Es gibt sie noch die guten Nachrichten.
Das so bezeichnete Sunliquid®-Verfahren nutzt Reststoffe der Getreideerzeugung. Kurzum: Sunliquid® wandelt Strohabfall in Biokraftstoff um. Biokraftstoff aus dem Zucker von Feldfrüchten zu gewinnen, ist gängige Praxis. Neu dagegen ist, Reststoffe aus der Agrarwirtschaft dafür zu verwenden. Deren weltweites Potential ist beachtlich. So können beispielsweise Strohabfälle von den Reisfeldern Asiens, den Zuckerrohplantagen Südamerikas, von amerikanischen Maispflanzungen oder von europäischem Weizen genutzt werden, um daraus Bioethanol herzustellen. Mit dem biotechnologischen Sunliquid®-Verfahren gelingt es jetzt, den schwer zugänglichen Zucker aus nicht essbaren Pflanzenresten wie Getreide-Stroh oder Mais-Stroh in Ethanol umzuwandeln. Verwendet wird jeweils der pflanzliche Reststoff, der regional zur Verfügung steht. In Europa ist das vor allem Weizen-Stroh, das in Ballen angeliefert und in Stücke verkleinert wird.
Die Herstellung gliedert sich in mehrere Teilprozesse und beginnt mit der mechanischen und thermischen Vorbehandlung. In einem Behälter wird das Stroh unter Druck mit Dampf behandelt und verfällt dabei in Faserbündel. Im zweiten Schritt erfolgt die Enzymproduktion. In diesem Prozess wird zunächst eine geringe Menge der gewonnenen Strohfasern abgetrennt, in einen kleinen Reaktor gefüllt und dient hier den hinzugefügten Mikroorganismen als Nahrungsgrundlage. Anschließend werden die Faserbündel unter Zugabe von Enzymen verflüssigt. Die produzierten Enzyme lösen alle im Stroh verfügbaren Zuckerarten heraus und wandeln diese in die entsprechenden Monomere um. Das unlösliche Lignin wird abgetrennt und als Brennstoff für die Erzeugung der im gesamten Prozess benötigten Energie eingesetzt. Diese Schritte wurden bei dem Verfahren dabei so optimiert und aufeinander abgestimmt, dass sie ohne Zugabe von Chemikalien und weiterer externer Energie auskommen. Hierdurch wird der Prozess sicherer und umweltschonender. Die erzeugte Zuckerlösung durchläuft dann im folgenden dritten Schritt die Fermentation. Alle Zuckerarten werden dabei in Ethanol umgewandelt, das zunächst im Wasser gelöst vorliegt. Im vierten und letzten Prozessabschnitt wird das Ethanol vom Wasser durch einen Adsorber-Prozess energiesparend getrennt. Das Ethanol wird anschließend zu Biokraftstoff weiterverarbeitet. Das spezielle Sunliquid®-Verfahren ist gegenüber vergleichbaren Verfahren um 50% effizienter. Durch das Sunliquid®-Verfahren wird der wiederkehrenden Diskussion um Flächennutzung, insbesondere in Bezug auf landwirtschaftliche Nutzflächen, aus dem Weg gegangen. Im Mittelpunkt dieser Diskussion steht, ob eine Fläche für den Anbau von Energiepflanzen zur Erzeugung von Bioenergie oder für Nahrungs- und Futtermittelpflanzen genutzt wird. Dabei wird in Fachkreisen von Tank oder Teller, also zwischen Biokraftstoffen und Nahrungsmitteln, gesprochen. Diese Diskussion wird durch das Sunliquid®-Verfahren vermieden, da nur die Reststoffe bzw. Abfälle aus der Agrarwirtschaft umgewandelt werden. Dabei lässt sich das Verfahren flexibel auf die jeweils regionalen verfügbaren Rohstoffe einsetzen, in dem die Mikroorganismen stets an die verfügbaren Agrarrohstoffe angepasst werden. Das Potential ist hierbei beachtlich. Aus 4 bis 5 Tonnen Agrarresten wie Stroh kann etwa eine Tonne Bioethanol gewonnen werden. Das reicht, um mit einem Kraftwagen ungefähr 15.000 Kilometer zu fahren. Im Vergleich mit Benzin werden gleichzeitig bis zu 95 Prozent CO2 eingespart. Auf diese Weise trägt das neue Sunliquid®-Verfahren dazu bei, die weltweite Treibstoffversorgung nachhaltiger, klimafreundlicher und sicherer zu machen.
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