Der Wunsch nach einem Kapitalismus 'mit menschlichem Antlitz' ist angesichts der periodisch anfallenden teils verheerenden sozialen Kosten nur legitim. Auch die in der Praxis dann grandios scheiternden Systemalternativen gingen letztlich aus dieser Begründung hervor. Wenn sich Foodstamper neben ihren zwangsgeräumten Immobilien in Zelten durch die Nacht frieren, wenn brauchbares Zeugs auf Halde produziert wird, weil keiner es sich mehr leisten kann, wenn der Regenwald für ein paar Dollar mehr eingestampft wird, wenn Blasen erst aufgepumpt und dann zum Platzen gebracht werden und darüber ganze Volkswirtschaften in den Abgrund ziehen, wenn der eine Milliarden hat und andere gar nichts, dann erscheint der Kapitalismus als eine einzige absurde Verschwendung menschlicher, natürlicher und ökonomischer Ressourcen... Nur 'erscheint' deshalb, weil die gesamte materielle Welt, in der Du dich in aller Selbstverständlichkeit bewegst und auf die Du in aller Selbstverständlichkeit zugreifst, der gesamte materielle Reichtum, der schon immer Gegenstand sozialer Verteilungsdebatten war, aus eben dieser anarchischen Produktionsweise hervorging und geht. Anders ausgedrückt: Mit 'Nachhaltgkeit' wären wirüber die Dampfmaschine wohl kam hinausgekommen. .. Der Wunsch, die Welt möge eine andere sein, ist jedoch nicht umsonst. Er wird dann praktisch, wenn's darum geht, die unvermeidlich anfallenden sozialen Kosten dieser Produktionsweise zu mildern, auf Staatsebene als Sozialstaat. Sachlich eine systemstabilisierende Funktion, weil nur so die hinreichende soziale Akzeptanz (des privaten Eigentums) gewährleistet werden kann, ohne die Kapitalismus nicht geht (was Marktradikale gerne übersehen). Perspektivisch vielleicht das Tor zu einer postkapitalistischen Gesellschaft, Kommunismus oder was auch immer, wenn der Kapitalismus irgendwann historisch ausgespielt hat. Irgendwann wohlgemerkt... Fill ----------- Pessimismus ist irrelevant |