Das Zusammenspiel zwischen der FED und der US-Arbeitsmarktstatistik funktioniert nach wie vor einwandfrei. Dieses Mal wurden die – doch eher positiven – Statements der FED zu Zinserhöhungen durch eher negative statistische Zahlen ("leider, leider" könnten so manche FOMC-Mitglieder nun verkünden) auf Schrottwert herabgestuft. Eine September-Zinserhöhung scheint damit vom Tisch zu sein. Charttechnik: Sollte man die Absicht gehabt haben, eine massive Eintrübung bei den Edelmetall-Chartbildern mit relativ geringem Aufwand anzustreben, so würden sich die beiden vergangenen Mittwoche als ideale Zeitpunkte erwiesen haben. Silber: Seit der 2. Spitze des Doppel-Tops ging es relativ zügig runter, wobei sich Silber anfangs in der Region zwischen 38- und 50%igem Fibo-Retracement der 5. Progressionsbewegung eingependelt hatte und nach den bekanntgegebenen Arbeitsmarktzahlen oberhalb des 38%-Retracements ansiedelte. Nach Vollendung einer solchen Top-Umkehrformation (Durchbruch des Zwischentiefs bei USD 19,27) ist es nicht unüblich, dass der Wert nochmals an diese Marke zurückkehrt, an dieser abprallt, bevor es danach weiter Richtung Süden geht. Entsprechend bullisch war dann auch die freitägige Überwindung dieser Marke (gelb) per Schlusskurs. Dabei wurden sowohl die EMA 50 zurückerobert, als auch zwei unmittelbar daran angrenzende ›windows‹ mit Sperrfunktion ausser Kraft gesetzt. Das untere der beiden wurde dabei komplett aus dem Weg geräumt, während das obere (FED-Zinskarotte) kurzerhand umgewandelt wurde und nun eine komfortable Unterstützung darstellt. Wer hätte nach einer solchen kurzfristig massiven Eintrübung noch damit gerechnet? Doch nicht nur im Tageschart hat sich das Bild aufgehellt; auch im Wochenchart wurde ein vorwöchiges ›falling window‹ in ein Unterstützungs-Fenster umgewandelt. War die Freitagskerze ein Warnschuss der Edelmetalle an die FED? Jedenfalls wurde mit der Zurückeroberung dieses ›windows‹ die FED-Zinskarotte eindeutig als solche erkannt und nach 10 Handelstagen mit Dank zurückgegeben. Gold: Die drei Helferlein dieses Edelmetalls befinden sich in nahezu unmittelbarer Nähe. Sie nennen sich das BREXIT-Fenster (USD 1.271,28-1307), eine bereits als Unterstützung manifestierte Aufwärtstrendlinie mit ihrem Ursprung im Dezember letzten Jahres sowie zuguterletzt die EMA 200. Die beiden ersteren handelten in einem Bereich, bei dem der noch junge Aufwärtstrend intakt bliebe, letzterer befindet sich gerade an der Kippe dieses Schlüssellevels. Positiv ist der ausgebliebene unmittelbare Abverkauf nach Unterschreitung des Zwischentiefs (USD 1.312,78), ja sogar die Rückeroberung der darüberliegenden Zone inclusive der EMA 50 am Freitag. Die Tageskerzen in dieser Woche haben zudem einen Abwärtskanal (weiss) in dieser 2. Regressionsphase sichtbar gemacht, dessen untere Kanalgrenze an den beiden Tagen vor Bekanntgabe der statistischen Zahlen angelaufen wurde. Dieser Abwärtskanal verläuft interessanterweise ziemlich parallel zur "Abwärtstrendlinie seit Allzeithoch" und lässt damit eine Prolongation des pole dance vermuten. Nach unten ist ja, wie bereits eingangs erwähnt, für Short-Kontrakt-auf-den-Comexmarkt-Werfer der Weg mit – aus Sicht der Shorties – doch einigen Hürden abgeriegelt. Somit scheint der Goldweg vorerst weiter "kanalisiert" zu bleiben. Barrick Gold: Wie BloombergMarkets berichtete, reduzieren zahlreiche Fonds derzeit ihre Positionen im Minensektor. Adage Capital Partners hat 31% seiner Barrick-Aktien verkauft. Selbst Renaissance Technologies, ein Hedgefonds, der sich beim Trading auf Algorithmen verlässt, hat im zweiten Quartal ein Drittel seiner Wertpapiere von Barrick veräußert. Charttechnisch lief Barrick nach dem vergeblichen Versuch, die zum Widerstand mutierte Aufwärtstrendlinie mit dem Ursprung April dieses Jahres, zu überwinden, schnurstracks weiter Richtung Süden, um dort einmal das 5. Fixseil "verbockte US-Arbeitsmarktstatistik", das in der 8. Progressionsbewegung seinen Ursprung hat, anzutesten. Das tat es noch dazu mit 3 soliden roten Kerzen, unterlegt mit fettem Handelsvolumen. Testergebnis: negativ. Auswirkung: das 5. Fixseil wurde erstmal zum Widerstand, den Barrick dann aber am Freitag mit US-Schützenhilfe überwinden konnte. Somit hat dieses 5. Fixseil, nachdem es beide Funktionen ausgeübt (erst Unterstützung, dann Widerstand) und durch die Kursbewegungen schlussendlich verloren hatte, seine Wirkungsenergie verbraucht und konnte damit aus dem Chart entfernt werden. Sieht man sich die 5 Kerzen der letzten Handelswoche als Gesamtinstallation an, so zeigt sich diese als äusserst freundlich. In dieser Woche fand gewissermassen nach neuerlichen Kursverlusten am Mittwoch, am Tag der 2. Comex-Papiergoldattacke, mit einem ›spinning top‹ unter hohem Volumen eine Vollbremsung statt. Donnerstag gab es mit einem ›bullish engulfing pattern‹ das Signal zur Umkehr und am Freitag wurde auch bereits angezeigt, wo Barrick momentan seinen Meister gefunden hat, nämlich in der Aufwärtstrendlinie (rot strichliert), aus der 6. Regression kommend. Barrick hat damit das zur Zeit am wenigsten erfreuliche Chartbild, denn: nicht nur, dass eben diese Aufwärtstrendlinie nach oben absperrt; hier gilt es besonders auf das bereits beim Silber erwähnte Zurücklaufen an das Zwischentief (USD 19,53, gelb) samt eventuellem Abprall und nachfolgendem Südkurs zu achten. Eine (unmittelbare) Überwindung dieser Schwelle bei einem Anlaufversuch wäre deshalb immens wichtig. Doch: sieht man sich den Chart oberhalb dieses Zwischentiefs (gelb) an, kann man die Schwierigkeit dieses Unterfangens ermessen. Bei einem Südkurs dient als Stütze in dieser Zone die nahende EMA 200. Barrick ist in dieser – definitionsgemäss (!!!) – immer noch trendlosen Phase schwer angeschlagen und mit einem RSI von ca. 36 ziemlich überverkauft, was nicht zuletzt Gewinnmitnahmen und den eingangs erwähnten Fonds-Umschichtungen zu verdanken ist. Angesichts dieses Chartbilds wäre es für Barrick daher besser, sich von diesem Zwischentief erstmal fernzuhalten und stattdessen seitwärts zu laufen, bis die nötige Energie zur Überwindung von ausserhalb geliefert wird. Oftmals wird das oben erwähnte ›bullish engulfing pattern‹ nochmals angelaufen und seine definitionsgemäss unterstützende Funktion (USD 16,75) getestet, bevor es weiter Richtung Norden geht. Fazit: Die von der FED gefahrene Strategie ist bei den Edelmetallen (noch) erfolgreich, besonders in Kombination mit der Überflutung des Papiergoldmarktes zur rechten Zeit mit entsprechenden Kontrakten. Man könnte fast den Eindruck bekommen, dass diese praktizierte Strategie (FED-Ankündigungen und Arbeitsmarktzahlen immer ein klein bisschen widersprüchlich zu halten) immer durchsichtiger und augenscheinlicher wird. Mit anderen Worten: Das Vertrauen in die Handlungsfähigkeit und -stärke der Notenbank kann damit irgendwie noch aufrecht erhalten werden, auch wenn die Methode absurd und die Realität fern allen Gebrabbels sich darstellt. Dennoch: noch (!!!) haben sie damit Erfolg, aber lange wird sich die Marktteilnehmerschaft dieses Spiel nicht mehr ungerührt ansehen.
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