Einige Wochen lang dümpelte die Aktie von Conergy vor sich hin, nachdem es im April dieses Jahres zu massiven Schwankungen gekommen war. Mit der Ruhe war es am 25. August vorbei: Die Conergy-Aktie schoss in zwei Handelstagen in der spitze von 0,63 Euro auf 1,18 Euro und fiel anschließend wieder deutlich zurück. Die Unterstützung bei 0,77/0,79 Euro konnte die TecDAX-notierte Aktie aber halten, die Hürde bei 0,91 Euro aber nicht mehr attackiert werden. Mit 0,84 Euro beendete das Papier eine turbulente Handelswoche, in der einige „Shorties“ arg in Bedrängnis geraten waren, was den zwischenzeitlichen Hype nur noch weiter anfachte. Dass die Aktie den Widerstandsbereich bei 1,14/1,20 Euro mit einem Verlaufshoch bei 1,18 Euro nicht überwinden konnte, verhinderte weitere Rallyebewegungen des Cleantech-Papiers – ein Break hierüber hätte das Papier durchaus in Richtung 1,90 Euro steigen lassen können.
Was war passiert? In den USA tat sich auf den ersten Blick wenig spektakuläres: Ein Gericht hat eine Klage von Conergy gegen den Waferproduzenten MEMC zugelassen. Es geht um Wettbewerbsbehinderungen, die Conergy anprangert und aufgrund deren die Gesellschaft den milliardenschweren Wafer-Liefervertrag für das neue Werk in Frankfurt (Oder) als unwirksam ansieht. Der Streit schwelt zwischen den beiden Unternehmens bereits seit einigen Monaten und hatte mehrfach für eine Verschiebung der Vorlage der 2008er-Bilanz von Conergy gesorgt. Die Verhandlungen scheiterten, sorgten bei den Hamburgern für millionenschwere Sonderbelastungen in der 2008er-Bilanz und landeten letztlich vor Gericht.
Tatsächlich aber geht es bei dem Streit um mehr als ein „paar“ Millionen Dollar, die Conergy als Anzahlung geleistet hat und abschreiben musste. Der Vertrag ist einer der großen Belastungen für das angeschlagene Unternehmen. 2007 im Branchenhype abgeschlossen, als die Sicherung der Rohstoffversorgung bei stark expandierenden Solarunternehmen als existenziell notwendig angesehen werden musste, sind die vereinbarten Lieferpreise der Wafer nach dem Rutsch der Preise in der Solarbranche im Zuge der aus der Finanzmarktkrise resultierenden Projekt-Finanzierungsprobleme mittlerweile viel zu hoch angesetzt. Experten bewerten die Probleme, die der Vertrag für die Hamburger mitbringt, daher als existenziell. Entsprechend groß dürfte die Erleichterung ausfallen, wenn sich Conergy vor Gericht durchsetzen und der Vertrag gekippt werden kann – der Kurshype der vergangenen Tage gibt einen Vorgeschmack.
Doch Vorsicht ist weiterhin angebracht: Die Klage ist zugelassen, das US-Gericht hat sogar durchblicken lasse, dass es davon ausgehe, dass der Vertrag Conergy im Wettbewerb behindere. Doch entschieden ist noch nichts, Geduld wird bei dem Verfahren, das sich länger hinziehen kann, gefragt sein. So verweisen Marktbeobachter zwar durch die neuen juristischen Entwicklungen auf sinkende Insolvenzvgefahren für Conergy, bleiben insgesamt aber zurückhaltend. Vor dem Hintergrund bleiben weitere Kursanstiege der Aktie zwar möglich, vor allem wenn erneut Gerüchte oder Nachrichten um den Vertrag mit MEMC aufkommen oder Short-positionierte Anleger erneut auf dem falschen Fuß erwischt werden. Positionierungen in dem Papier bleiben aber hoch spekulativ – zumal bei der Commerzbank Abgabebereitschaft bestehen soll, was Kursanstiege begrenzen würde. Die Bank kam im Zuge der Übernahme der Dresdner Bank recht unfreiwillig in den Besitz eines derzeit rund 37-prozentigen Conergy-Paketes, das die Dresdner im Zuge der existenzrettenden Conergy-Kapitalerhöhung im Dezember 2008 übernehmen musste. Der Ausgabepreis damals: 1,10 Euro, in den vergangenen Tagen erstmalig seit April wieder erreicht. Bereits im Dezember wies Conergy darauf hin, dass die Banker die damals übernommenen rund 155 Millionen Aktien in einem nicht näher genannten Zeitrahmen wieder veräußern wollen.
Bei der Conergy-Aktie erscheint derzeit vieles möglich: Ein Rückfall in die „Dümpelei“ genauso wie eine volatile kurzfristige Zukunft, die sich an den charttechnischen Marken orientiert: Unterstützend wirkt 0,77/0,79 Euro, Hindernisse liegen bei 0,91 Euro sowie in den Zonen knapp unterhalb der Ein-Euro-Marke sowie bei 1,14/1,20 Euro, die durch das Rallyehoch vom 26. August bestätigt und als Widerstand verstärkt wurde.
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