Zwar nicht ganz so schlimm wie BILD, doch ebenfalls viel Populismus, wenig Ahnung.
Natürlich ist die Ukraine auf die Hilfe des Westens, vor allem den USA ( als Großmacht ) angewiesen, das war von Anfang an klar und alles Andere wäre überraschend gewesen.
Doch war es ebenfalls sehr überraschend, dass die Ukraine den Überfall der scheinbaren Großmacht Russland überstehen und Russland weit in den Osten/Süden zurückdrängen konnte.
Erst nachdem Russland seine Ziele deutlich reduzierte und seine Truppen punktuell auf wenige Punkte konzentrierte, konnte Russland wieder Bodengewinne vermelden. Diese Gewinne sind im Zeitverlauf betrachtet, minimal. D.h. wenn Russland das Ziel haben wollte, die gesamte Ukraine einnehmen zu wollen, würde der Krieg noch Jahre andauern.
Zu glauben, dass Russland diese Art des Krieges über solch lange Zeiträume wird aufrechterhalten können, finde ich ziemlich naiv, denn solch ein Krieg ist vor allem ökonomisch nicht lange durchzuhalten, erst recht nicht, wenn man sich Sanktionen ausgesetzt sieht und es die Handlungsspielräume dauerhaft einschränkt. Selbst wenn Russland alternative Wege findet, z.B. Indien oder China, so wäre es naiv zu glauben, dass Indien und auch China das Handelsvolumen des Westens wird ersetzen können. Und selbst wenn China oder Indien ihre Importe aus Russland ausweiten, so geht das letztendlich vor allem über den Preis. Indien erhält Beispielsweise Kohle aus Russland mit einem Discount von 30%. Das ist auch nachvollziehbar, denn Indien, welches selbst ökonomisch wenig Spielräume hat, wird seine Importe aus Russland nicht ohne Weiteres Verzehnfachen können.
Viele Kriege, u.a. auch der Irakkrieg, wurde letztendlich vor allem auch deshalb beendet, weil es z.B. für die USA ökonomisch nicht mehr haltbar war. Viele Kriege in der Historie der Menschheit endeten nicht, weil es einen Sieger im Kampf gab, sondern weil eine Seite schlichtweg ökonomisch am Ende war. D.h. wenn selbst die USA durch ihre Kriegsaktivitäten ökonomisch an ihre Grenzen gelangten, ohne dass sie Sanktionen fürchten mussten, ohne dass sie eine vergleichbar schwach entwickelte Wirtschaft wie Russland vorzuweisen hatten, so finde ich es schon abenteuerlich zu glauben, dass Russland in der Lage sein wird.
Was Russland momentan macht ist, von dem zu zehren, was bereits vorhanden ist und in den vergangenen Jahren/Jahrzehnten aufgebaut wurde. Doch das wird irgendwann zur Neige gehen, verschleißen und der Nachschub dann enorme Aufwendungen erfordern, welche Russland nicht in diesem Maße haben wird. Ein weiteres Problem ist auch personeller Natur. Große Teile der russischen Armee sind Wehrdienstleistende und keine Berufssoldaten. Mit der Zeit werden jedoch immer mehr Berufssoldaten verschleißen und wen schickt man dann in den Krieg? D.h. man muss Berufssoldaten für einen in Russland unpopulären Krieg gewinnen. Das wird man nur erreichen, indem man die Vergütungen deutlich anhebt, womit die Personalkosten massiv steigen werden.
Ob Russland dieses Geld wird aufwenden können, während das Land mit sozialen existenziell bedrohlichen Verwerfungen zu tun hat? Ob das dann populär ist, dass Putin dann die Öl-/Gas-Milliarden in einen Krieg steckt, während das eigene Volk Armut und Hunger leidet und Job sowie Existenz verliert?
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