kurs konsequent fortsetzen. Wir werden als Erster in Deutschland mit klarem Abstand zu unseren Konkurrenten bei den Kunden die 30-Millionen-Marke überspringen. Unser Erfolg zeigt, daß unser Programm " Sparen für Wachstum" Früchte trägt und ein Teil der eingesparten Kosten in verstärktes Marktwachstum reinvestiert werden kann. Für die nächsten zwölf bis 18 Monate haben wir genügend Spielraum, um unseren Marktanteil zu erhöhen.
Die Welt: Wie will T-Mobile dies bewerkstelligen? Obermann: Wir wollen die Chancen, die sich aus dem Markttrend von Festnetz zum Mobilfunk ergeben, konsequent nutzen. Ein weiteres Ziel: Unsere Kunden sollen die mobilen Datendienste noch stärker nutzen als bisher. Bei Geschäftkunden werden wir dazu mit T-Systems noch enger zusammenarbeiten. Unseren Privatkunden bieten wir unser Produkt " Web'n'Walk" an, das freies Surfen im Internet ermöglicht. Und wir werden am Markt mit noch aggressiveren Tarifangeboten auftreten. Wir arbeiten konsequent an der Verbesserung unserer Servicequalität und der Marke T-Mobile. In diesem Bereich werden wir verstärkt investieren.
Die Welt: Stichwort " allgemeiner Preisdruck" . Wird durch die vielen Billiganbieter das Preisniveau sinken? Obermann: Das Preisgefüge bleibt bis auf weiteres unter Druck. Die Discounter tun aber auch durchaus etwas für den Gesamtmarkt. Sie sorgen mit ihren Angeboten dafür, daß der Mobilfunk allgemein als preiswert und erschwinglich wahrgenommen wird.
Die Welt: Also friedliche Koexistenz? Obermann: Ganz im Gegenteil: Der Preiswettbewerb wird in aller Schärfe geführt. In diesem Zusammenhang ist ein starkes Markenprofil wichtig, um den Kunden klare Orientierung zu geben. Wir als T-Mobile stehen für Preiswürdigkeit, Servicequalität und beste Netze. Daran werden wir verstärkt arbeiten.
Die Welt: Das heißt: Weiter keine eigene Billigmarke von T-Mobile? Obermann: Ich habe nicht die Absicht. Wir bleiben weiterhin knallhart auf Kurs. Und wir werden uns nicht die Butter vom Brot nehmen lassen. Dies ist durchaus als Kampfansage zu verstehen.
Die Welt: Im hart umkämpften US-Markt konnte T-Mobile im vierten Quartal mit 1,4 Millionen Neukunden stark zulegen. Geht es 2006 bergab? Kürzlich hat Amerika-Chef Bob Dotson gesagt, daß sich das Wachstum spürbar abschwächen werde. Obermann: Diese Äußerung ist in Deutschland überinterpretiert worden: Sie bezog sich nicht auf unsere amerikanische Mobilfunktochter, sondern auf den US-Mobilfunkmarkt insgesamt. Wir wollen unseren Marktanteil weiter ausbauen: In den nächsten zwei Jahren wollen wir einen Anteil zwischen 18 und 20 Prozent am amerikanischen Marktwachstum erreichen.
Die Welt: 2006 könnte für T-Mobile USA zum " Jahr der Entscheidung" werden. Im Sommer findet eine Spektrumsauktion statt. Obermann: Die für uns sehr wichtig ist, weil wir mit den zu vergebenden Funkfrequenzen den schnellen Zugang ins Internet und Multimediadienste anbieten können. Deshalb wird sich T-Mobile an diesem Vergabeverfahren beteiligen. Wir stehen zu unserem US-Geschäft, mehr denn je zu vor.
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