Der Spiegel hat nun wieder ein ganz edles Tröpfchen aus dem Propagandaregal gezogen. Das Sinnbild für Neid und Umweltzerstörung, ein Porsche SUV, soll auf den Scheiterhaufen. Am Porsche Cayenne V6 TDI will man nach aufwändigster Recherche und mit Hilfe des TÜV Nord Abgastricks gefunden haben. Porsche soll die Getriebesoftware so manipuliert haben, dass der Typzulassungsmodus erkannt und damit ein anderes Schaltprogramm mit der Folge höherer Emissionen aktiviert werden kann. Das bestätigen gleich 3 Experten. "Die bei diesem Test gemessenen Abgaswerte liegen über dem für die Typenzulassung geltenden Grenzwert", sagt der TÜV Nord. Dass Kunden und Staat betrogen werden, weil "Porsche gegenüber seinen Kunden und den Zulassungsbehörden niedrigere Verbräuche und NOx-Emissionen angeben kann, als das Fahrzeug in der Realität hat", sagt ein Hochschulprofessor für Motorentechnik. Und last but not least verkündet ein Verwaltungsrechtsprofessor das Urteil "Porsche verwendet hier eine Abschalteinrichtung, die nach europäischem Recht verboten ist".
Damit nicht genug, legt der Spiegel noch einmal nach. Wenn man die ganze Affäre schon verpennt hat, darf man so einen Fisch am Haken nicht entkommen lassen. In einem Folgeartikel wird Porsche vorgeworfen, dass ja gerade in Stuttgart die höchsten Nox Konzentrationen Deutschlands gemessen werden und Porsche mit seinen Tricks quasi die eigenen Mitarbeiter vergifte. Damit nicht genug, ordnet man diesen Tricks die Ursache für die hohen NOX Werte in Stuttgart zu: "Was dort beschrieben wird, ergibt eine weitere, sehr plausible Erklärung für die hohen Stickoxid-Konzentrationen in Stuttgart und anderswo", sagt der Geschäftsführer der deutschen Umwelthilfe (DUH) in diesem Artikel. Die weiteren Zeugen aus Verbraucherschutz und Grünen steigern sich dann in Ihren Vorwürfen von Betrug über Schadenserstz bis hin zu generellen Dieselverboten und schließlich ins Staatsversagen.
Das hört sich alles ganz schlimm und - vor allem bei soviel zitierter Expertise - plausibel an. Aber was ist tatsächlich passiert und was hat das tatsächlich für Konsequenzen?
Fangen wir mit dem Vorwurf an. Porsche soll also das Getriebe so manipulieren, dass es das Auto im realen Fahrbetrieb mit Kurven und Steigungen (= Unterscheidungsmerkmal zum Testzyklus) Abgasemissionen produziert, die über dem Wert der gesetzlichen Typzulassung liegen. Es wird weder gesagt, welche Emissionen das sind und es wird kein Wert angegeben, um wieviel dieser Grenzwert überschritten wird. Das deutet darauf hin, dass die tatsächlichen Zahlen eher unter ferner liefen notieren, ansonsten hätte man sie gemeldet. Auch, dass man hier nur über das Getriebe und nicht den Motor spricht, deutet in diese Richtung. Die Tatsache an sich ist eine klassische Tautologie. Je sportlicher die Fahrweise (Querbeschleunigung) und je höher die Last (Steigung), desto ungünstiger die Schaltzyklen, desto höher der Verbrauch. Soll das jetzt eine Überraschung oder gar Betrug sein? Abseits des mehr als gemütlichen Prüfstands will ich als Porsche-Käufer keine Umweltgedenksekunde mit dem Gangwechsel verbringen, sondern erwarte sogar, dass sich da was tut, wenn ich bergauf oder in Kurven den Fuß in die Ölwanne stelle. Eine Täuschung des Käufers sehe ich da weit und breit keine. Dass die Verbrauchs- und Abgaswerte außerhalb des Normzyklus nicht eingehalten werden, ist ein seit Jahrzehnten akzeptierter Standard und dürfte einen Porsche-Besitzer am allerwenigsten grämen, ganz im Gegensatz zu den Neidern, die sich so ein Spielzeug nicht leisten können oder aus falschen moralischen Gründen heraus wollen.
Auch rechtlich dürften es die Kläger hier sehr schwer haben. Wenn der Wagen im Typgenehmigungsprüflauf die Grenzwerte einhält und dies bei vergleichbaren Lasten auch im Realbetrieb tut, wie Porsche behauptet, prallt jeder weitere Verdacht ab. Auf den Vorschlag Porsches, einen neuen Praxis-Test mit dem TÜV und Spiegel zusammen zu machen, um die Diskrepanzen zu klären, ist der Spiegel nicht eingegangen. Wäre ja doof, wenn sich die Anschuldigungen als unbegründet herausstellen sollten. Ich bin mir ziemlich sicher, dass Porsche hier nicht pokert.
Dann wäre da noch das Märchen mit den Stuttgarter Stickoxidbelastungen, die laut DUH den Tricks der Automobilhersteller geschuldet sind. Ich hatte weiter oben schon gezeigt, dass diese Belastungen laut Umweltbundesamt seit Jahrzehnten kontinuierlich fallen und auch nicht kürzlich erst gestiegen sind. Die Tricks haben, wenn dann nur einen stärkeren Rückgang verhindert. Die Ursache für höhere Belastungen sind sie nicht. Ein moderner Diesel produziert selbst mit den Tricks real weniger Stickoxide als sein Vorgänger. Ebenso ist das ganze Gesundheitsgefährdungsgeschwafel an den Haaren herbeigezogen. Diese Nox-Toten existieren nur in einer Statistik. In der Realität hat gerade Stuttgart die höchste Lebenswerwartung. Letztere hängt offenbar an anderen Faktoren als ein paar Microgramm Nox. Vielleicht sogar am Lebensgefühl, das gerade ein Porschekäufer hat? Wer weiß.
Aber die Botschaft ist klar: Diesel ist schlecht, Porsche ist schlecht, Auto ist schlecht, Industrie ist schlecht, weg mit alledem! Wir wollen unsere Ruhe! Leute sollen gefälligst daran sterben, was politisch opportun ist und offiziell als Ursache definiert wird. Und überhaupt muss am Stuttgarter Neckartor für eine Einheitsmiete von 5 Euro/m² auf dem Balkon gefrühstückt werden können. Brave new world eben.
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