Gute Nachrichten für Mannheimer Alstom-Werk Großaufträge von RWE / Betriebsrat fordert Rücknahme der Jobabbau-Pläne
Von unserem Redaktionsmitglied Matthias Kros
Mannheim. Gute Nachrichten für den gebeutelten Alstom-Standort Mannheim: Zum einen ist der französische Kraftwerksbauer als wichtigster Auftragnehmer bei der bisher größten Investition des Essener RWE-Konzerns vorgesehen, nämlich beim Bau des Braunkohlenkraftwerks in Neurath bei Grevenbroich. Das bestätigte gestern ein RWE Power-Sprecher. Die Anlage wird eine Leistung von zweimal 1100 Megawatt haben und soll 2,1 Mrd. Euro kosten. Zum anderen bekommt Alstom - ebenfalls vom RWE - den Auftrag zur Erstellung des Genehmigungsantrages für das geplante Kombikraftwerk in Lingen (Emsland) mit einer Leistung von 850 Megawatt. Sobald sich RWE endgültig entscheidet, das Kraftwerk zu bauen, erhält Alstom nach eigenen Angaben auch den Auftrag zur Lieferung und Montage der Anlage. Über dieses Auftragsvolumen wurde gestern zunächst nichts bekannt. Auch ist nicht sicher, ob die einzelnen Kraftwerkskomponenten wie Turbinen und Generatoren, auch tatsächlich in Mannheim gebaut werden. Alstom-Sprecher Immo von Fallois sprach aber immerhin von "guten Chancen auf eine Beteiligung". Insgesamt sei der Auftrag auf jeden Fall ein positives Signal für Alstom Deutschland und eine ermutigende Perspektive für den Standort, sagte der Sprecher. Betriebsratschef Udo Belz forderte von der Geschäftsführung, angesichts der Orders die Pläne zum Abbau von über 900 Stellen in Mannheim zurückzunehmen, zumal noch weitere Aufträge kurzfristig folgen könnten. Laut einer Studie der Unternehmensberatung Boston Consulting plant die Energieerzeuger-Branche in Deutschland heute den Bau von 23 Kraftwerken mit einer Gesamtleistung von 20 Gigawatt. Bis zum Jahr 2025 sollen der Studie zufolge sogar Anlagen mit einer Gesamtleistung von 40 Gigawatt entstehen. Ein Großteil der zu vergebenden Aufträge dürfte dabei an die beiden wichtigsten europäischen Kraftwerksbauer Alstom und Siemens gehen. "Doch selbst wenn wir nur einen Teil davon kriegen, könnten wir den Auftragsboom in Mannheim nach dem Stellenabbau nicht mehr abwickeln", schimpft Belz. In Mannheim wird seit Juni um den Abbau von bis zu 970 Arbeitsplätzen gestritten. Das Management hält das für unumgänglich, weil der Standort sonst nicht wettbewerbsfähig sei. Der Betriebsrat befürchtet dagegen, dass das Werk nach dem geplanten Aderlass "in seiner Substanz gefährdet" sei. Eine Entscheidung wird am 10. Oktober erwartet.
© Mannheimer Morgen - 28.09.2005 |