10.03.07 15:21 Börsenausblick: US-Daten machen Aktienkäufern Mut Anzeichen für einen robusten Arbeitsmarkt in den USA haben die Hoffnung auf steigende Aktienkurse geschürt. Aktienstrategen sehen die Chance, dass die verbesserte Stimmung an der Wall Street in der neuen Woche anhält.
Die Börsen in New York, Frankfurt und Tokio haben in der vergangenen Woche die Hälfte der Kursverluste wettgemacht, die sie beim Ausverkauf Ende Februar erlitten hatten. Als Hauptgrund für die Marktkorrektur galt die Angst vor einem US-Abschwung.
Angesichts schwindender Konjunkturängste haben sich die Aussichten für die Rentenmärkte dagegen eingetrübt. Die Beruhigung am Finanzmark könnte Anleger dagegen wieder in Carry Trades locken, bei denen sich Investoren in niedrig verzinsten Währungen wie japanischen Yen oder Schweizer Franken verschulden, um die Mittel in hoch verzinster Valuta anzulegen.
Der Dax schloss mit einem Wochenplus von 1,7 Prozent bei 6716,52 Punkten. Der europäische Stoxx 50 legte ebenfalls 1,7 Prozent zu. Japans Nikkei verlor 0,3 Prozent. Der marktbreite US-Index S&P 500 rückte um 1,13 Prozent vor.
Die Richtung habe in den vergangenen Tagen gedreht, sagte William Hummer vom Anlagehaus Wayne Hummer: "Diese Wende sollte sich in den nächsten Tagen als tragfähig erweisen." Dass der US-Markt den größten Teil der Gewinne in den vergangenen Tagen halten konnte, sei ein gutes Zeichen, sagte Greg Church vom Investmentberater Church Capital: "Damit sollten wir uns wieder nach oben orientieren können."
Stärkere Kursschwankungen nicht ausgeschlossen
Strategen schließen stärkere Kursschwankungen für die kommende Woche nicht aus. Zum Auslöser könnten nicht zuletzt die Inflationsdaten werden, die in der zweiten Wochenhälfte anstehen. US-Experten beurteilen die Inflationsgefahr weiterhin sehr unterschiedlich - die Urteile reichen von "unter Kontrolle" bis "bedrohlich". Starke Konjunkturdaten in der kommenden Woche könnten den Aktienmarkt eher belasten, weil sie die für August erwartete Zinssenkung unwahrscheinlich machten, sagt Aktienstratege Steffen Neumann von der Landesbank Baden-Württemberg.
Nicht nur wegen der ungewissen Geldpolitik rechnen viele Analysten mit stärkeren Marktschwankungen als vor der Korrektur. "Einige der wichtigeren Unruheherde im Aktienhandel bleiben uns fürs Erste erhalten. Dazu gehören die Krise des Immobilienmarkts und die weitere Entwicklung im Iran-Konflikt", sagte Michael Sheldon von der Investmentbank Spencer Clarke. Die Krise des US-Baufinanzierungssektors droht nach den Darlehen der Schuldner mit geringer Bonität ("Subprime") auch Kreditnehmer mit besserer Bonität und möglicherweise größere Teile der Finanzbranche zu erfassen.
"Das Subprime-Debakel wächst sich vom Störfeuer zum Flächenbrand aus", sagte Barry Ritholtz, Präsident von Ritholtz Capital Partners: "Zudem lässt der Immobilienmarkt, jahrelang die tragende Säule der Konjunktur, immer noch nicht das Ende einer Talsohle erkennen." In New York grassiert die Furcht vor einer Branchenimplosion ("Meltdown").
Quartalszahlen von US-Brokern
Quartalszahlen kommen von den US-Brokern Goldman Sachs , Lehman Brothers und Bear Stearns . Gute Ergebnisse könnten europäischen Investmentbanken Auftrieb geben, die in der vergangenen Woche bereits von der Heraufstufung des Sektors auf "Neutral" von "Untergewichten" profitierten.
Trotz der Sorgen um die US-Wirtschaft erwarten die Strategen der WGZ Bank, dass die jüngste Korrektur der Börsen nicht von Dauer sein werde - insbesondere wegen des "erfreulich kräftigen Wachstums im Euroraum". Die Rally werde weitergehen, sagt auch Hans-Peter Schupp, Fondsmanager bei Mainfirst. Die Aktienbewertungen seien gemessen an den Konzerngewinnen und den Zinsen am Rentenmarkt immer noch moderat, urteilt Schupp: "Wir haben seit 2005 eine Aktienmarktrally, die durch steigende Unternehmensgewinne getrieben wird. Für diese Marktphase sind vorübergehende Kurskorrekturen typisch." Jede Rally ende erst nach einer Euphoriephase, davon sei der Markt noch ein gutes Stück entfernt, sagt der Fondsmanager.
Die Beruhigung an den Aktienmärkten dürfte Staatsanleihen, die Anlegern als "sicherer Hafen" gedient hatten, vorerst belasten. "Die Rezessionsängste sind nun erste einmal gebannt. Der Markt würde schon mehrere schlechte US-Daten benötigen, damit die Renditen wieder fallen", sagte Ralf Preusser, Anleihestratege der Deutschen Bank.
Zinssenkungserwartungen in den USA praktisch halbiert
Das wirkte sich dramatisch auf die geldpolitischen Prognosen aus. "Die Zinssenkungserwartungen in den USA haben sich praktisch halbiert: Vor den Daten war eine Zinssenkung am 28. Juni zu 60 Prozent in den Kursen eingepreist, danach nur noch zu 30 Prozent", sagte Michael Klawitter, Devisenstratege von Dresdner Kleinwort.
Das ließ am Freitag vor allem die US-Rentenmärkte kräftig korrigieren. Die Rendite zweijähriger US-Staatsanleihen schnellte allein am Freitag um hoch. "Der Arbeitsmarktbericht war stimmungsentscheidend für die nächsten Wochen", prognostizierte Kornelius Purps, Zinsanalyst von Unicredit. Anleger würden nun wieder stärker auf Konjunkturdaten achten, sagte Preusser.
Vor allem die US-Einzelhandelsumsätze am Dienstag und Daten vom amerikanischen Immobilienmarkt dürften dabei im Mittelpunkt stehen. Auch die Entwicklung bei Aktien werde den Rentenhandel beeinflussen, sagten Analysten.
Euro nicht unter 1,3050 $ erwartet
Von dem etwas optimistischeren Konjunkturbild dürften laut Klawitter die hoch rentierlichen Währungen aus Schwellenländern aber auch Hochzinswährungen wie das britische Pfund profitieren. Auch der Dollar dürfte gegenüber dem Euro weiter zulegen. Analysten rechnen aber nicht damit, dass der Euro unter 1,3050$ fallen würde. "Bei solchen Niveaus würde es wieder Nachfrage geben", sagte Klawitter. "Kritische Themen aus den USA wie die Probleme bei Hypotheken schwacher Bonität (Subprime) wird der Markt nicht ganz vergessen", sagte er.
Vorsichtig zeigt sich auch Carsten Fritsch, Devisenanalyst der Commerzbank." Ich glaube nicht, dass es an den Märkten so munter weitergeht. Die Risikoaversion der Anleger ist noch vorhanden, wenngleich auf niedrigerem Niveau", sagte er. "Vorerst dürfte sich der Trend fortsetzen, aber danach sollte man sich fragen, ob die Korrektur wirklich nur eine Atempause war oder ein reinigendes Gewitter."
Von Mark Böschen, Yasmin Osman (Frankfurt) und Christian Schwalb (New York)
Quelle: Financial Times Deutschland |