MediGene hat einen Restrukturierungsprozess hinter sich, um die Finanzierung weniger Kernprojekte (EndoTAG-1, RhuDex, AAVLP) zu sichern. Für die Weiterentwicklung von EndoTAG-1 in Phase 3 ist man bestrebt einen weiteren Partner zur Finanzierung mit an Bord zu holen. Veregen Umsätze bilden die Basis für Co-Entwicklungen der Pipelineprojekte mit weiteren Pharmapartnern. Ohne Pharmapartner müsste MediGene zur Finanzierung der fortgeschrittenen Projekte in der Pipeline neues Kapital einwerben.
Es stellt sich also die Frage, warum sich MediGene ausgerechnet jetzt mit Wilex zusammenschließen sollte, statt erst einmal selbst den Wert der eigenen Pipeline durch Partnerschaften mit Pharmaunternehmen zu heben.
Zu Wilex: der mit Jod-124 radioaktiv markierte Girentuximab Antikörper zur PET Diagnose ist von der FDA in eine weitere P3 geschickt worden. Die bisher gezeigten P3 Daten reichten für eine Zulassung nicht aus. Es stellt sich hier die Frage, ob, wann und wie viele Umsätze zur Finanzierung der eigenen Pipeline in 3-5 Jahren zu erwarten sind, um die eigenen Projekte in der Pipeline zumindest teilweise zu finanzieren. Die Marktrampe wird aufgrund des vorhandenen Wettbewerbs nur langsam steigen, sollte keine überragende klinische Relevanz für dieses Diagnostika nachgewiesen werden.
WX-671: die erreichten 13,5 Monate Overall Survival für local advanced - non metastatic BSDK sind im Vergleich zum Kontrollarm ordentlich. Im Vergleich zur EndoTAG-1 BSDK Studie, die ca. 80% Patienten mit metastasiertem BSDK einschloss, war das Ergebnis für Patienten des 2. Teils mit der Möglichkeit mehr als einen Zyklus EndoTAG-1 bei Ansprechen der Therapie zu erhalten aber vergleichbar. Trotz des schlechteren Gesundheitszustandes der mit EndoTAG-1 behandelten Patienten lag die mediane Überlebenszeit bei 13,6 Monaten und die 12-Monats-Überlebensrate bei 52%.
Die vorläufigen Daten von WX-671 in der Indikation HER-2 negative BC sehen bisher gut aus. Hier muss man nun auf die finalen OS Daten warten, um sie z.B. mit der Sorafenib + capecitabine P2b-Studie vergleichen zu können.
Es stellt sich außerdem die Frage, ob MediGene daran interessiert ist, die ehemalige onkologische UCB Pipeline weiter zu entwickeln, wenn man noch nicht einmal mehr Interesse für die eigene mTCR Plattform bei Immunocore zeigt. Die Verträge mit UCB sind aufgrund der eingebauten Optionen nicht ganz einfach zu bewerten. MediGene ist nun auch kein Spezialist für die Antikörperentwicklung, warum sollte man also solche Projekte weiterentwickeln wollen.
Aus meiner Sicht würde MediGene den kleinen Planungsspielraum, der durch die Restrukturierung gewonnen wurde, wieder vollständig in die Tonne hauen. Für die Zukunft wünsche ich mir da eher die Intensivierung der eigenen Verpartnerungsaktivitäten für die laufenden Projekte und später, bei besserer finanzieller Ausstattung und höheren Kursen, die Lizenzierung einzelner onkologischer Kandidaten für die frühe klinische Entwicklung.
Mein Fazit: Wilex ist derzeit kein Kandidat für einen Merger mit MediGene. Jede Firma muss zuerst das eigene Schiff flott bekommen und das dauert, wie bei MediGene zu sehen, meist länger als geplant. MediGene muss sich derzeit sicherlich keine neuen Risiken einkaufen.
Meines Erachtens sollte MediGene die Beteiligung an der mTCR Technologie erhalten und die eigene AAVLP-Entwicklung ausweiten. Diese Plattformen bringen bei weiterer erfolgreicher Entwicklung Fantasie in den Wert und erlauben gleichzeitig frühe Partnerschaften mit Pharmaunternehmen oder im Falle von Immunocore sogar einen Börsengang. Voraussetzung für die Finanzierung dieser Projekte ist, dass zumindest die RhuDex PBC Studie recht schnell das Tor für eine Blockbuster Indikation wie RA öffnet. |