Dialog SemiconductorAktienkurs zwischen Bergfahrt und Konsolidierung 25. Februar 2010 Die vergangenen 12 Monate war für viele Aktienkurse ein Jahr der Erholung und damit starker Kursgewinne. So stieg der Aktienkurs des Halbleiterherstellers Infineon um rund 560 Prozent, der des Medienkonzerns Pro 7-Sat 1 um 675 Prozent. In den Schatten gestellt werden solch exorbitanten Zuwächse indes von einer Aktie: Mehr als 1.500 Prozent kletterte die Notierung des im TecDax gelisteten Halbleiter-Unternehmens Dialog Semiconductor. Hatten Anleger auf dem Tiefpunkt der Notierung im Dezember 2008 noch 48 Cent für den Anteilsschein bezahlt, so kostet dieser derzeit 11,15 Euro - mehr als 23mal soviel. Doch die Aktie des Unternehmens war schon viel teurer: 1999, beim mäßig erfolgreichen Börsengang betrug die Marktkapitalisierung 453 Millionen Euro und erreichte im Februar 2000 gar 1,7 Milliarden Euro, mithin mehr als das Achtfache des seinerzeitigen Jahresumsatzes bei einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von rund 120. Drastische Umsatzeinbrüche in der VergangenheitAber nicht nur das Platzen der Blase sorgte dafür, dass der Kurs des Unternehmens, das für Kunden wie Sony-Ericsson, Apple und Bosch vor allem Chips für das Energiemanagement entwickelt, dramatisch fiel. Ebenso deutlich fielen die Umsätze und sanken vor allem aufgrund eines drastischen Nachfrageeinbruchs aus der Mobilfunkindustrie zwischen 2000 und 2002 um rund zwei Drittel. Noch bevor sie sich aber der Umsatz auf das Niveau des Jahres 2000 von rund 214 Millionen Euro wieder hatten erholen können, folgte 2006 und 2007 ein weiterer Umsatzeinbruch um mehr als die Hälfte. Abermals war dies der Mobilfunkbranche geschuldet. Seinerzeit stellte diese von GSM- auf UMTS-Produkte um. Vor allem aber schlug der Konkurs des Handyherstellers BenQ ins Kontor. Seit 2008 profitiert Dialog aber in hohem Maß vom Smartphone-Boom, besonders von Apples iPhone. 2008 erzielte das Unternehmen nach sieben verlustreichen Jahren erstmals wieder Gewinn und konnte diesen im vergangenen Jahr auf 23,5 Millionen Euro verfünffachen, wobei ein Viertel des Gewinnes auf einen positiven Steuereffekt zurückging. Mit 156,5 Millionen Euro ist die Umsatzgröße allerdings immer noch bescheiden und liegt wechselkursbedingt immer noch unter dem Niveau des Jahres 2000. Da das Unternehmen aber seit 2007 in Dollar bilanziert, brachte 2009 dennoch einen Umsatzrekord.Die Marktkapitalisierung ist im Zuge des rasanten Kursanstiegs wieder auf 691 Millionen Euro gewachsen und beträgt mehr als das Vierfache des Umsatzes. Analysten gehen davon aus, dass in den kommenden Jahren keine zyklischen Umsatzeinbrüche mehr zu befürchten sind und prognostizieren bis zum Jahr 2012 im Mittel eine Verdopplung des Jahresumsatzes. „Wir gehen davon aus, dass Dialog auch 2010 und in den Folgejahren seinen überproportionalen Wachstumskurs fortsetzen wird“, schrieb DZ-Bank Analyst Harald Schnitzer im Anschluss an die Vorlage der vorläufigen Geschäftszahlen Mitte des Monats. Der Smartphone-Markt wachse stärker als bislang gedacht. Dialog sei sehr prominent vertreten und sei gut gerüstet, um in den nächsten Jahren seinen Umsatz um durchschnittlich 30 Prozent steigern zu können. Zwischen Gewinnmitnahmen und RekordkursDas Unternehmen selbst gibt sich etwas zurückhaltender: Die Erholung des Halbleitermarktes sei von der makroökonomischen Entwicklung und der des Verbrauchervertrauens abhängig. Gerade letzteres ist nach der jüngsten Ergebung besonders in den Vereinigten Staaten wieder deutlich gesunken. Trotz dieser Unsicherheiten am Markt sei Dialog aber weiter von seiner Fähigkeit insgesamt überzeugt, ein stärkeres Umsatzwachstum als der Markt erzielen zu können. Den Gewinnanstieg veranschlagen Analysten im Durchschnitt auf mehr als das Dreifache. Folgt man diesen Vorhersagen, so erscheint das durchschnittlich geschätzte Kurs-Gewinn-Verhältnis mit 17,3 für das laufende und 13,5 für das kommende Jahr durchaus maßvoll. Allerdings ist die Notierung nach dem Neun-Jahres-Hoch bei 12,22 Euro am 17. Februar in der laufenden Woche deutlich unter Druck geraten und hat mittlerweile rund 10 Prozent abgegeben. Schon lange werden Gewinnmitnahmen befürchtet - mit dem Verkauf von rund 45.000 Aktien setzte Aufsichtsratsmitglied Christopher Burke ein negatives Signal. Händler gehen trotz des geringen Umfangs davon aus, dass dies für einige Anleger wohl ein Zeichen gewesen sei, nach der jüngst sehr starken Kursentwicklung Gewinne mitzunehmen. Bislang hält die charttechnische Unterstützung bei 10.85 Euro indes, was als Indiz dafür gewertet werden kann, dass immer noch genügend Anleger an eine weiter gute Kursentwicklung glauben. Die in dem Beitrag geäußerte Einschätzung gibt die Meinung des Autors und nicht die der F.A.Z.-Redaktion wieder.
Text: @cri Bildmaterial: F.A.Z. |